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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1984/0203
Die Juden in Hechingen als religiöse Gemeinde

b) Menorah

Über einem den Tora-Schrein bedeckenden Vorhang hängt ein von je zwei ebensogroßen
Teilen flankierter Stoffschmuck als Einzelteil des Tora-Überhangs, auf dem die antike biblische
Menorah streng nach der Überlieferung dargestellt wird. Auf der fotografischen Darstellung
des Toraschreins wird sie fast ganz von der davorhängenden ständig brennenden Lampe (Ner
Tamid) verdeckt. Deutlich tritt sie auf der Fotografie des Tora-Vorhangs für das Wochenfest
hervor. Auch auf zwei älteren Tora-Schilden ist das Motiv des siebenarmigen Leuchters zu
sehen444.

Die Darstellung der Menorah ist der Form der antiken Menorah, des Leuchters aus
Stiftshütte und Tempel, nachempfunden, die in Ex 25, 31-40 und in Num 8, 4 beschrieben ist.
Entsprechend dieser Beschreibung in der Tora besteht sie aus einem mittleren Ast, von dem zu
beiden Seiten drei Arme abzweigen. Diese Arme bilden einen nach oben gekehrten Bogen.
Sowohl der mittlere Ast als auch die seitlichen Arme tragen in einer waagrechten Linie je ein
Näpfchen für das Olivenöl. Werden die Lichter angezündet, brennen sieben Lichterflammen in
gerader Linie. Der Leuchter ist so geformt, daß die seitlichen Lichter dem mittleren Licht
zustreben. Der Leuchter gilt als Lichtbaum, dessen Lichter zu einer Einheit verschmelzen, das
Heilige ausleuchten und bis zu Gott emporstrahlen445.

In der Stiftshütte und im Tempel stand dieser Leuchter - massiv und aus reinem getriebenen
Gold - in dem Teil, der als das Heilige bezeichnet wurde. In der Mitte dieses Teils, dem
Vorhang zum Allerheiligsten zugewandt, war der goldene Altar für das Räucherwerk. An der
Wand (wahrscheinlich entlang der rechten Längsseite des Eingangs zum Heiligen) stand die
Menorah. Auf der gegenüberliegenden Seite befand sich der goldene Tisch, auf dem die
Schaubrote lagen.

Die Menorah wurde nach der Zerstörung des zweiten Tempels eines der am häufigsten
abgebildeten jüdischen Motive und damit das älteste Symbol des jüdischen Volkes446.

c) Chanukka-Leuchter

Im Gegensatz zu der antiken Menorah447 ist der Chanukka-Leuchter acht- (bzw. neun-)
armig. An ihm müssen acht- (bzw. neun) Lichter brennen können; gewöhnlich werden Kerzen
verwendet. Zu beiden Seiten des mittleren Astes besitzt der Chanukka-Leuchter vier seitliche
Arme, d. h. insgesamt acht Kerzenhalter. Von diesen acht Kerzenhaltern abgehoben, ragt ein
neunter Arm nach vorne heraus. Das ist der Shammash, der »Diener«, der zum Anzünden der
übrigen acht Lichter oder zu sonstigen profanen Zwecken verwendet wird448.

Auf der fotografischen Darstellung des Toraschreins ist vor der Lade zwischen Betpult und
gedrechselter und verblendeter Abschrankung deutlich ein Chanukka-Leuchter zu erkennen.
Vermutlich hatte er in der Hechinger Gemeinde dort das ganze Jahr über zum Schmuck des
Gotteshauses seinen festen Platz449. Zum Chanukka-Fest steht der Leuchter üblicherweise an
der rechten Seite des Toraschreins, wenn man ihm zugewandt ist. Die Kerzenreihe des
Standleuchters verläuft dann parallel zur seitlichen Wand der Synagoge, in west-östlicher

444 Siehe Abschnitt 2. Tora-Schilde, Zeiger und Aufsätze.

445 Vgl. JRS, S. 103 ff.

446 Vgl. KLJ, S. 207.

447 Der Uberlieferung gemäß brannte sie bei der Wiedereinweihung des Tempels im Jahre 164 v. Chr.
nach dem Sieg der Makkabäer über das Seleukidenreich insgesamt acht Tage lang ununterbrochen, obwohl
sie nur von einem kleinen Krug geweihten Öls gespeist wurde. Zur Erinnerung an dieses Ereignis werden
am Chanukkafest acht Lichter in einer Reihe angezündet.

448 Vgl. JRS, S. 105 und F, S. 141 ff.

449 Siehe hierzu auch JRS, S. 106.

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