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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1984/0221
Die Juden in Hechingen als religiöse Gemeinde

einer Krone versehen, so daß auf ihm insgesamt drei Kronen dargestellt sind477. Auf einigen
Tora-Schilden sind ebenfalls Löwen zu erkennen. Immer treten sie in der Zweizahl auf. Der
Löwe, ein weitverbreitetes Symboltier, gilt als der König der Tiere. Die Bibel erwähnt den
Löwen häufig: Gott gleicht beispielsweise dem Löwen in seiner Macht und Gerechtigkeit; der
Stamm Juda wird mit einem Löwen verglichen. In der Heraldik begegnet der Löwe, meist mit
Bezug auf seine Stärke, oft als Wappenschildhalter478.

Die Macht des Wissens oder schriftlich formulierter Gesetze wird verschiedentlich durch
Bücher oder Schrifttafeln haltende Löwen symbolisiert479.

Säule: Auf dem von Michle Kaulla im Jahre 1803 gestifteten Vorhang, der bei einer
Beschneidung verwendet wurde, sind zwei flankierende Säulen eingestickt. Beide Säulen
werden von Schlingpflanzen umwunden. Die Schlingpflanze der linken Säule ist rechtswindend
, verläuft also gemäß dem Uhrzeigersinn. Gegenläufig dazu ist die Pflanze der rechten
Säule als entgegengesetzt zum Uhrzeigersinn verlaufender Linkswinder dargestellt. Ohne
Schlingpflanzen sind die Säulen auf dem von der Familie Aaron im Jahre 1804 gestifteten
Vorhang. Jedoch sind die Säulen - wiederum gegenläufig - in sich gewunden. Die linke Säule
erscheint ebenfalls nach dem Uhrzeigersinn gedreht, während die Windungen der rechten Säule
gegen den Uhrzeigersinn verlaufen. Außerdem finden sich Säulendarstellungen auf den
Brustschilden: Auf dem von der Familie Baruch gestifteten Tora-Schild sieht man zwei
entgegengesetzt zum Uhrzeigersinn gewundene Säulen. Der Tora-Schild aus der Rokokozeit
zeigt Unterteile zweier Säulen, auf denen mit einem Fuß die Löwen stehen. Die drei älteren
Brustschilde weisen je zwei weder gewundene noch umrankte Säulen auf. - Das Motiv zweier
Säulen findet bzw. fand sich dazuhin in der Synagoge (als Stützsäulen für die Empore; neben
den Synagogenfenstern; auf der Gefallenengedenktafel) und auf dem Friedhof (links und rechts
des schmiedeeisernen Eingangsgitters; auf einigen Grabdenkmälern). - Säulen gelten allgemein
als Sinnbild der Verbindung zwischen Himmel und Erde, als Symbol der Festigkeit und
tragenden Kraft. Sie stehen dem Symbolgehalt des Lebensbaumes nahe (Basis als Wurzel, Schaft
als Stamm, Kapitell als Laub). Am Eingang zur Vorhalle des Salomonischen Tempels standen
zwei symbolisch bedeutungsvolle Säulen, benannt Jachin (wörtlich: Er läßt feststehen) und
Boas (wörtlich: In ihm ist Kraft)480. Die oben beschriebenen Säulendarstellungen sind wohl in
erster Linie Nachbildungen dieser beiden Tempelsäulen.

Siebenarmiger Leuchter: Im Mittelteil des Tora-Überhangs, der auf der Fotografie des
Tora-Schreins zu sehen ist, findet sich die Abbildung eines siebenarmigen Leuchters. Ferner ist
die Menorah auf dem ältesten fotografisch festgehaltenen Tora-Schild sowie auf dem Brustschild
aus dem Jahr 1796 jeweils zusammen mit dem Motiv der Gesetzestafeln dargestellt. Der
siebenarmige Leuchter gehört mit zu den heiligen Stiftszelt- und Tempelgeräten481. Ein
Leuchter gilt allgemein als Symbol geistigen Lichtes und Heils. Der aus reinem Gold gefertigte
siebenarmige Leuchter des Judentums entspricht wohl teilweise dem Lichtbaum der Babylo-
nier. Er steht auch in Zusammenhang mit kosmischer Symbolik (sieben Planeten, sieben

477 Siehe hierzu Stichwort »Krone«.

478 Vgl. Herder Lexikon Symbole, S. 104f. Siehe besonders den von der Familie Baruch gestifteten
Brustschild.

479 Vgl. Herder Lexikon Symbole, S. 31. - Siehe auch die Fotografie des Hechinger Toraschreins
(Tafel IV).

480 Herder Lexikon Symbole, S. 104 f. und S. 138. - Siehe auch 1 Kön 7, 21. Zur kosmischen Symbolik
der Säulen und deren kanaanäisch-phönizischen Vorbilder siehe Schubert, Die Kultur der Juden im
Altertum. Wiesbaden 1980, S. 83 f. Die Namen Jachin und Boas werden verschieden gedeutet. Sie bilden
vielleicht einen Satz: »Er (Gott) verleihe Festigkeit mit Kraft«, und drücken die Hoffnung auf den Bestand
des Tempels und des Throns aus (vgl. Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift: Die Bibel. Stuttgart 1980,
S. 345).

481 Vgl. Gutmann, Jüdische Zeremonialkunst. Frankfurt am Main 1963, S. 21.

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