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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1984/0229
Besprechungen

von u/v, die Groß- und Kleinschreibung sowie die Worttrennung sind bei den älteren Chroniken in
sinnvoller Weise (gegenüber den Richtlinien Schultzes vereinfacht) normalisiert. Darüber hinaus hat der
Editor bei allen drei Autoren orthographische, grammatikalische und stilistische Emendationen vorgenommen
, die im Vorwort angekündigt, im Einzelfall aber nicht angezeigt sind. Die so »korrigierten«
Fremdwörter Heiligs (etwa »Debo« für »Depot« oder »Adage« für »Attacke«; diese Beispiele nach Groner
S. XVII) hätten nicht nur dem Germanisten und Bildungshistoriker Futter gegeben, sondern auch einen
gewissen Unterhaltungswert gehabt. Mitten im Text, nur von runden Klammern eingeschlossen, erscheinen
inhaltliche Richtigstellungen des Editors (z. B. bei Jahreszahlen); oder solche Korrekturen wurden-
wie auch häufig Ergänzungen (etwa der Vornamen erwähnter Personen) - stillschweigend vorgenommen.
In die Roggsche Chronik sind durchweg von Groner selbst formulierte Uberschriften interpoliert, ohne daß
dies durch die Drucktype oder eine Anmerkung kenntlich gemacht ist (besser wäre gewesen, hier ähnlich zu
verfahren wie mit den Texten Heiligs, bei denen der Herausgeber als Hilfsmittel zur leichteren Orientierung
über den Inhalt deutlich abgesetzt vom eigentlichen Text am Rand Betreffe wie »General Moreau in der
Stadt« ausgeworfen hat). Fazit: Die Treue zum überlieferten Wortlaut wurde etwas zu sehr zugunsten der
Lesbarkeit eingeschränkt. Beide Prinzipien hätten wohl, etwa durch die Anfertigung eines textkritischen
Apparates (die Anmerkungen Groners sind fast ausschließlich Sachanmerkungen), besser in Einklang
gebracht werden können.

Die (Sach-)Anmerkungen: Hier geht Groner weit über das Übliche hinaus, was schon an der Länge der
Fußnoten (Anm. 45 erstreckt sich z. B. von S. 40-47) und ihrer Gliederung in Absätze zu erkennen ist. Der
Herausgeber kommentiert nicht nur mit detaillierter Sachkenntnis ausführlich alles, was Pfullendorf im
engeren Sinne betrifft (wobei manchmal eigenes Erleben einfließt und Groner so selbst zum »Chronisten«
wird), sondern erläutert auch Begriffe wie »Freie Künste«, »Benefizium« oder »Trieb und Tratt«, referiert
über erwähnte Personen, Orte und Ereignisse, ja gibt selbst zu solch globalen Themen wie Reformation,
Dreißigjähriger Krieg oder die Revolution von 1848 umfangreiche Hintergrundinformationen. Daß dabei
manchmal persönliche Wertungen Ausdruck finden (vgl. z.B. die Ausführungen zu Luther S. 228f.,
Anm. 36, zur Säkularisierung und Mediatisierung S. 703ff., Anm. 20 oder zur Badischen Revolution
S. 635ff., Anm. 4) stört nicht weiter. Der historisch weniger beschlagene Leser wird gerade für diese
Anmerkungen sehr dankbar sein; er kann so die Chroniken in einem Zug lesen, ohne sich immer wieder den
geschichtlichen Kontext des jeweils betroffenen Zeitraums im eigenen Studium verschaffen zu müssen.

Falls er sich dieser Mühe doch unterziehen will, hat Groner ihm ein umfangreiches Literaturverzeichnis
in die Hand gegeben, in welches nicht nur alle Pfullendorf berührenden Arbeiten aufgenommen sind,
sondern auch allgemeine Handbücher und Hilfsmittel wie Lexers Mittelhochdeutsches Handwörterbuch.
Da Groner alle von Rogg zitierten Werke mit einem Sternchen gekennzeichnet hat, geht die Bibliographie
über ihre eigentliche Aufgabe hinaus. Dafür fehlt eine Zusammenstellung der ungedruckten Quellen, vor
allem der für die Edition benutzten Handschriften (sie liegen im Gemeinde- und im Pfarrarchiv von
Pfullendorf sowie im Generallandesarchiv Karlsruhe).

Nicht unerwähnt sollen die zahlreichen ansprechenden Abbildungen, das instruktive »Verzeichnis
wenig bekannter Ausdrücke«, schließlich die Personen-, Orts- und Sachindices bleiben.

Insgesamt eine mit großer Sorgfalt und sehr viel Liebe gemachte Veröffentlichung, die nicht nur als
Edition wichtiger Quellen zu schätzen ist, sondern in der auch eine Unmenge an Wissen über Pfullendorf
steckt. Ein Satz aus dem Vorwort Heiligs zu seiner ersten Chronik könnte auf das ganze Buch Groners
bezogen werden: »Liebhaber von alten Sachen mögen es lesen, und andere, die nichts von alten Sachen
wissen wollen, mögen es gut sein lassen«.

Sigmaringen Robert Kretzschmar

Harald Siebenmorgen: Die Anfänge der »Beuroner Kunstschule«. Peter Lenz und Jakob Wüger 1850 bis
1875. Ein Beitrag zur Genese der Formabstraktion in der Moderne. Sigmaringen: Jan Thorbecke 1983.
495 S., 387 Abb. (Bodenseebibliothek 27).

»Beuroner Kunstschule« - das steht für ein »Selbstverständnis der Beuroner Künstler, das einmal
gefundenen Bildlösungen eine prinzipielle, objektivierte Gültigkeit zuschrieb« (S. 20), ein Selbstverständnis
, das sich fast siebzig Künstler über fünfzig Jahre hinweg zu eigen machten. »Beuroner Kunstschule« -
das sind vor allem die künstlerischen Ziele von Peter Lenz (1832-1928) und Jakob Wüger (1829-1892), die
sie-durchaus konträr!-in der Zeit von 1868 bis 1874 entwickelten. »Beuroner Kunstschule«-das ist auch

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