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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1984/0241
Besprechungen

bestinformierte und angesehenste Deutsche der Stadt Freiburg, ja der französischen Besatzungszone«
(S. 159). Dieser Erzbischof spendete nicht nur im Juni 1946 10000 RM an die christdemokratische Partei,
die damals BCSV hieß; in seinem Aufruf an »Meine lieben Katholiken der französischen Zone!« vom
8. 5. 1947 >ersuchte< er »das katholische Volk dringend« bei der anstehenden Landtagswahl »seine Stimmen
der BCSV zu geben« (S. 160). Die BCSV ging mit 55,9% der Stimmen als Sieger aus dieser Wahl hervor.

Die Arbeit Bruechers hat den Anspruch, eine Dokumentation zu sein. Der Berichterstatters wie sich
Bruecher selbst nennt (S. 85), hätte sich auch daran halten sollen. Seine oft unpassenden Textverbindungen
und Kommentare sind der Analyse und Interpretation der Dokumente meist nicht sehr dienlich (z. B. S. 25,
S. 39, S. 43, S. 54). Auch bei der Auswahl der Dokumente wurde manchesmal daneben gegriffen. Z. B.
trägt die anonym verfaßte Denkschrift gegen die französischen Konzentrationslager, abgedruckt auf
S. 28-33, nicht zu einer objektivierenden Sicht der Problemkreise Internierung von politisch Belasteten und
Entnazifizierung bei. Ebenso steht das letzte Kapitel »Die große Politik 1945/48 im Spiegel der Freiburger
Presse« nicht in einem unmittelbaren Zusammenhang mit der Thematik des Buches. Insgesamt jedoch stellt
die Dokumentation einen interessanten Beitrag zur Erforschung der Nachkriegsgeschichte auf der
Mikroebene dar, die wiederum als wichtige Voraussetzung zum Verständnis der Geschichte der Bundesrepublik
Deutschland angesehen werden muß.

Hilzingen-Riedheim Gudrun Sräga

Die Zukunft beginnt in der Vergangenheit. Museumsgeschichte und Geschichtsmuseum. Hrsg. von den
Mitarbeitern des Historischen Museums. Frankfurt/Gießen: Anabas-Verlag 1982. 375 S., zahlr. Abb.
(Schriften des Historischen Museums Frankfurt a. M. XVI).

Anläßlich der Verabschiedung ihres früheren Direktors Hans Stubenvoll haben sich die Mitglieder des
Historischen Museums Frankfurt mit einer umfangreichen und gutbebilderten Buchpublikation zu Wort
gemeldet. Die 24 Beiträge umfassende Aufsatzsammlung zeigt, daß dieses Museum nach wie vor wichtige
Anstösse für das gesamte Museumswesen in der Bundesrepublik geben kann. Im ersten Teil des Buches
werden Probleme der aktuellen Museumsdiskussion erörtert, während im zweiten Teil Aspekte aus der
Geschichte des Historischen Museums im Vordergrund stehen.

Zunächst fragen verschiedene Autoren nach den Hintergründen des starken Booms von Großausstellungen
, die ausführlich und plastisch vorgestellt werden (S. 20ff.) Positiv zu vermerken ist, daß in dem
Band selbst diskutiert wird, d.h. daß Ausstellungsprojekte wie beispielsweise die Berliner Preußen-
Ausstellung unterschiedlich bewertet werden. Insgesamt findet die schon in der Einleitung aufgestellte
These Bestätigung, daß die gegenwärtige »Gigantonomie im Ausstellungswesen... stärker der Befriedigung
des Repräsentationsbedürfnisses einer Minderheit als der Verlebendigung der Vergangenheit zur
Bewältigung der Gegenwart vor Ort« diene (S. 9). Diese Großausstellungen förderten die Kommerzialisierung
im gesamten Museumsbereich (S. 89ff.) Gegenüber Gigantonomie und Kommerzialisierung werden
andere Tendenzen aufgezeigt:

- dezentrale Stadtteilmuseen sollen die Menschen in ihrer Lebenswelt ansprechen (S. 51 ff.);

- die Ausstellungspraxis soll mit regional- und alltagsgeschichtlicher Forschung verknüpft werden. Dabei
sollen auch neue Methoden, wie die Mündliche Geschichtsforschung, zum Zuge kommen;

- die Museen sollen die Besucher zu eigener Aktivität ermuntern (S. 95), in den historischen Beiträgen des
Bandes zeigt sich die wichtige Rolle, die Museumsvereine dabei spielen können (S. 237ff.);

- Wissenschaftler und »Laien« sollen dadurch ein neues Verhältnis zueinander finden (S. 73 f., 102, 150f.);

- »Kultur« und »Geschichte« sollen begrifflich weiter gefaßt werden (S. 80, 121);

- Lebens- und Milieuzusammenhänge sollen stärker ins Blickfeld rücken.

Insgesamt gehe es um die »Verbindung von Museum und Leben« (S. 95). In weiteren Beiträgen stellen dann
Autoren, die teilweise auch in anderen Museen tätig sind, einige Projekte vor, in denen diese Zielsetzungen
verwirklicht wurden bzw. verwirklicht werden sollen (Rüsselsheim, Großauheim, Museum der Arbeit in
Hamburg, ecomusees in Frankreich).

Viele Beiträge kreisen um zwei Ausstellungen des Historischen Museums, die den Mitarbeitern offenbar
wichtige Aufschlüsse brachten: die 1979 gemeinsam mit Zeitzeugen durchgeführte Ausstellung zur
Geschichte der Frankfurter Arbeiterjugendbewegung und die zur Zeit laufende Ausstellung »Frauenalltag
und Frauenbewegung«. Mit diesen Ausstellungen sind einige Defizite der 1972 entwickelten Museumskonzeption
überwunden worden (S. 355f.) - diese Konzeption war zu sehr auf kognitive (gedankliche)

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