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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1985/0011
RUDOLF GAUGER

Der schwäbische Minnesänger Hug von Werbenwag

HUG VON WERBENWAG

Die umfangreichste und schönste aller mittelalterlichen Handschriften, d.h. von Hand
geschriebenen Büchern, in denen uns Lieder deutscher Minnesänger überliefert sind, ist die
Große Heidelberger (oder Manessische) Liederhandschrift. In Zürich starb 1304 der Ratsherr
und Liedersammler Rüdiger Manesse; dort wurde diese Handschrift um 1320 angefertigt. In ihr
finden sich fünf Lieder des schwäbischen Minnesängers Hug von Werbenwag.

Werbenwag ist die ältere Form des heutigen Namens Werenwag. Das Schloß Werenwag auf
steil aufragendem Felsen hoch über der jungen Donau ist eines der Wahrzeichen des
romantischen Tales, in dem der Fluß die Schwäbische Alb durchbricht. Die heutigen Gebäude
stammen aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Im Mittelalter stand dort die Burg Werbenwag, die
Heimat des Minnesängers. Der Name Werbenwag ist für den Sprachkenner durchsichtig. Das
Grundwort wag lebt im heutigen Deutsch in dem Wort »Woge« weiter. Es bedeutete »bewegtes
Wasser, Strömung, Flut«. Der erste Bestandteil des Namens ist unser heutiges Wort »werben«.
Seine ursprüngliche Bedeutung »sich drehen, sich hin und her bewegen« ist in der Ableitung
»Wirbel« erhalten. Der Name Werbenwag bezeichnete also ursprünglich den Felsen, der die
Burg trug. An ihm geriet das Wasser der Donau in wirbelnde Bewegung. Dann wurde
Werbenwag auch der Name der Burg, die ein Rittergeschlecht auf diesen Felsen bauen ließ. Und
im 11. und 12. Jahrhundert begannen ritterliche Familien sich nach ihren Burgen zu benennen.

Der Name Werbenwag erscheint zum ersten Mal in einer Urkunde aus dem Jahr 1216'. Da
erteilte Heinrich, der älteste Sohn des Stauferkaisers Friedrich II. (1212-1250), als Herzog von
Schwaben dem Kloster Wald einen Schutzbrief. Darin wird als Zeuge ein Albertus de
Werbenwag aufgeführt. Dieser Albert von Werbenwag war sehr wahrscheinlich der Vater des
Minnesängers Hug von Werbenwag. In Urkunden aus den Jahren 1233-1284 erscheinen
wiederholt zusammen die Namen Hug und Albrecht von Werbenwag. Albrecht dürfte ein
Bruder Hugs gewesen sein. Im Jahr 1292 wird in einer Urkunde ein frater Hugo de Werbenwag
monachus in Salem (Bruder H. v. W. Mönch in Salem) erwähnt. Hier kann es sich nicht um
unseren Minnesänger handeln, sondern nur um einen seiner Söhne oder Neffen. Denn wir
wissen, wann der Minnesänger ein jüngerer Mann war.

Wir sind nämlich in der glücklichen Lage, von einem der Lieder Hugs von Werbenwag recht
genau sagen zu können, wann er es gedichtet hat. In diesem Lied klagt der Sänger, die von ihm
besungene Dame danke es ihm nicht, daß er ihr dient, indem er ihr in seinen Liedern huldigt. Er
droht, er werde sie wegen ihres Undanks bei König Konrad verklagen. Und wenn der ihm nicht
zu seinem Recht verhelfe, werde er sich nicht scheuen, seine Klage vor den Kaiser zu bringen,

1 Gustav Wörwag, Reutlingen-Eningen, hat die Geschichte derer von Werbenwag erforscht. Fritz
Schray, Die Herrschaft Werenwag. In: Tuttlinger Heimatblätter 1979, hat dessen Ergebnisse veröffentlicht
, auf die ich mich im folgenden beziehe.

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