Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1985/0021
Der schwäbische Minnesänger Hug von Werbenwag

Das Lied strebt - wie alle Lieder Hugs - einem Gipfel zu. In einem eindringlichen
Schlußakkord endet es mit der Mahnung: Wem Freude geschenkt wird, der soll Freude
bereiten! Besonders die Jungen und die Sänger sollen dies tun. Denn Freude vertreibt den Haß.
Hug meint also durchaus die Freude, von der ein anderer schwäbischer Dichter später sagen
wird, sie mache alle Menschen zu Brüdern.

Wie die Nachtigall in der Verborgenheit des Waldes singt, so schafft der Dichter im
Verborgenen, tritt aber dann mit seinen Liedern vor einen Kreis von Zuhörern, um ihnen
Freude zu bereiten.

Das zweite Lied

Unschwer zu sagen, was dieses kleine Lied zum Lob des Sommers trägt: neben der
Sommerlust die Lust am Spielen mit der Sprache. Dasselbe Wort abgewandelt ein zweites Mal
zu bringen - darauf kam es dem Dichter in diesem Lied an. Mit seinen zwölf Verszeilen gliedert
es sich in viermal drei Versgruppen. Die dritte, die sechste, die neunte und die zwölfte Verszeile
sind länger als die übrigen: sie haben nicht vier Hebungen (betonte Silben), sondern sieben bzw.
acht, nicht nur eine Wortwiederholung, sondern zwei.

In den ersten sechs Zeilen ist die Reimordnung abc abc, in der zweiten Hälfte des Gedichts
dee fgf, da bleiben also zwei Verszeilen, die siebte und die elfte, ohne Reimbindung. Hat der
Dichter ein formales Programm nur zum Teil verwirklicht?

Auch dieses Lied erreicht am Ende einen Gipfel. Es ist die einzige Stelle in unseren fünf
Liedern, an der Gott genannt wird. Er ist der Färber, der die Welt im Frühjahr schöner färbt.
Göttliche Kräfte erneuern die Welt immer wieder und schaffen neues Leben. So sieht es der
Sänger aus dem Donautal.

Das dritte Lied

Wiederum ein formvollendetes Lied! Es gliedert sich in zwei Strophen zu je zehn Versen mit
dem kunstvollen Reimschema: aab ccb deed. Jede der beiden Strophen ist also gegliedert in zwei
Blöcke zu drei Verszeilen, in denen sich die Melodie wiederholte, die beiden Stollen, und einen
dritten zu vier Verszeilen, den Abgesang - eine Gliederung, die wir von vielen Volks- und
Kirchenliedern kennen.

Nach den beiden Naturliedern nun ein Minnelied. Die erste Strophe preist zunächst die
Frauen insgemein als Freuden- und Glücksbringerinnen, die so manchem »hohen Mut«, edlen
Sinn, Streben nach hohen Zielen, zu verleihen vermögen. Schon in den beiden letzten Versen der
ersten Strophe wendet sich der ritterliche Sänger der Dame seines Herzens zu. Sie möge ihn in
ihrer Güte trösten. Um seine Aussichten steht es allerdings noch schlecht. Der von ihm
Gefeierten kommen seine Lieder zu ihrem Preise noch gar nicht zu Gehör; ihre Gunst erweist
sie nicht ihm, dem Schwaben, sondern einem fränkischen Ritter.

Dieses Lied endet also mit einer richtiggehenden Pointe. Die Schwaben haben die Franken
schon eh und je um ihre größere Wendigkeit, vor allem im Umgang mit dem Wort, beneidet.
Davon ist etwas in diese Pointe eingegangen. Im übrigen bedient sich der Sänger herkömmlicher
Wendungen zum Lob der Frau. Was er rühmt, ist nicht nur ihre Schönheit, sondern mehr noch
ihre Güte. Das erinnert an das altgriechische Bildungs- und Schönheitsideal. Schönheit ist nur
dann preiswürdig, wenn sie mit Güte gepaart ist. In der Übertragung ist frowe mit »Dame«
wiedergegeben. Dem mittelhochdeutschen wip entspricht meist das heutige »Frau«. Für
unseren Minnesänger aus dem Donautal hat das Wort wip seinen edlen Klang noch durchaus
bewahrt (wie in manchen Verwendungen auch noch im heutigen Deutsch). Er hielt es offenbar
mit Walther von der Vogelweide: Wip muoß iemer sin der wibe höhste name.

17


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1985/0021