Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1985/0060
Manuel Werner

Rabbiner des Schwarzwaldkreises mit Sitz in Mühringen

Nathanael Weil (1745-1751)514

Als sich die Anzahl der - ihrerseits größer werdenden - jüdischen Gemeinden vermehrte,
nahmen sie im Jahre 1745 den berühmten Nathanael Weil zum gemeinschaftlichen Rabbiner des
Schwarzwaldkreises mit Sitz in Mühringen an. Nathanael Weil wurde 1687 in Stühlingen
geboren. Sein Lebensweg ist bezeichnend für einen jüdischen Theologen des 18. Jahrhunderts:
Im Alter von zehn Jahren kam er nach Fürth, um sich den talmudischen Studien zu widmen.
Von dort siedelte er nach Prag über, wo ein reges jüdisches Geistesleben blühte, und wurde
Schüler (Appellant)515 des berühmten Leiters der Prager Talmud-Hochschule, Abraham Brod.
Dessen Unterricht genoß er 18 Jahre lang in verschiedenen Städten, bis er nach der Vertreibung
der Prager Juden durch Maria Theresia (1744) als Rabbiner nach Mühringen kam und so
Nachfolger von Elias Weil aus Haigerloch wurde. Nathanael Weil hat einen Kommentar zum
Talmud »Corvan Nathanael«516 geschrieben, der in den geläufigen Talmud-Ausgaben, so auch
in der berühmten Ausgabe von Romm in Wilna517, abgedruckt ist. In Mühringen war er
allerdings nur kurze Zeit tätig. Bereits 1751 wurde er in Baden-Durlach aufgenommen und
Oberrabbiner der beiden badischen Markgrafschaften in Karlsruhe. Nathanael Weil starb im
Jahre 1769 in Rastatt518. Im Jahre 1756 verklagte ein ehrsame[sj Metzgerhandwerckh in
Hechingen den ledigen Jud Samson Bernheim wegen dessen schandlichen vermelden im
Metzgerladen, darinnen hange das flaisch, als wie zu Ichenhausen an dem Galgen. Samson
Bernheim sei dermalig Knecht bey dem Räbi gewesen519.

Simon Flehingen (andere Lesarten: Simon Flegenheim, Samson Veis aus Flehingen)520

Als Nachfolger von Nathanael Weil wurde einstimmig Simon Flehingen gewählt. Er war
ungewöhnlich beliebt und genoß außergewöhnliche Verehrung. Seinen Wohnsitz verließ er
aber wieder, als ihm ein Metzger, dem er nicht einen Bescheid nach Verlangen erteilt hatte, mit
einem Messer zu Leibe ging. Darüber entsetzte sich der Rabbiner derart, daß er öffentlich das
Gelübde ablegte, keine acht Tage mehr am Ort zu bleiben, und nach Darmstadt zog521.

David Dispeck (1771-1778; andere Lesart: David [ben Joel] Dispecker)

Hochgelehrt war David (ben Joel) Dispecker aus Baiersdorf bei Nürnberg. Er war früher
Handelsmann und Rabbinatsbeisitzer (Dajjan)*22 in Fürth. Das Rabbinat in Mühringen versah

514 Bezirksrabbiner Dr. Michael Silberstein überliefert in seiner »Historisch-topographischen Beschreibung
des Rabbinatsbezirks Mühringen« vom 22. Dezember 1845 den Vornamen Nathanel und
berichtet, daß Weil bereits 1750 als Landesrabbiner nach Durlach kam. - Die auf Silberstein beruhenden
Anmerkungen verdanke ich einem freundlichen Hinweis von Herrn Hans Wagenpfeil, Nordstetten.

515 Silberstein erklärt den Begriff Appellant mit Rabbinatsassessor.

516 Nach Silberstein Chidduschim (Novellen zum Talmud) enthaltend.

517 Die Rommsche Wilna-Ausgabe des (babylonischen) Talmud aus dem 19. Jahrhundert ist heute die
gebräuchlichste. Ihr liegen zensierte Texte zugrunde (vgl. Reinhold Mayer, Der Talmud. München 1980,
S.33 und 58 f.).

518 Vgl. M, Sp. 523. S, S. 192f. und EncyclopaediaJudaica, 8. Bd., Spalte 175, Lagerort:HHBH, R. 19.14.

519 Vgl. Stadtgerichtsprotokolle 1756, All (1754-1761). Lagerort: SAH.

520 Silberstein nennt ihn Rabbi Samson Feis aus Flögenen (Flehingen).

521 Vgl. M, Sp.523. S, S.129f. EncyclopaediaJudaica, 8.Bd., Sp. 175 (Lagerort: HHBH, R. 19. 14).
- Nach Silberstein folgte er einem Rufe als Landesrabbiner nach Darmstadt.

522 Dajjan (Richter). Als Richter fungierten neben Laien (meist Gemeindegrößen) v. a. die gesetzesgelehrten
Rabbinen bzw. Rabbiner, z.T. speziell als Richter eingesetzt.

56


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1985/0060