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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1985/0063
Die Juden in Hechingen als religiöse Gemeinde

6. Für jeden von ihm zu erlassenden Rechtsspruch sind von jeder Partei aus einem Streitgegenstande
im Betrage von 10 fL - 12 Kreuzer, und aus 10 fl. und darüber auch 1 Kr. aus jedem
weitern Gulden als Sportein zu entrichten.

7. Für die Regulirung der Vermögens-Fassionen542 sind 8 Gulden,

8. von der Vornahme der Schächter-Prüfung 3 fl.,

9. für die am Sabbat vor Pessach und vor dem Versöhnungstage zu haltende Predigt jedesmal
3 fl., und

10. für einen zu ertheilenden Chawer543 ist 1 Ducaten bestimmt.«

Später wurde er Rabbiner auch der Gemeinden Haigerloch und Dettensee sowie Direktor
des von der Familie Kauila im Jahre 1803 in der »Alten Münz« errichteten Lehrinstitutes. Bei
der Beerdigung der Karoline Kaulla am 19. März 1809 hielt er die Leichenrede in deutscher
Sprache, was in der damaligen Zeit wegen der Seltenheit großes Aufsehen erregte. Die
Jurisdiktion wurde ihm 1817 entzogen544. Aach starb im Jahre 1820 und liegt auf dem
Hechinger Judenfriedhof begraben (Grab Nr. 459)M5.

Chajim Dispecker (andere Lesart: Hayum Moses Diesbecker546)

Nach dem Tode von Rabbi Jehuda Löb Aach (1820) versah Rabbi Chajim Dispecker
mindestens neun Jahre lang547 die Rabbinatsfunktionen, allerdings ohne daß ihm Rabbinats-
Autorität und Gehalt bewilligt worden waren. Chajim Dispecker stammte aus Fürth in Bayern
und war am Kaulla'schen Institut als Lehrer angestellt . Als »talmudischer Polyhistor«
hinterließ er eine umfangreiche Manuskriptmasse.

Löb Aachs Nachfolger wurde von den Juden in Haigerloch und Dettensee nicht anerkannt
und so trennten sich die Gemeinden Haigerloch und Dettensee vom Rabbinat Hechingen549. In
Haigerloch machte die Gemeinde den Unterrabbiner Raphael Zifi zum selbständigen Rabbiner.
Er wurde aber in den Ruhestand versetzt, als die Regierung im Jahre 1836 dem Herrn M.Hilb
das Rabbinat übertrug. In Dettensee war Marx Hirsch Unterrabbiner. Er ließ aber die
Funktionen von dem Rabbiner in Mühringen versehen, weil er sich als Hausrabbiner bei der
Familie Kaulla in Stuttgart aufhielt.

In Hechingen erlaubte sich laut den Aufzeichnungen von Rabbiner Mayer die »Geld-
Aristokratie« und die »After-Gelehrsamkeit« unter Dispecker manche Handlung der Willkür,
und es herrschte nicht selten ein »Zustand der Anarchie in der Gemeinde und in der Synagoge«.
Deshalb wurde ein »Regierungs-Kommissär für israelitische Angelegenheiten« ernannt, der
mehr Ordnung in die Verwaltung brachte550.

b) Dr. Samuel Mayer (1834-187!)

Als Sohn des gelehrten Wolf Mayer bewarb sich der gebürtige Hechinger Dr. Samuel Mayer
schon im November 1829 um das Rabbinat, aber infolge verschiedener Intrigen konnte ihm die
Stelle erst nach der Regelung des Israelitischen Kirchenwesens in Württemberg im Jahre 1834
übertragen werden. Dieser letzte Rabbiner in Hechingen hatte einen großen Ruf als Schriftsteller
, Kanzelredner und Theologe. Er galt als einer der besten israelitischen Kanzelredner und

542 Vermögenserklärung.

543 Wörtlich: Freund. Im Original hebräisch geschrieben.

544 Siehe auch unter: Rabbinischer Gerichtszwang.

545 Vgl. M, Sp. 539. GL, S. VI und 93.

546 Siehe Akteninventar der Israelitischen Gemeinde Hechingen. Lagerort: SAH, Aktenplan 5422.

547 Vgl. das Schreiben von Rabbinats-Candidat Dr. Mayer an den Fürsten vom 12. November 1829.
Lagerort: StAS Ho 235 I-X 1230.

548 Siehe auch Abschnitt c) Stiftsrabbiner.

549 Vgl. Encyclopaedia Judaica, 8. Bd. 1931, Sp. 175 und S, S.93.

550 Vgl. M, Sp. 539 und Anm. 27.

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