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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1985/0082
Manuel Werner

werde. Bei dieser Gelegenheit wurde den Judenvorstehern auch aufgetragen, daß sie ihren
eigenthumlich von Stadt ehemals erkauften Plaz, die sogenante Hagenscheur, mit einem Zaun
umfassen sollen. Am 4. April 1814 wird des Lazarus Nathan Vorsingers Bueb erwähnt593. 18 3 0
bis 1833 ist der Vorsänger Moritz Loewe, ein Sohn des Vorsängers Jacob Levy, aufgeführt.
Später zog er nach Straßburg im Elsaß594.

Während in den vorigen Quellen übereinstimmend die volkstümliche Bezeichnung Vorsinger
(Vorsänger) verwendet wurde, tauchen auf den Grabinschriften des Hechinger Judenfriedhofs
verschiedene Begriffe wie Vorbeter, Vorsänger und Kantor auf. So steht auf dem Grabstein
des Grabes Nr. 371: Merle, Frau des Mordechai, Vorbeter in der Friedrichstraße gest. 11. Siwan
1831; auf dem des Grabes Nr. 336: Elias Singer, Vorbeter an den Hohen Feiertagen (hebräische
Inschrift), Sohn des Mordechai gest. 4. Siwan 1835. Ferner auf Grabstein 117: Fradel Levi
(hebräische Inschrift), Tochter des Salomon Dreyfuss, Frau des Vorsängers Jacob Levi,
gestorben am 26. Cheswan d.i.d. 21. Okt. 1860 im 67. Jahre; auf Grabstein Nr. 757: Ein Mann,
der durch schönes Vorbeten Gott und der K'hillah diente595, und auf Grabstein Nr.624:
Sigmund Lichtenstein Kantor (hebräische Inschrift)596.

Sigmund Lichtenstein fungierte von 1834 bis 1874 als Vorsänger597. Die Chronik der Stadt
Hechingen598 berichtet zum Jahr 1874: »Nach 40jährigem Wirken im Amt als Vorsänger und
Vorbeter in der Synagoge starb Kantor Sigmund Lichtenstein. Die >Hohenz. Blätter< rühmten
ihn in ihrem Nachruf als >den besten Vorsänger Deutschlands^ Zehn Jahre dirigierte er den
Synagogenchor, den er gegründet hatte. Aber auch dem Hechinger Gesangverein stand er als
Dirigent vor, der sich aus Juden und Christen zusammensetzte. Er gab viele Konzerte und
Theatervorstellungen.« Der erwähnte Nachruf der Hohenzollernschen Blätter (Nr. 152. Hechingen
, Donnerstag, den 1. Oktober 1874, S. 607), verfaßt von Louis Bernheim, schildert u. a.:
»Seit vierzig Jahren bekleidete der Verblichene an der hiesigen Synagoge das Amt eines
Vorbeters und Vorsängers und seit länger als 10 Jahren auch das eines Dirigenten des
Synagogenchors, dessen Heranbildung sein Werk war. Vermöge seiner musikalischen Bildung
und seiner kräftigen und wohlklingenden Stimme zählte S. Lichtenstein zu den ersten und
besten Vorsängern der Synagogen Deutschlands. Er besaß wie nur Wenige seines Amtes die
Gabe, sowohl durch einen feierlichen weihevollen Vortrag der Gebete, als auch durch einen
gefühlvollen hinreißenden Gesang die Versammlung zur Andacht zu stimmen. An der
Feierlichkeit des Gottesdienstes, an den hohen Festtagen, von welcher besonders die fremden
Anwesenden so oft ergriffen und erbaut waren, trug er einen hervorragenden Theil. Durch
seinen Tod hat die hiesige Synagoge einen schwer zu ersetzenden Verlust erlitten.«

Als Vorläufer des in dem Nachruf erwähnten Synagogenchores ist wohl der 1844 von
Rabbiner Dr. S. Mayer beschriebene Chor aus mehreren Knaben und Jünglingen anzusehen,
den der Vorsänger leitete. »Auf den gottesdienstlichen Gesang wurde immer besondere
Rücksicht genommen. Die in der württembergischen Synagogen-Ordnung vorgeschriebenen
und die Münchner Gesangweisen werden vom Vorsänger mit mehreren Knaben und Jünglingen
vorgetragen. Er hat die Schuljugend im Gesang zu unterrichten, theils weil der Gesang an und
für sich ein vorzügliches Bildungsmittel ist, und theils, weil sie beim Gottesdienst dereinst
mitwirken soll. Jedenfalls sollen die freiwilligen Vorbeter am Neujahrstage und am Versöhnungstage
kunstgerecht singen können. In diesem Winter haben etwa 20 Jünglinge einen
Gesangverein errichtet, und solche Vereine sollten sich in allen Gemeinden bilden«5".

593 Vgl. Stadtgerichtsprotokolle (1807-1818), Folio A 16. Lagerort: SAH.

594 Siehe Akteninventar der Israelitischen Gemeinde Hechingen. Lagerort: SAH, Aktenplan 5422.

595 Auf dem Stein war eine Lyra eingehauen.

596 Vgl. GL, S. CXIII, CXVII, CXX, 21 und 43.

597 Siehe Akteninventar der Israelitischen Gemeinde Hechingen. Lageron: SAH, Aktenplan 5422.

598 ChH III, S. 293 f.

599 M, Spalte 540.

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