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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1985/0091
Die Juden in Hechingen als religiöse Gemeinde

Leon Schmalzbach, geboren am 13.10.1882 in Jaroslau/Galizien, wohnhaft im jüdischen
Schul- und Gemeindehaus in Hechingen (Goldschmiedstraße 18), Rabbinatsverweser, Vorsänger
und Lehrer i.R., zahlreiche Funktionen in israelitischen Bruderschaften und Vereinen,
geschieden, zuletzt wohnhaft in der Hohenbergerstraße 9, deportiert am 27.11.1941, vermutlich
Anfang 1942 im Lager Jungfernhof bei Riga ermordet .

X. KULT UND RITUELLE FORMEN
/. Kulthandlungen

a) Trauung

Verlobung und Hochzeit finden in einer Zeremonie unter einem Baldachin (Chuppa) statt.
Gewöhnlich wurde dieser Baldachin aus dem Vorhang des Toraschreins oder einem Gebetsmantel
gebildet. Dieser Trauhimmel symbolisiert das Heim des Ehepaars641. Derjenige, der die
Trauungszeremonie leitet, spricht den Segen über den Wein und den Verlobungssegen. Danach
trinken Braut und Bräutigam von dem Wein. Der Bräutigam spricht: »Siehe, du bist mir
angetraut durch diesen Ring nach dem Gesetz Moses und Israels!« Er steckt der Braut den Ring
an den zweiten Finger ihrer rechten Hand. Hierauf wird die bereits aufgesetzte und vom
Bräutigam sowie von zwei Zeugen unterzeichnete Heiratsurkunde (Ketubbah)642 verlesen.
Nun folgen die Segenssprüche. Die Heiratszeremonie endet üblicherweise mit dem Zerbrechen
eines Glases durch den Mann und den Glückwünschen der Anwesenden643.

Am 8. Februar 1839 erließ die Fürstliche Regierung in Hechingen eine Anordnung Zur
Beseitigung des bey der Vornahme von Trauungen üblichen Unfugs:

§ 1. dürfen keine Frauens Personen, welche bey der Trauung keine Verrichtungen zu versehen
haben, in die Männer-Synagoge, sondern dieselben dürfen nur in die Frauen-Synagoge
eingelassen werden.

§ 2. dürfen Kinder, welche noch nicht schulpflichtig sind, weder in die Männer- noch in die
Frauen-Synagoge eingelassen werden.

§ 3. darf Niemand auf die Synagogen-Bänke oder auf einen anderen erhöhten Ort hinauf stehen.
§ 4. 'Während der Trauung ist eine feyerliche Stille zu beobachten.
Die Synagogen-Vorsteher sind mit der Vollziehung dieser Anordnung beauftragt worden.
Hechingen, den 8tenJanuar 1839. von Regierungs-Commissions wegenM4.

Kapitel 8 der am 21. März 1839 eingeführten Synagogenordnung handelt von der Trauung.
Die Erlaubnis zur Trauung wird an drei aufeinanderfolgenden Sabbaten in der Synagoge nach
der Predigt verkündet (§§2-4). Diese Verkündigung geschah nach folgender Formel: In den
heiligen Stand der Ehe wollen sich begeben: N. N. mit Jungfrau (Witwe) N. N.; wer ein
Hindernis wüßte, das der Verehelichung dieser Personen im Wege stünde, hat dieses bei Zeiten

640 Vgl. Werner, Verzeichnis jüdischer Einwohner in Hechingen 1933-1945. Hechingen 1982. Lagerort:
HHBH und StAS.

641 Unter dem Trauhimmel trägt der Mann einen Gebetsmantel und das von der Braut gefertigte weiße
Leinengewand (Kittel), in dem er einst auch begraben wird.

642 Ketubbah = Heiratsurkunde, Ehevertrag. Traditionell in aramäischer Sprache. Man unterscheidet den
festen Grundtext mit dem Minimum der Leistungen, die einer Frau im Falle einer Scheidung oder
Verwitwung zustehen, und eine Fixierung der Mitgift, deren Verwaltung und Nutznießung dem Ehemann
zusteht (Vgl. KLJ, S.175f.).

643 Vgl. F, S.152f.

644 Lageron: CAHJP, Inventar-Nummer S. 107/5, Blatt 148.

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