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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1985/0103
Die Juden in Hechingen als religiöse Gemeinde

Am Sonntag, dem 16. November 1864, fand dann eine Gemeindeversammlung vormittags um
9 Uhr auf dem Gemeindezimmer statt 707'.

5. Religiöse Unterweisung

Die Erziehung der Jugend war immer religiös durchdrungen und wurde als ein Auftrag
Gottes gesehen mit dem Ziel der Bewahrung und Erneuerung der Gemeinde. Dies galt, ob die
Kinder von ihren Eltern, von einem Rabbi (Juden Scbuelmeister), von Hauslehrern, von
Rabbinern oder Religionslehrern, ob sie in einer Jeshibah, einer Talmud-Tora-Schule, im
Lehrhaus, in der Sabbatschule oder in den öffentlichen Schulen unterrichtet wurden, ob die
Gemeinde traditionell und streng toratreu, ob sie reformerisch - wie in den nachfolgenden
Beispielen - oder ob sie durch Assimilation geprägt war.

Bei der Berichterstattung des Rabbinats über die Einführung der württembergischen
israelitischen Gottesdienst-Ordnung in Hechingen vom 28. Oktober 1838708 führte Rabbiner
Dr. S. Mayer als Beilagen fünf liturgische Werke auf, darunter auch das Religionsbuch und der
Confirmanden-Unterricht. Dabei handelte es sich um von der königlich württembergischen
israelitischen Oberkirchen-Behörde herausgegebene Werke. Rabbiner Mayer führte dazu aus,
daß die katechetische Unterweisung nach der in dem beyliegenden Religionslehrbuche enthaltenen
Eintheilung in Gegenwart der anwesenden Schuljugend in der Synagoge gehalten [werde],
so daß dasselbe im Laufe eines Kirchenjahres ganz durchgenommen wird.

Religionsunterricht

Rabbiner Mayer war der Ansicht, daß die Jugend durch auswendig zu lernende Sprüche und
Verse in der Religion unterrichtet werden müßte. »Was halbeilige Erörterungen nicht vermögen
, bewirkt ein kurzer Satz oder Spruch, der sich, wie Nagel und Spieß, in das jugendliche
Gemüth festsetzt«709. Er wollte aber nicht verlangen, daß die Jugend »die rabbinischen
Dichtungen des Mittelalters memorire und declamire«; sie sollte vielmehr »ein einfaches und
leichtfaßliches Lied erlerne[n], vermöge dessen ihr die abstracten Glaubensartikel lebendig in
der Seele bleiben mögen.« Als Beispiel stellte er die dreizehn Glaubenssätze Israels (nach
Rabbenu Mosche ben Maimon)710 in einer Fassung von Naphtali Epstein, dem Mitglied und
Sekretär des großherzoglich badischen israelitischen Oberrats, seiner eigenen Fassung gegenüber
. Die dreizehn Maimonidischen Glaubensartikel mußten von der israelitischen Schuljugend
auswendig gelernt werden.

707 Vgl. CAHJP, S. 107/5.

708 Lagerort: StAS Ho 4 NVZ Nr. II 5656.

709 Vgl. Israelitisches Samstagsblatt Nr. 5. vom 20. Mai 1837. Herausgeber: Dr. Samuel Mayer. Lagerort:
HHBH, R.l.

710 Israelitisches Samtagsblatt 5. 20. Mai 1837, S. 20. - Die dreizehn Glaubensartikel des Maimonides
(12.Jhd.) stellen einen Versuch dar, die jüdischen Glaubensartikel in mehr oder weniger kurzer Form
zusammenzufassen. Sie sind in die jüdischen Gebetbücher aufgenommen worden und werden in poetischer
Form als Hymnus Jigdal des Daniel ben Judu an bestimmten Tagen im Gottesdienst gesungen. Maimonides
hat die Zahl dreizehn bewußt gewählt, indem er sich an die aus Ex 34,6 f. erschlossene Zahl der
Eigenschaften Gottes hielt. - Diese Glaubenssätze lassen sich in vier Gruppen gliedern: Sie handeln von
Gott, vom Wort Gottes, vom Menschen und von den letzten Dingen. Die dreizehn Glaubensartikel sind
diesem Schema gemäß ausführlich in F, S. 159-167 dargestellt.

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