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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1985/0139
Die Juden in Hechingen als religiöse Gemeinde

hiesigen Israeliten manchmal von dem fürstlichen Oberamte und jedesmal von dem fürstlichen
Polizeyamt an den Sabbathtagen vorgeladen, ...898.

Am 5. April 1845 erfolgte daraufhin als Antwort ein Bericht des Fürstlichen Stadtamtes
Hechingen an die Regierung, die die Vorladung der Juden am Sabbat und an Feiertagen betraf.
Darin heißt es: Die Juden werden in Justizsachen... am Donnerstag, u. in Polizeisachen am
Samstag [vor]geladen; übrigens sind sie ausser Samstag meistens nicht zu haben; am Freitag ist
der Stadtamtsvorstand wegen des Kassentages gehindert, u. es mangelt ihm überhaupt an Zeit zu
einem besondern Verhörtag der Juden. Polizeisachen sind übrigens schnell erledigt, u. steht den
Religionsvorschriften der Juden dem Erscheinen [...] Amt schwerlich entgegen, zumal da man
sie ja zum Unterschreiben nicht zwingt; sie werden nur summarisch vernommen. Haben die
Juden eine Klage vorzubringen, so hindert sie der Sabath nicht. Man bittet daher, für
Polizeisachen den Juden das Erscheinen am Samstag aufzugeben. 899.

Fasnachtstanz in der Kirche

Im Jahr 1827 beklagte sich der Stadtpfarrer - wohl Geistlicher Rat Severin Fuchs - über
einen Fasnachtstanz der Hechinger Juden in der Kirche des aufgehobenen Klosters
St. Luzen900.

Äußerungen katholischer Geistlicher und anderer Deputierter
auf dem Hechinger Landtag

In die auch als Landtag bezeichnete Landesdeputation, die erstmals am 12. Oktober 1835 im
Hechinger Rathaus zusammentrat, wurden je zwei Pfarrer, Ärzte und Vögte, ein Lehrer, ein
Gastwirt, ein Kaufmann und drei Bauern gewählt. »Zum Vorstand ernannte der Erbprinz den
Medizinalrat Dr. Cajetan Koller. Er und die Pfarrer Josef Blumenstetter aus Boll und Johann
Babt. Diebold aus Thanheim waren die führenden Köpfe des Landtags. Dr. Koller war ein
bürgerlicher Liberaler ohne radikale Ziele. Pfarrer Blumenstetter vertrat seine liberalen
Vorstellungen in der Öffentlichkeit und begründete im Jahre 1835 zur politischen Aufklärung
des Volkes die Wochenschrift >Volksfreund<, die freilich schon ein Jahr später der Zensur zum
Opfer fiel. Pfarrer Diebold war wie Dr. Koller und Pfarrer Blumenstetter ein Wessenbergianer
und huldigte dem politischen Liberalismus«901. Auf dem ersten Hechinger Landtag, der 1835/
36 tagte, wurde die völlige Emanzipation der Juden abgelehnt. Die Juden seien weder moralisch
noch politisch noch religiös reif genug, mit den Christen auf dieselbe Stufe gestellt zu werden.
Aus Vernunfts- und Humanitätsgründen traten für eine vollständige Emanzipation der Juden
nur Pfarrer Blumenstetter und die beiden Ärzte ein902. Alle übrigen Abgeordneten hielten die
Juden für noch nicht entsprechend reif. Pfarrer Diebold bezeichnete die Juden als den
»Krebsschaden« des Landes903.

Aufschlußreich ist auch die Niederschrift der 21. ordentlichen Sitzung der Landesdeputation
vom 1.Februar 1836904. Auf ihr wurde u.a. eine von den Juden der Stadt Hechingen
eingereichte Petition behandelt, in der sie um Feststellung ihrer bürgerlichen Verhältnisse baten.
Aufschlußreich ist sie vor allem auch deshalb, weil unter den zwölf Abgeordneten auch zwei

898 Lagerort: StAS Ho 6 A 320.

899 Lagerort: Ebd.

900 Vgl. ChH III, S. 215 und 350.

901 Peter Blickle u.a., Von der Ständeversammlung zum demokratischen Parlament. Stuttgart 1982,
S.197.

902 Vgl. ebd. und KR, S.53.

903 Ebd.

904 In: Verhandlungen des ersten Landtags zu Hohenzollern-Hechingen im Jahr 1835/36. Lagerort:
HHBH G316.

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