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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1985/0143
Die Juden in Hechingen als religiöse Gemeinde

Ein judenfreundlicher Artikel der Hechinger Zeitung stellte 1839 fest: »Es ist ein erfreuliches
Zeichen der Neuzeit, daß sich die christlichen und israelitischen Glaubensgenossen
wechselseitig immer mehr zu befreunden suchen. Was dem abstoßenden Hasse nie gelingen
konnte, das bewirkten menschenfreundliche Begegnungen und liebevolle Behandlung«931.

Äußerungen von Rabbiner Dr. Samuel May er: »Das gegenseitige Benehmen der
Israeliten und Christen ist friedlich. Verfolgungen sind nie vorgekommen. Die Durchlauchtigste
Fürstin Eugenia, geb. Prinzessin von Leuchtenberg, giebt jeden Monat einen Beitrag zur
Armenkasse, wohnt jedesmal der Schulvisitation bei, spendet Beiträge zur Veranstaltung der
Schulkinderfeste, unterstützt die armen Industrie-Schülerinnen durch angemessene Gaben, und
besucht nicht selten die Kranken, welche in Dürftigkeit leben. In die von ihr errichtete Klein-
Kinderbewahr-Anstalt können aber israel. Kinder nicht aufgenommen werden, weil die
Erziehung streng katholisch ist. Mehrere Israeliten sind als ordentliche Mitglieder in die unter
dem Fürstl. Protektorate stehende Museums-Gesellschaft durch die statutenmäßige Abstimmung
aufgenommen worden«932.

Fürstin Eugenie von Hohenzollern-Hechingen: Neben den bereits von Rabbiner
Mayer erwähnten Förderungen durch die Fürstin Eugenie sei noch erwähnt, daß diese auch an
den in der Münz gehaltenen moralischen Vorträgen des Stiftsrabbiners Reichenberger im Jahre
1846 teilnahm933. Mit ihrem Tod im Jahre 1847 verlor die jüdische Gemeinde eine große
Wohltäterin. In ihrem Testament vermachte sie der israelitischen Schule in Hechingen und auf
der Friedrichstraße jährlich 100 Gulden, ebensoviel den israelitischen Armen934. Ihrer wurde als
wohl einziger Christin alljährlich bei der Seelenfeier am Versöhnungstag in der Synagoge zu
Hechingen gedacht935.

Äußerungen des evangelischen Pfarrers Robert Moser™: »Außer dem Umgang
mit den uns am nächsten stehenden evang. Familien traten wir auch in Beziehungen zu

verschiedenen katholischen und auch israelitischen Häusern____So wars auch mit den Israeliten.

Nicht die modernen Reformjuden, die sich über alles wegsetzen, sondern diejenigen, welche
sich streng an die Satzungen der väterlichen Religion hielten, altgläubige Juden, welche
aufrichtig und einfältig dem Gott Abrahams dienten und im Handel und Wandel die
Vorschriften der Thorah respektierten, nahmen unser Interesse in Anspruch. So blieben wir mit
Einzelnen bis auf den heutigen Tag in freundschaftlichen Beziehungen«937.

»Purim-Kladeraddatsch«: Als Angleichung an die Bräuche der Umgebung kann die
Herausgabe einer jüdischen Fastnachtszeitung im Jahr 1880 gelten. Sie hieß »Purim-Kladeraddatsch
«; als Redakteur zeichnete der »Narr Dr. Schaute« verantwortlich938.

»Judaeorum Asylum«: Pfarrer Dr. Engel bemerkt in der Schilderung einer Wanderung
durch Stadt und Umgebung von Hechingen im Jahre 1900: »Bei einem Gang durch die Stadt
zeigen schon die Firmenschilder, daß man in einer ehemals fürstlichen Residenz und zugleich,
wie ein alter Geograph sich ausdrückt, in einem »Judaeorum Asylum« dahinwandelt« .

931 ChH III, S.230.

932 M, Spalte 572.

933 Siehe auch Kapitel IX. Das Kultuspersonal unter c) Stiftsrabbiner.

934 Vgl. ChH II, S.255f. Siehe auch Kapitel X. Kult und rituelle Formen, 1. Kulthandlungen, c)
Leichenbegängnis.

935 Siehe: »Seelenfeier am Versöhnungstag in der Synagoge zu Hechingen«. Eßlingen 1882. Lagerort:
HHBH, R.17.

936 Robert Moser war von 1857 bis 1863 Stadtpfarrer in Hechingen.

937 Moser, Auch ein schwäbisches Pfarrersleben, 3. Teil, l.Heft: Einige Jahre in Hechingen, in der
preußischen Landeskirche. 1858-61. Selbstverlag 1889. S. 15f. Lagerort: HHBH, S.3.

938 Vgl. ChH III, S. 302.

939 Engel, Unsere Schwäbische Alb. Ulm 1900, S.205.

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