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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1985/0144
Manuel Werner

Äußerungen des Lehrers und Rabbinatsverwesers Leo Adler:Da.s Wirken von
Rabbiner Dr. Mayer beurteilt Leo Adler folgendermaßen: »Seine Gemeinde geistig und
materiell, und damit ihr Ansehen in einer Stadt verschiedener Konfessionen zu heben, war
Dr. Mayer während der 45 Jahre seiner Wirksamkeit mit anerkennenswertem Eifer bestrebt.
Sein Streben hat auch die schönsten Früchte getragen«94C.

Anekdote über das Verhältnis von Stadtpfarrer Schön zu Rabbiner
Dr. S.Mayer: Postmeister a.D. R.Sauter teilt in einer Zeitung vom 31.10.1928 eine
Anekdote mit, die später in vielfachen Variationen mit ausschmückendem Beiwerk mehrmals
veröffentlicht wurde941: »Mit dem Rechtsanwalt Dr. Mayer, der gleichzeitig das Amt des
Rabbiners der hiesigen israelitischen Gemeinde versah, war er [Stadtpfarrer Thomas Schön]
befreundet, und die beiden neckten sich gern bei gegebener Gelegenheit. Eines Tages, zur Zeit
des neuen Sauerkrautes, war Stadtpfarrer Schön auch wieder im >Museum< und ließ sich eine
vom Museumswirt so trefflich zusammengesetzte schwäbische Metzelsuppe mit Kesselfleisch
und Blut- und Leberwurst recht gut schmecken, als der Rabbiner Mayer eintrat und seiner
Freude am gesunden Appetit des Freundes mit kräftigen Worten Ausdruck gab. Der Stadtpfarrer
schlug nämlich eine gute Klinge. Zum Rabbiner gewandt sagte nun Stadtpfarrer Schön: >Es
soll mich doch wundern, wann Sie auch mal so eine gute schwäbische Metzelsuppe verzehren
werden.< >Nu<, sprach der Rabbiner, >an Ihrer Hochzeit, Herr Stadtpfarrer !<« Der vortreffliche
Witz wurde viel belacht in der Folgezeit942.

Anekdote über das Verhältnis der Religionen: »Der echte Levite. Wie bei vielen
alten Barock-Krippen wurde am Neujahrstag - kirchlich dem Fest der Beschneidung des Herrn
- in der St. Lutzenkirche die ziemlich realistisch gehaltene Beschneidungsszene im Tempel
aufgestellt. Man sah da außer dem heiligen Paar mit dem Jesuskind den Hohepriester mit einem
Leviten und Tempeldienern im Rahmen eines Tempelaufbaus. Der St. Lutzenmesmer, der als
einfacher Fabrikarbeiter aus hingebungsvoller Liebe heraus die Kirche und Krippe fast ohne
Entlohnung betreute, war an einem Silvestertag so in Anspruch genommen, daß er zwar am
Abend den Tempelaufbau noch aufstellen und die Figuren von Maria, Josef und dem Jesuskind
an den richtigen Platz rücken konnte, aber in der Dunkelheit den Hohepriester samt Leviten
nicht mehr von der Bühne herunterbrachte und darum vorläufig noch ein paar Hirten stehen
ließ und die Aufstellung der richtigen Figuren auf den kommenden Tag verschob. Als frommer
Mann besuche der Mesmer am Neujahrsmorgen erst einmal den Gottesdienst in der Stiftskirche
, auf dem Heimweg aber kam ihm schon der Karle Levi entgegen, der seit Jahren am
Neujahrsmorgen nachzusehen pflegte, ob auch der Tempel mit allem, was dazu gehört, richtig
und würdig aufgestellt sei. Diesmal machte er dem Mesmer nun einen heftigen Vorhalt, daß er so
grobe Hirten an die Stelle der Priester gestellt habe und ließ sich nur mit einiger Mühe über die
Ursache aufklären und beschwichtigen. Irgendwie wurde die Sache bekannt, und als der gute
Levi ein Jahr später am Silvesterabend mit anderen beim Schoppen saß, kam einer herein und rief
ihm zu, er solle sofort in die St. Lutzenkirche kommen, der Mesmer wolle ihn dort als einen
echten Leviten am Kripple aufstellen. >Nu<, sagte der Karle, >ich werd' sofort komme... und du<,
wandte er sich an seinen Spaßmacher, >kannst auch gleich mit, der Mesmer wird für die
Dreikönig auch noch a lebendigs Kamel brauchen««943!

940 Leo Adler, Die Geschichte des Beth-Hamidrasch in Hechingen. 1910. Lageron: CAHJP, Inv.
Nr. 1014/4.

941 Beispielsweise taucht diese Geschichte anläßlich einer Rundfunkübertragung »Hechingen und Burg
Hohenzollern« mit Kaufmann Adolf Fäßler vom Sonntag, dem 4. August 1929 (Hohenzollerische Blätter
vom 6.8.1929), und in Willy Baur, G'schichtle aus'm Ländle. Hechingen 1965, unter dem Titel »Der
Trumpf« (S. 59-61) wieder auf.

942 R. Sauter, Postmeister a.D., am 31.10.1928. Lagerort: HHBH, K652IX.

943 Willy Baur, G'schichtle aus'm Ländle. Hechingen, 1965, S. 61 f.

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