Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1985/0156
Manuel Werner

Aus den Jahren 1848/49 stammt eine Beschwerde von Rabbiner Mayer und anderen wegen
Verletzungen ihrer Rechte als Gemeindemitglieder989.

Zum Jahr 1890 wird in der Hechinger Stadtchronik überliefert: »In den 90er Jahren bildete
sich in Hechingen eine kleine aber aktive Gruppe von Antisemiten. Beide Hechinger Zeitungen
verweigerten die Aufnahme der von ihr verfaßten judenfeindlichen Artikel über örtliche
Begebenheiten, bei denen es sich durchweg um aufgebauschte Bagatellsachen handelte. Die
Artikel erschienen daraufhin in der Zeitschrift >Deutschsoziale Blätter<, Leipzig«990.

Im Jahr 1891 wurde unter »Eingesandt« in den Hohenzollerischen Blättern die Verbreitung
antisemitischer Flugblätter in Hechingen scharf mißbilligt. Der Einsender schrieb: »In Hechingen
ist kein Boden für antisemitische Saat. Man ist hier ein friedliches, auf gegenseitige Achtung
sich stützendes Zusammenleben und Zusammenwirken gewohnt und ist beiderseitig gut damit
gefahren«991.

Antisemitismus noch nach dem Zweiten Weltkrieg: In Hechingen kursierte ein
bald nach Sommer {19)45 verfasst(es) Flugblatt. Es hatte folgenden Inhalt:

Oh Herr! schick uns den Moses wieder,
Auf dass er seine Glaubensbrüder
heimhole ins gelobte Land.
Lass wiederum das Meer sich teilen
und die zwei hohen Wassersäulen
feststehen wie eine Felsenwand.
Und wenn in dieser Wasserrinne
Das ganze Judenpack ist drinne,
Ach Herr, dann mach' die Klappe zu.

Amen.

Ein junger Kämpfer"1
Im April 1952 wurden auf dem jüdischen Friedhof in Hechingen drei Grabsteine umgeworfen
.

Versäumnisse: Heute noch (1982) ist das Phänomen der Verdrängung zu beobachten. So
sind etwa in den Chroniken der Stadt Hechingen (die letzte und dritte Auflage erschien im Jahre
1980 nach Bearbeitung der Hechinger Redakteure Walter Sauter und Bruno Ewald Reiser) zwar
die katholischen Geistlichen und die evangelischen Pfarrer aufgeführt994. Die Rabbiner und
Rabbinatsverweser jedoch nicht.

XIV. DAS ENDE DER ISRAELITISCHEN GEMEINDE HECHINGEN

Der wachsende Antisemitismus in den Jahren der Weimarer Republik hatte die Juden
beunruhigt. Bereits im Jahr vor der Machtübernahme durch Hitler war die Lage des deutschen
Judentums unhaltbar geworden, da es keine wirksamen Gegenkräfte gegen den Aufstieg des
hemmungslos antijudaistisch agierenden Nationalsozialismus gab. Nach der Übernahme der
Regierungsgewalt durch Hitler am 30. Januar 1933 setzten die Nationalsozialisten den erbar-

989 Lagerort der Beschwerde: StAS Ho 6 A 327.

990 ChH III, S.313.

991 ChH III, S. 314.

992 Lagerort: HHBH, R.28. VIII. Vgl. auch Kapitel VII. Öffentliche Einrichtungen der (religiösen)
Judengemeinde, Abschnitt 4. Judenfriedhof unter: Zerstörungen.

993 Vgl. Kapitel VII. Öffentliche Einrichtungen der (religiösen) Judengemeinde, Abschnitt 4. Judenfriedhof
unter: Zerstörungen.

994 Siehe beispielsweise ChH III, S.349f.

148


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1985/0156