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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1985/0173
Die Juden in Hechingen als religiöse Gemeinde

ders Heinrich Hofheimer. Sie war als Tochter der Eheleute Louis Levi und Ida, geb. Moos, die
Inhaber der Firma J. M. Levi (Manufakturwaren) waren, eine gebürtige Hechingerin. Die
zweite und dritte Generation war vertreten durch den Sohn Otto Hofheimer (geb. 24.5.1894),
dessen aus Wiesbaden stammende Frau Martha (geb. 16.12.1905), geb. Grumbacher, gesch.
Heymann, und die beiden Kinder Heinz (geb. 9.6.1926) und Edith (geb. 3.4.1932). Die Kinder
stammten aus der ersten Ehe von Otto Hofheimer mit der aus Buttenhausen gebürtigen und vor
1933 in Hechingen verstorbenen Frau Lilly, geb. Marx.

In Hechingen und Umgebung hatte das Geschäft Hofheimer einen guten Ruf. Die Inhaber
waren als tüchtige Geschäftsleute bekannt, die der Kundschaft gegenüber freundlich und immer
bestrebt waren, sie bestens zu bedienen. Otto Hofheimer war durch seine gewinnende
Wesensart beliebt. Im ersten Weltkrieg erlitt er eine Verwundung als Gefreiter in einem
bayerischen Feldartillerie-Regiment. Als Baßsänger im Chor des Musikvereins nahm er
aufgeschlossen am gesellschaftlichen Leben teil. In der sogenannten Reichskristallnacht wurden
die Fenster seines Geschäftes eingeworfen. Nach diesem Ereignis wurde der arischen Haushälterin
von der Deutschen Arbeitsfront nahegelegt, ihren Arbeitsplatz zu verlassen. Im selben
Jahr (1938) wurde Otto Hofheimer zur Aufgabe seines Geschäftes gezwungen. Er veräußerte es
an den Kaufmann Adolf Unger, an den er ein Jahr später auch das Wohn- und Geschäftshaus
verkaufte. In den Jahren danach lebte Otto Hofheimer mit seiner Familie aus dem Verkaufserlös
und wurde als landwirtschaftlicher Arbeiter eingesetzt. 1939 besuchte er eine Kochschule in
München (wo er einen zweiten Wohnsitz hatte) zur Ausbildung als Koch, hatte aber keine
Gelegenheit mehr, diesen Beruf auszuüben. Am 28.9.1939 zog er wieder nach Hechingen. Am
27.11.1941 wurden Otto Hofheimer, seine Frau Martha, die als Buchhalterin ihren Mann im
Geschäft unterstützt hatte, und das neun Jahre alte Töchterchen Edith in das Sammellager auf
dem Stuttgarter Killesberg gebracht und am 1.12.1941 mit dem Ziel Riga nach dem Osten
transportiert. In einem Lager bei Riga (Jungfernhof) kamen alle drei ums Leben, nach dem
Bericht Geretteter am 6. März 1942 durch Erschießen.

Die Mutter, Frau Melanie Hofheimer, emigrierte im Jahre 1939 nach London. In der
britischen Hauptstadt wurde die betagte Frau nicht sehr freundlich empfangen. Während eines
V-Bombenangriffs erlitt sie einen Nervenschock. 1948 kehrte sie nach Hechingen zurück und
fand am 14.9.1948 Aufnahme im städtischen Altersheim. Da sie ihre letzten Lebensjahre unter
Glaubensgenossen verbringen wollte, siedelte sie ein Jahr später in ein jüdisches Altersheim
nach Würzburg über, wo sie im Jahre 1950 im Alter von 80 Jahren starb.

Der zwölfjährige Sohn Heinz Hofheimer wurde Ende 1938 in die Schweiz in Sicherheit
gebracht. Er sah seine Angehörigen nie wieder. Von Genf reiste er nach Frankreich weiter,
flüchtete beim Einmarsch der deutschen Truppen zurück in die Schweiz und wurde dort
interniert. Nach dem Krieg wanderte er in die USA aus und Heß sich in New York nieder1038.

Landgerichtsrat a.D. Dr. jur. Moritz Meyer

Dr. Meyer, in Neuwied am 16.10.1872 geboren, wurde 1896 Gerichtsassessor, 1908
Landrichter und 1910 Landgerichtsrat in Hechingen. Bei Kriegsausbruch meldete er sich 1914
als Kriegsfreiwilliger und tat Dienst bis 1918. 1920 wurde er krankheitshalber vom Dienst
beurlaubt und 1924 in den Ruhestand versetzt.

Während der Junggeselle in seinen ersten Hechinger Jahren in Hotels und Privathäusern
gewohnt hatte, erbaute er 1914 im Stockochweg das »Haus Erde«, ein unter einer Eiche in
einfacher Bauweise erstelltes strohgedecktes Holzhaus mit Stallung. Dort führte er nach dem
Krieg das Leben eines äußerst tierliebenden Landwirts und uneigennützig hilfsbereiten

1038 Vgl. den Nachlaß Walter Sauters (März 1967). Lagerort: SAH. Einarbeitungen stützen sich auf
Schilderungen der Haushälterin.

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