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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1985/0186
Heinrich Kohring

vielseitige und ungemein erfolgreiche Tätigkeit als Hof- und Heereslieferantin und Finanzagentin
ausgeübt hat...

Es ist eine Seltenheit, daß eine Frau in ihrer Zeit so bedeutend und berühmt wurde, daß alle
Familienmitglieder, auch ihre Geschwister, ihren Namen als Familiennamen annehmen und
der Name ihres Mannes völlig ausgeschaltet wird. Kaulla, hebräisch Chaile, ist nur die
Umschreibung ihres deutschen Rufnamens Karoline'.

Soviel vorweg zur Würdigung dieser ungewöhnlichen Frau! Der Leser ihres Epitaphs wird
nun nicht mehr denken müssen, es handele sich dabei um die in solchen Fällen üblichen
Übertreibungen.

1.1.1. Die Inschrift der Vorderseite: 1.1.2. Die verstümmelte Rückseite:

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1.2.1. Die Übersetzung der Vorderseite lautet so:
Hier ist geborgen

Ein seltenes, reines Weib. Als Vorbild ihres Stammes wurde sie betrachtet.
Eine vornehme Frau, die nach Gerechtigkeit strebte. Unter Königen erwarb sie einen guten
Namen.

An Weisheit, an Rat war sie bedeutender als jeder Mann.
Ihr Haus zierte sie mit einem guten Namen. Einen guten Namen für die
Ewigkeit hat sie vererbt.

1.2.2. An sich lohnt es sich nicht, das Fragment der Rückseite in Übersetzung zu bieten,
aber damit auch der des Hebräischen nicht-kundige Leser sich ein Bild davon machen kann,
wieviel rekonstruiert werden mußte, folgt auch diese Verdeutschung:

Nun ist sie verschieden, gestorben und in ihre Welt gegangen.

Die Trauer der Söhne (...) Farn (...) ......der Armen ihres Volkes. Über

Die Kro(ne)..........................bitter weinten sie. Und diese

Über (...) (St...)................(weh)klagten. Am Heiligen Sabbat, dem Monatsanfang

Des Niss(an)..................................fael nach kleiner Zählung.

1.3.1 Der zweite Satz der ersten Zeile (recto) könnte auch verstanden werden: »Als Banner
(Vorbild) ihres Stammes wurde sie aufgerichtet«; da der Text nicht punktiert, d.h. vokalisiert

9 Schnee, Hoffinanz, S. 149. Daß Chaile die hebräische Form zu Kaulla sei, darf man getrost in das Reich
der Fabel verweisen: Chaile ist hebräisch Chajja (die Lebende) versehen mit dem deutschjüdischen
Diminutivsuffix -le\ Kaulla könnte vielleicht von Karoline (eher wohl noch: Karola) abgeleitet sein; vgl.
S. 181. Zur Ableitung Chaile) Kaulla sowie außerdem zur Bedeutung der Madame Kaulla für die
Stuttgarter Judenschaft s. Maria Zelzer, Weg und Schicksal der Stuttgarter Juden, Stgt., o.J., S.20, wo
Chaile »Stammutter der Stuttgarter jüdischen Gemeinde« genannt wird.

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