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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1985/0202
Heinrich Kohring

Bleibt noch die Schlußformel: Seine Seele sei eingebunden im Bündel des Lebens, die im
Original nicht ausgeschrieben ist, sondern durch die Anfangsbuchstaben der einzelnen Wörter
angezeigt wird, die jeweils mit einem kleinen V-Zeichen darüber versehen sind, um anzuzeigen,
daß es sich um eine Abkürzung handelt. Normalerweise erscheint diese Abbreviatur in der
Reihenfolge: T N Z B H (= tehe «afscho zerura b'nxox ta-chajjim) und wird einfach Tanäzba
gelesen. Warum bei unserem Etitaph eine andere Reihenfolge, nämlich: NTZB HCh gewählt
wurde, entzieht sich meiner Kenntnis. Die Abkürzung in ihrer »unüblichen« Form habe ich
allerdings auch auf anderen Hechinger Steinen aus derselben Zeit festgestellt. Zudem wurde

- auch dies ist nicht das Normale - der Buchstabe Chet von chajjim ohne Zwischenraum an das
He angefügt; im Hebräischen wird der bestimmte Artikel mit seinem Substantiv in einem Wort
zusammengeschrieben. Die Segensformel Tanäzba, die man noch heute auf jüdischen Grabsteinen
findet, stammt aus 1 S 25,29: »Und wenn sich ein Mensch erheben wird, dich zu verfolgen
und dir nach dem Leben zu trachten, so soll das Leben meines Herrn eingebunden sein im
Bündlein der Lebendigen bei dem HERRN, deinem Gott, aber das Leben deiner Feinde soll er
fortschleudern mit der Schleuder« (Worte der Abigail an König David). Auf Grabsteinen ist
diese Formel seit dem Mittelalter üblich, zumindest in Europa, auf der Krim hat man Grabsteine
aus dem 5.Jahrhundert (Ausgang der Antike) entdeckt, auf denen unsere Segensformel

- ausgeschrieben und auch abgekürzt - bereits Verwendung findet64. Auch in dem weiter oben
erwähnten Totengedächtnisgebet wird unsere Formel gebraucht.

2.3.3. Die Inschrift auf der Vorderseite ist, wie gesagt, ein Gedicht, und zwar ein
Zehnzeiler mit dem Reimschema ababcdcdee; der Endreim ist durchgehend weiblich. Da die
Zeilen mit durchschnittlich 15 Silben zu lang für die Breite der Stele sind, stehen die Reimwörter
nicht am Zeilenende, so daß man erst bei der lauten Rezitation der Inschrift dahinter kommt,
daß man es hier mit einem Gedicht zu tun hat. Der Text der Rückseite ist übrigens nicht gereimt.

AKIBA AUERBACH

3. Akiba (»Kiewe«) Auerbach, der Gatte der Madame Kauila, stand ganz im Schatten seiner
bedeutenden Frau, und so sind nur recht wenig biographische Daten über ihn in Erfahrung zu
bringen. Heinrich Schnee schreibt von ihm:

1757 wurde Chaile Raphael mit Kleve (Akiba) Auerbach in der kleinen Residenz Hechingen
verheiratet. Ihr Mann war wohl bewandert in Thora und Talmud, widmete sich ausschließlich
den Wissenschaften und überließ die Wirtschaft gänzlich seiner Frau65.

Und etwas weiter:

Kivi Kauila, der Gatte der Madame, vermachte der jüdischen Gemeinde Hechingen 5000 fl.
zur Erbauung einer Synagoge »in bester Weise«; sie sollte in Quadersteinen errichtet
werden. Nach Kivis Tode ergaben sich jedoch Auseinandersetzungen zwischen dessen
Erben und der Gemeinde, die durch einen Vergleich beendet wurden. ... Die Erben Kivis

modo und cum grano salis Vertrauen schenken darf. Hier im Fall des Jakob Kaulla bietet Schnee,
Hoffinanz (Genealogische Tafel im Anhang), ebenfalls das Datum 18.5.1810. HChr 1980, S. 205, hat den
l.Mai 1810 so bereits HChr 1906, S. 229. GL hat vom Stein unten den 18.5.1810 übernommen - ungeprüft
-, verweist aber auf die Jewish Encyclopaedia, lt. deren Stammbaum der Familie Kaulla es der
1. Mai sein soll.

64 EJB VII, 626-627 (»GRAB«).

65 Schnee, Madame, S. 86.

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