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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1985/0212
Heinrich Kohring

als Jakob Sohn David Salman Kaulla apostrophiert wird. Damit wäre das Problem, warum
ausgerechnet im hebräischen Text ben Rafael (und nicht ben Aqiva) steht, immer noch nicht
geklärt. Vielleicht war Maier Hanau doch ein Bruder von Jakob und Chaile Kaulla? Ich für
meinen Teil möchte es annehmen. In GL ist er unter Nr. 485 als »Kommerzienrat/Maier Hanau
Jakob KAULLA/HR'R Me'ir bar Rafael s'l/Sohn des Raphael Kaulla s. A.« aufgeführt. Als sein
Todesdatum wird dort angegeben: »gest. 9. Marcheschwan (5)576 /d. i. der 13. November 1815/
im 58. Lebensjahr«, das bedeutet, daß er ca. 1757 (und nicht ca. 1775 wie bei Schnee) geboren
wurde. Wenn Schnee meint, Maier Hanau sei einer der Söhne Madame Kaullas gewesen, so
ergibt sich eine weitere, nicht geringe Schwierigkeit: lt. Schnees Stammbaum79 hatte Madame
gleich zwei Söhne mit dem Vornamen Maier, und das erscheint mir nun doch ganz und gar
unwahrscheinlich! Madame Kaulla hatte gewiß einen Sohn namens Maier und einen Bruder
namens Maier, nämlich Maier Hanau - diese beiden sind gewiß bei Schnee miteinander
verwechselt worden! Ich möchte noch dies zu bedenken geben: Maier Hanau wurde in einer
Reihe neben Akiba Auerbach, der Madame und Jakob bestattet, was mir ein Indiz dafür zu sein
scheint, daß er generationsmäßig auf einer Stufe mit Chaile und Jakob steht, wohingegen Michle
Kaulla, die Tochter der Madame - ungeachtet der Tatsache, daß sie Jakobs Gemahlin ist -, eine
Reihe tiefer begraben liegt; auch sind ja die Kaulla-Eltern eine Reihe höher beigesetzt.

Auch die Datierungen - das sei gleich hier erwähnt - stimmen nicht überein. Auf der
Vorderseite lese ich das Datum in arabischen Ziffern als: 13. Nov. 1815, aber soweit ich das
beurteilen kann, scheint an der Stelle der 3 von 13 eine andere Zahl darunter gestanden zu haben,
und auch das Nov. ist dem Steinmetzen mißlungen, weil er vermutlich zunächst etwas anderes
eingemeißelt hatte. Die hebräische Datierung ist Sonntag, der 9. Marcheschwan (5)576, das ist
umgerechnet: der 12. November 1815; letzteres Datum gibt auch Schnee an80. Daß GL hier
(s.o.) den 9.Marcheschwan (5)576 mit dem 13.November 1815 gleichsetzt, liegt gewiß nur
daran, daß die Verfasser das falsche christliche Datum ungeprüft vom Stein übernommen haben.

4.3.2. Zur Aufschrift der Rückseite bleibt nicht mehr viel zu sagen. Auffällig ist die große
Ubereinstimmung im Wortlaut mit dem rückseitigen Epitaph des Jakob Kaulla. Der Leser, der
die hier bei Maier Hanau verwendeten biblischen Anspielungen aufzuspüren wünscht, mag sich
dort orientieren.

Das erste Won der zweiten Zeile ist infolge einer mutwilligen Zerstörung nicht mehr zu
erkennen; möglicherweise hat dort gestanden mi-mischpdchat (Kaulla) = »aus der Familie
Kaulla«. Auch das Wort »Kaulla« (QWL?) ist stark beschädigt; da die obere Hälfte der
Buchstaben noch vorhanden ist, besteht an der Lesung kein Zweifel.

..., das Wohl seines Volkes suchend: diese aus Est 10,3 stammende Lobpreisung ist uns schon
bei Jakobs rückwärtiger Inschrift begegnet (S. 183). Ich erwähne sie hier noch einmal, weil auch
Maier Hanau dadurch als »Schtadlan« gekennzeichnet wird und weil ich mir als Philologe es
nicht verkneifen kann, darauf hinzuweisen, daß hier das Wort doresch (= suchend) defektiv,
d. h. ohne das Waw (= DRS) geschrieben ist wie übrigens im Bibeltext, während dasselbe Zitat
auf Jakobs Stele in scriptio plena, also mit Waw (= DWRS) erscheint.

Der Titel P. P. Kommerzierath steht in deutsch da, freilich in hebräischen Buchstaben. Das
-th am Wortende ist natürlich Nachahmung der damaligen deutschen Orthographie, das
fehlende -»- sicher ein Versehen des Steinmetzen.

79 Ebd., genealogische Tafel am Schluß des Bandes, wo auch ca. 1775 als sein Geburtsdatum angegeben
wird. Nachgetragen sei, daß GL unter Nr. 536 (= Rafael, dem Kaulla-Vater) anmerkt: »Er ist der Vater von
Karoline,/Jakob und Maier Hanau Kaulla;..«.

80 Schnee, Hoffinanz, genealogische Tafel im Anhang.

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