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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1985/0271
Die Landespolizei für Württemberg-Hohenzollern 1945—1952

mindestens 80 Polizeibeamte, die krank, beurlaubt, auf den Geschäftszimmern, als Kraftfahrer
usw. eingesetzt seien, abgehen würden, so daß noch rd. 700 Beamte für den Streifendienst zur
Verfügung stehen würden. Wörtlich führte Härter aus: Wenn man weiter bedenkt, daß in allen
größeren Gemeinden 24-Stundendienst, d. h. also 2-Schichtendienst gemacht wird, dann ist es
begreiflich, wenn manchmal nur noch der Wachhabende auf der Polizeiwache anwesend ist.

Folge dieser Misere, die uns in ähnlicher Form auch heute nicht fremd ist, war eine
allgemeine Werbeaktion, um dem für die damalige Zeit nicht besonders begehrenswerten
Polizeidienst Nachwuchs zuführen zu können. Die Landräte wurden von Härter um Hilfe in
sozialer Hinsicht, namentlich durch die Zuweisung von Wohnungen für verheiratete Beamte,
dringend gebeten.

Roßmann bezeichnete auf der mehrfach schon angeführten Landrätetagung die Ausbildung
eines politisch einwandfreien und fachlich durchgebildeten Nachwuchses als eine der vordringlichsten
Aufgaben. Die Säuberung der Polizei von alten Parteigenossen, von SS-Angehörigen
und besonders eifrigen Nazi-Angehörigen machten sich die französischen Kreismilitärregierungen
zu ihrer eigenen Angelegenheit. Nach der 1946 erfolgten Schaffung eines Staatskommissariats
für die politische Säuberung war die Einstellung in den Polizeidienst von der Vorlage
eines Säuberungsbescheides und der ausdrücklichen Genehmigung der Kreismilitärregierung
abhängig23.

Der Ausbau einer Polizeifachschule wurde schon von Anfang an mit besonderer Energie
betrieben. Nach Genehmigung durch die französische Militärregierung wurden Ende Januar
1946 im Schadenweiler Hof bei Rottenburg a. N. die notwendigen Baumaßnahmen eingeleitet.
Als Eröffnungstermin der Landespolizei-Fachschule war der 15. März 1946 vorgesehen24.

Die ersten Laufbahnrichtlinien wurden in Übereinstimmung mit Muster-Entwürfen des
damaligen Polizei-Instituts Hiltrup/W. am 27. April 1951 erlassen. Danach mußte jeder Beamte
zwei Lehrgänge besuchen, wobei jeder Lehrgang mit einer Prüfung abschloß, die die beamtenrechtliche
Voraussetzung zur Anstellung auf Lebenszeit oder die Beförderung in die Eingangsstufe
des einfachen oder mittleren Dienstes möglich machte. Die Einheitslaufbahn schuf die
Möglichkeit des Ubergangs in den gehobenen Dienst bei erfolgreichem Besuch eines weiteren
Lehrgangs.

Gerade im gehobenen Dienst sah es nach Schäfer bedenklich aus. Die meisten Kommissare
und Oberkommissare hatten keine entsprechende Prüfung nachzuweisen, weshalb sie in
Kurzlehrgängen von 4 Wochen einer eingehenden Prüfung unterzogen werden mußten. Für die
Polizeiverwaltungsbeamten wurde in Ludwigsburg ein Sonderlehrgang durchgeführt. Die
Landespolizei-Fachschule in Rottenburg a.N. bestand bis zum 1. Oktober 1953 und ging dann
in der Landes-Polizeischule Freiburg i. Br. auf25.

Interessant ist in diesem Zusammenhang, was Roßmann auf der Landrätetagung bezüglich
des Nachwuchses der Kriminalpolizei ausführte: Hier ist beabsichtigt, ihn aus Angehörigen der
ehemaligen Gendarmerie zu rekrutieren, da diese Beamten über eine gute kriminalistische
Vorbildung verfügen. In bezug auf die Kriminalpolizei hat die französische Militärregierung
soweit Zugeständnisse gemacht, daß wenigstens für eine gewisse Ubergangszeit die Verwendung
von Parteiangehörigen nicht beanstandet wird. Dadurch wird es gelingen, eine wirksame
Verbrechensbekämpfung durch die Kriminalpolizei zu sichern, während die Angehörigen der

Ii Schäfer (wie Anm. 10) S. 27.

24 Mit dem Aufbau und der Leitung der LPFSch. wurde zunächst Polizeioberkommissar Ficht beauftragt;
später Leiter des LPOK Ravensburg.

25 Vom 16.4.1946 bis zum 7.12.1949 wurden 1456 Polizeibewerber in 21 Aufnahmeprüfungen daraufhin
überprüft, ob sie für eine Einstellung in den Polizeidienst geeignet waren. Es wurden ferner durchgeführt:
14 Polizeianwärterlehrgänge, 9 Anstellungslehrgänge, ein Oberbeamtenlehrgang, 3 Oberbeamtenüberprü-
fungslehrgänge, Fahrschullehrgänge, Fotolehrgänge, Brandermittlungslehrgänge und Ski-Lehrgänge. Vgl.
Erich Mauch: Die Polizeischulen als Ausbildungsstätten der Polizei von 1945 bis heute. In: 10 Jahre
Baden-Württembergische Polizei - Ein Dokumentarbericht. Stuttgart 1963.

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