Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1985/0275
Der Landkreis Hechingen 1945-1955

1. DER EINMARSCH DER FRANZÖSISCHEN TRUPPEN
UND ERSTE MASSNAHMEN DER BESATZUNG

Französische Truppen erreichten am 18. April 1945 erstmals hohenzollerischen Boden. Sie
kamen aus dem Raum Freudenstadt, das nach einer verheerenden Beschießung am Tage danach
besetzt wurde, und stießen mit ihren Panzern bis an den Neckar bei Dettingen (Hohenzollern),
Horb und Rottenburg vor. In den folgenden Tagen wurden die im sogenannten unteren Bezirk
gelegenen hohenzollerischen Orte besetzt, so Empfingen und Haigerloch am 20. April. Beim
Herannahen der feindlichen Verbände bewegte die Hechinger Bevölkerung vor allem die Frage,
ob die Stadt in eine neue Verteidigungslinie einbezogen würde, wie dies von der deutschen
Wehrmacht zunächst geplant war. Davon hing, wie der Chronist sagt, »ihre Erhaltung oder ihre
Zerstörung« ab. Eine Anordnung des auch für Hechingen zuständigen Baiinger Kreisleiters, die
Einwohnerschaft von Hechingen und den umliegenden Ortschaften beim Anrücken des
Feindes zu evakuieren, wurde nicht befolgt. Für die Bevölkerung wurden aber Notunterkünfte
im Hechinger Stadtwald errichtet, um dorthin ausweichen zu können, wenn es zu Kampfhandlungen
in der Stadt kommen sollte.

Eine deutsche Flakabteilung bezog am 18. April bei der Umgehungsstraße in der Nähe von
St. Luzen Stellung. Diese setzte sich aber zwei Tage später wieder in südöstlicher Richtung ab,
zumal sie bei früheren Kämpfen fast alle ihre Geschütze verloren hatte und kaum mehr
einsatzfähig war. Auch die sonstigen aus dem Neckarraum zurückweichenden deutschen
Wehrmachtsreste zogen durch das Hechinger Gebiet, ohne sich zum Kampf einzurichten. Die
in Hechingen einquartierten Stäbe und Wehrmachtseinheiten waren bereits an den Tagen zuvor
abgerückt. Ein motorisiertes Feldlazarett, das am 16. April in Hechingen eingetroffen war und
die Schloßbergschule belegt hatte, zog, ohne den Betrieb aufgenommen zu haben, wieder ab.
Die führenden Parteifunktionäre einschließlich des Volkssturm-Bataillonskommandeurs verließen
gleichfalls am 21. April Hechingen in Richtung Killertal. Der von ihnen hinterlassene
Befehl an den Volkssturm, sich auch nach Abzug der Wehrmacht allein zum Kampf zu stellen,
wurde nicht ausgeführt. Auch die Panzersperren wurden nicht geschlossen (so Schwäbisches
Tagblatt vom 18. April 1946). Größere Kampfhandlungen um Hechingen waren daher kaum
mehr zu befürchten.

Mit Sorge und Unwillen mußte die Bevölkerung mit ansehen, wie Kommandos der
abziehenden Wehrmacht mehrere Brücken im Hechinger Raum sprengten. Schon Tage zuvor
hatte die Organisation Todt Sprenglöcher an den Starzel- und Eisenbahnbrücken in der Stadt
und deren Umgebung angelegt und ihre Sprengung vorbereitet. Ein Wehrmachtskommando
sprengte dann auch am Nachmittag des 21. April die Bahnbrücken der Reichsbahn und der
Hohenzollerischen Landesbahn bei der Walkenmühle und in den Morgenstunden des 22. April
die beiden Brücken der Zollerstraße und der Umgehungsstraße über die Reichsbahn auf dem
Gewann Buloch. Die gleichfalls in der Morgenfrühe des 22. April vorgenommene Sprengung
auf der Brücke der Umgehungsstraße über die Reichsbahn bei St. Luzen riß nur Löcher in die
Brücke, so daß diese nach der Besetzung bald wieder befahrbar gemacht werden konnte. Die
vorbereiteten Sprengungen der Starzelbrücken in der Unterstadt unterblieben. Dagegen
wurden mehrere Brücken in der Hechinger Umgebung, wie die beiden Brücken auf der
Bundesstraße zwischen Hechingen und Schlatt, am gleichen Tag durch die Wehrmacht
gesprengt. Auch zerschnitt ein Wehrmachtskommando die Fernkabel des Fernsprechamts. Der
Post- und Eisenbahnverkehr kam zu Erliegen. Die zivilen Stellen, denen gleichfalls Zerstörungsbefehle
vorlagen, führten diese nicht aus, so daß die lebenswichtigen Versorgungsbetriebe
für Wasser, Strom und Gas unangetastet blieben.

Kurz vor dem Einmarsch der feindlichen Truppen, am 18. April, warf ein aus zwölf
Flugzeugen bestehender Verband alliierter Flugzeuge Sprengbomben und Luftminen über der
Hechinger Unterstadt ab. Die meisten dieser Bomben und Minen fielen auf das östliche Vorfeld
der Unterstadt in der Nähe der Brücken der Umgehungsstraße über die Bahnlinien, denen wohl

245


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1985/0275