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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1985/0287
Der Landkreis Hechingen 1945-1955

Gründung politischer Parteien

Schon sehr früh wurde die Gründung politischer Parteien von der Militärregierung
zugelassen. Das deutsche Volk sollte ja nach dem Willen der Besatzungsmächte möglichst
schnell und gründlich zu einem demokratischen Denken und Handeln »umerzogen« werden.
Das sollte vor allem durch die Gründung von politischen Parteien und von Gewerkschaften
erreicht werden. So war in den im November und Dezember 1945 erlassenen Einzelbestimmungen
der Militärregierung über die Bildung politischer Parteien ausdrücklich bestimmt, daß bei
Gründung einer Partei deren »demokratischer und antinationalsozialistischer Charakter« als
wichtigste Voraussetzung gewährleistet sein müsse. Im Frühjahr und Sommer 1946 bildeten
sich im Kreis Hechingen Kreisvereine und in einigen Gemeinden auch Ortsvereine der CDU,
der SPD, der DVP und der KPD. Zum erstenmal traten diese neuen Parteien im Kreis
Hechingen bei den Wahlen zum Gemeinderat und zur Kreisversammlung am 15. September
und am 19. Oktober 1946 nach außen in Erscheinung. Bei der Wahl zur Kreisversammlung
erhielten CDU 11119, SPD 1782, DVP 1816, KPD 893 Stimmen, so daß die CDU mit 13, die
SPD und die DVP mit je 2 und die KPD mit einem Abgeordneten in die neue Kreisversammlung
einzogen. Bei der Wahl der Gemeinderäte spielten die sogenannten »freien Listen« eine wichtige
Rolle. Die politischen Parteien - mit Ausnahme der CDU - stellten daher in den meisten
Gemeinden keine eigenen Kandidatenlisten auf. Mit den Gemeinderäten wurden auch am
selben Tag die Bürgermeister in freier Wahl gewählt. Dabei wurden die nach dem Krieg von der
Militärregierung eingesetzten Bürgermeister in den meisten Gemeinden in ihrem Amt bestätigt.
In Hechingen wurde der bisherige erste Beigeordnete Druckereibesitzer August Pretzl zum
Bürgermeister gewählt.

Wiederaufbau der Wirtschaft.
Die Landwirtschaft

Der Wiederaufbau der Wirtschaft nach dem Krieg ging in der französischen Zone sehr
langsam vonstatten. Um die Ernährung der Kreisbewohner einigermaßen sicherzustellen, galt
die Hauptsorge in den ersten Nachkriegsjahren der Förderung der einheimischen Landwirtschaft
. Die Bevölkerung war ja zunächst fast ausschließlich auf die landwirtschaftlichen
Erzeugnisse aus dem eigenen Kreis angewiesen. Eine Einfuhr aus anderen Kreisen oder gar aus
einer anderen Besatzungszone war nur in besonderen Ausnahmefällen und nur mit Genehmigung
der Militärregierung möglich. Landkreise mit einer ertragreichen Landwirtschaft waren
im Vorteil, während der Kreis Hechingen mit den vielen Klein- und Nebenlandwirten, die nicht
mehr oder jedenfalls nicht viel mehr als ihren eigenen Bedarf erzeugten, oft große Schwierigkeiten
hatte, um nur das Nötigste für den Normalverbraucher aufzubringen. Dazu kam, daß auch
die Besatzungsmacht in der französischen Zone - im Gegensatz zur amerikanischen und
englischen Zone - in beachtlichem Umfang aus den landwirtschaftlichen Erzeugnissen des
Landes mitversorgt werden mußte. Sogar für Exportzwecke mußte Südwürttemberg-Hohen-
zollern noch Lebensmittel abliefern. Dies traf vor allem auf dem Gebiet der Fleischversorgung
zu. Hier war das Mehrfache an die Besatzung abzugeben als der einheimischen Bevölkerung für
ihren Bedarf zugestanden wurde.

Das in den ersten Nachkriegsjahren bei den Landratsämter bestehende Kreisernährungsamt
war in dieser schwierigen Zeit eine der wichtigsten Abteilungen, die auch in einem kleineren
Kreis zeitweise 15 bis 18 Mitarbeiter beschäftigte. Man unterschied das Ernährungsamt A, das
sich mit der Erfassung und Aufbringung der landwirtschaftlichen Erzeugnisse im Kreis befaßte,
und das Ernährungsamt B, das die Verteilung und die Ausgabe der Lebensmittelmarken
vornahm. Die Umlagen, die der einzelne Kreis aufzubringen hatte, wurden von der Landesdirektion
der Wirtschaft im Staatssekretariat für Württemberg-Hohenzollern bzw. später von der
Regierung festgesetzt und an die Landratsämter weitergegeben. Die Höhe der Umlage richtete

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