Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1985/0293
Der Landkreis Hechingen 1945-1955

den 43 teils größeren teils kleineren Flüchtlingstransporten, die im Jahre 1949 hier ankamen,
mußte der Kreis Hechingen 1559 aufnehmen. Im Jahre 1950 blieben von den Neuankömmlingen
noch etwa tausend und im Jahre 1951 achthundert im Kreis. Daß es bei deren Unterbringung
oft zu Schwierigkeiten kam, war nicht zu vermeiden. Zeitweise waren die beiden
Hechinger Lager mit mehr als tausend Menschen belegt, so daß die Enge für diese fast
unerträglich war. Auch nahmen einige Kreise die für sie bestimmten Flüchtlinge mit der
Begründung, z.Zt. keinen freien Wohnraum zu haben, nur sehr schleppend ab. Die Aufenthaltsdauer
erstreckte sich daher für manche auf mehrere Monate. Einige Umsiedler, die schon
jahrelang in der Westzone lebten, brachten auch erhebliches Gepäck, zum Teil halbe Wohnungseinrichtungen
und sogar Großvieh mit. Auch für deren Unterbringung mußte gesorgt
werden. In den Jahren 1952 und 1953 ließen die Flüchtlingstransporte allmählich nach.
Immerhin kamen von den Neueintreffenden noch jeweils etwa 500 in den Kreis. Die späteren
geringen Zugänge wurden durch den Wegzug von Flüchtlingen in andere Kreise im Wege der
Binnenumsiedlung im wesentlichen ausgeglichen. Die in die abgelegenen Landgemeinden
Eingewiesenen suchten nämlich häufig in den arbeitsmäßig günstigeren Nachbarkreisen
Wohnung und Arbeit und verlegten dann ihren Wohnsitz dorthin.

Unter den im Jahre 1949 und Anfang der 50er Jahre eintreffenden Flüchtlingen waren auch
viele Deutschstämmige aus dem unteren Donauraum, aus Jugoslawien, Ungarn und Rumänien.
Diese Donauschwaben, wie sie sich selbst nannten, hatten nach ihrer Flucht vor den
anrückenden Russen im Jahre 1944 meist in österreichischen Barackenlagern gelebt und suchten
nun in dem Land, aus dem ihre Vorfahren vor etwa 200 Jahren ausgewandert waren, ein neues
Zuhause. Die Stadt Hechingen hat in jenen Jahren allein über 700 und die übrigen Kreisgemeinden
fast tausend dieser »Heimkehrer« aufgenommen.

Bei diesem gewaltigen Ansturm von Neuankömmlingen wurde die Beschaffung von
Wohnraum und Arbeit für diese immer schwieriger. Im Dezember 1949 erklärte ein Hechinger
Stadtrat in einer Sitzung, daß in der Kreisstadt Flüchtlingsfamilien bis zu acht Köpfen in einem
Zimmer hausen müßten. Auch bestehe ein »arbeitsmäßiger Notstand«, da die einheimischen
Industriebetriebe nicht mehr genügend Arbeitsplätze zur Verfügung stellen könnten. Um die
Unterbringung der vielen Zugewiesenen sicherzustellen, erließen einige Gemeinden, vor allem
auch die Kreisstadt, »Richtlinien für die Wohnraumbewirtschaftung«. Danach hatte z.B. eine
Einzelperson keinen Anspruch auf einen besonderen Wohnraum und eine eigene Küche.
Kindern unter 5 Jahren stand ein eigenes Schlafzimmer nur zu, wenn sich »bei äußerster
Beschränkung« kein Kinderbett im Elternschlafzimmer aufstellen ließ.

Bei der Aufteilung der Flüchtlinge auf die einzelnen Gemeinden waren vor allem auch die
jeweils vorhandenen Arbeitsmöglichkeiten ausschlaggebend. So war der prozentuale Anteil der
in die Industriegemeinden Burladingen und Bisingen und vor allem in die Kreisstadt Eingewiesenen
wesentlich höher als der Anteil, den die abgelegenen Landorte unterzubringen hatten.
Hechingen mußte über ein Drittel der dem Kreis zugewiesenen Vertriebenen aufnehmen. Mitte
der 50er Jahre, als die Umsiedlung allmählich zum Abschluß gekommen war, befanden sich
rund 8000 Flüchtlinge und Heimatvertriebene im Kreis Hechingen; fast jeder Fünfte war ein
»Neubürger«. Auch waren noch rund tausend Evakuierte, die nicht mehr in ihre früheren
Wohnorte zurückkehren wollten, hier zurückgeblieben. Es mußten daher neue Wege gesucht
werden, um allen eine ausreichende und menschlich zumutbare Wohnung anbieten zu können.

Der Wohnungsbau.

Die Kreisbaugenossenschaft

Der Bau neuer Wohnungen war in der ersten Nachkriegszeit für die meisten nicht möglich.
Es fehlte nicht nur an Geldmitteln, sondern auch an fast allen Baustoffen, die meistens
bewirtschaftet und nur schwer zu beschaffen waren. Manche halfen sich mit dem Ausbau von

263


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1985/0293