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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1985/0303
Der Landkreis Hechingen 1945-1955

die Kaufhausstraße sechs Stockwerke. Der umbaute Raum beträgt rund 11000 cbm. Im Rathaus
befinden sich 112 Räume, davon im 3. Untergeschoß die Räume für die Heizung, 2 Luftschutzräume
sowie 2 Garagen. Im 2. Untergeschoß finden wir die Wohnung des Hausmeisters,
3 Räume für das Archiv, 3 Räume für den Landespolizeiposten Hechingen-Stadt und 2 Arrestzellen
. Auf die übrigen 5 Geschosse verteilen sich 32 Diensträume für die Stadtverwaltung und
den Landespolizeiposten Hechingen Stadt. Besonders erwähnenswert sind im 1. Obergeschoß
das Dienstzimmer des Bürgermeisters mit Sitzungs- und Besprechungszimmer und das
Trauzimmer, im 2. Obergeschoß der Ratssaal und im Dachgeschoß ein Ausstellungsraum.«

An der feierlichen Einweihung, die am 10. Mai 1958 im Burgtheater in der Heiligkreuzstraße
1 stattfand, nahmen zahlreiche Ehrengäste teil, darunter Vertreter der Regierung, des
Landkreises, des Gemeindetags und des Hohenzollerischen Fürstenhauses. Allgemein wurde
anerkannt, daß der Neubau sich glücklich in das Stadtbild einfüge und das Werk seinen Meister
lobe.

Strukturveränderung im Kreis

Schon Mitte der 50er Jahre nach Fertigstellung des neuen Landratsamts sah die Kreisverwaltung
noch andere größere Bauvorhaben auf sich zukommen, wenn sie ihrer Aufgabe für die
Daseinsvorsorge der Kreisbevölkerung gerecht werden wollte. Dazu gehörten zunächst der
Bau einer für die damaligen Erfordernisse ausreichenden Berufsschule sowie - und das stand
noch in weiter Ferne - der Bau eines neuzeitlichen Kreiskrankenhauses. Bevor jedoch die
Ausführung dieser Pläne verwirklicht werden konnte, galt es zunächst, einige Rückstände aus
den Kriegs- und ersten Nachkriegsjahren nachzuholen, sowie die durch den Bevölkerungszuwachs
und die Strukturveränderung des Kreises auftretenden neuen Aufgaben in Angriff zu
nehmen. Die Einwohnerzahl des Kreises, die nach Kriegsschluß 37931 betrug, war Mitte der
50er Jahre auf über 50000, mithin um rund 33 Prozent angewachsen. Die Kreisstadt Hechingen
mit 5684 Einwohnern im Jahre 1939 zählte im Jahre 1955 bereits 8903 Einwohner, und zu diesen
kamen noch über tausend Flüchtlinge in den Lagern Weiher und Lindich. Diese Entwicklung
hielt weiter an. Auch wandelte sich der Kreis, der in den ersten Nachkriegsjahren überwiegend
landwirtschaftlich ausgerichtet war, immer mehr zu einem Industriekreis. Schon im Jahre 1955
waren in etwa über hundert Industriebetrieben des Kreises gegen 9000 Personen beschäftigt,
und weitere etwa 3000 Personen fanden Arbeitsplätze in der Industrie der Nachbarkreise. In
diesen Zahlen waren das Bauhandwerk und die Kleinbetriebe (unter 10 Beschäftigte) nicht
enthalten. Auch arbeiteten etwa 3000 Personen in etwas über 1000 Handwerksbetrieben. Ein
Arbeitslosenproblem gab es bei dem damaligen wirtschaftlichen Aufschwung so gut wie nicht.
Im ganzen Bundesgebiet betrug die Arbeitslosenquote damals nur etwas über 2%, und in
unserem Raum konnte jeder, der arbeitsfähig und arbeitswillig war, auch Arbeit finden. Etwas
ins Hintertreffen kam bei dieser Entwicklung die Landwirtschaft. Zwar gab es Mitte der 50er
Jahre noch etwas mehr als 6000 landwirtschaftliche Betriebe im Kreis. Aber nur ein Teil der
Bauern war noch ausschließlich in der Landwirtschaft tätig. Viele arbeiteten tagsüber in den
Industriebetrieben oder im Baugewerbe, wo sie mehr verdienten. Ihre Landwirtschaft betrieben
sie nur noch nebenher und überließen die Hauptarbeit anderen Familienangehörigen.
Besonders in den Industriegemeinden war dies der Fall, und es kam nicht selten vor, daß Felder
brach liegen blieben, zumal das Verpachten landwirtschaftlicher Grundstücke sehr erschwert,
zum Teil unmöglich war. Eine Hilfe für die Landwirtschaft war die von Jahr zu Jahr
zunehmende Motorisierung. Schon im Jahre 1956 hatte fast jeder fünfte landwirtschaftliche
Betrieb im Kreis eine eigene Zugmaschine, und das früher übliche »Kuhfuhrwerk« wurde
immer seltener.

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