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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1985/0310
Hans Speidel

standen die beiden Chefärzte, die bereits im Jahre 1965 vom Kreistag gewählt wurden, mit ihren
Oberärzten bei der Eröffnung zur Verfügung. Auch die Belegärzte für die gynäkologische und
für die Hals-Nasen-Ohren-Abteilung, die vom Krankenspital übernommen wurden, konnten
ihre Tätigkeit sofort aufnehmen. Dagegen war die Beschaffung des für das Krankenhaus
erforderlichen Pflegepersonals für die Kreisverwaltung eine große Sorge. Nach vielen vergeblichen
Versuchen konnte der Landrat im Frühjahr 1966, mithin ein halbes Jahr vor der
Eröffnung, von den Weißen Schwestern in Trier die Zusage erhalten, acht bis zehn Schwestern
für das Krankenhaus bereitzustellen. Auch konnten durch weitere Bemühungen mehrere freie
Schwestern und andere Arbeitskräfte in dem Umfang eingestellt werden, daß der Personalstand
bei der Eröffnung zwar noch nicht vollständig, aber doch für die wichtigsten Aufgaben
vorhanden war.

Die Finanzierung

Die Finanzierung eines Bauvorhabens dieses Ausmaßes - sicher das größte in der Geschichte
des Kreises - war für den kleinen Kreis Hechingen mit etwa 57000 Einwohnern und einer
geringen Steuerkraft nicht ganz einfach. Die Baukosten betrugen einschließlich der Nebengebäude
und der Einrichtung - aber ohne Baugelände und ohne das erst zwei Jahre später erbaute
zweite Schwesternhaus - etwa 17,3 Millionen. Davon hatte der Kreis beim Einzug aus
Rücklagemitteln und Kapitalvermögen bereits 2967200-DM und aus Zuweisung aus den
ordentlichen Haushalten der Jahre 1963 bis 1967 3350100,-DM, zusammen 6317300,-DM
aufgebracht. Als Staatsbeitrag erhielt der Kreis 4 900 00,-DM. Die Stadt Hechingen erstattete
für die Erschließung der Zufahrtsstraße einen Betrag von 76 000.-DM. Vom Landkreis
Sigmaringen wurde auf Grund des oben erwähnten Vertrages vom Oktober 1962 als Ausgleich
für den Verzicht auf die Vermögensansprüche an das Fürst-Carl-Landeskrankenhaus in
Sigmaringen ein Betrag von 2 Millionen zur Verfügung gestellt. Den für die Restfinanzierung
erforderlichen Betrag von etwa 4 Millionen beschaffte sich der Kreis im Darlehenswege. Bei den
damals verhältnismäßig niedrigen Zinssätzen war die finanzielle Belastung des Kreises durch
diesen Schuldbetrag durchaus tragbar und belastete die künftigen Haushalte nicht über Gebühr.

Das Hechinger Krankenhaus wurde in einer Bauzeit von nur drei Jahren fertiggestellt. Es
entsprach, wie der damalige Innenminister in einem Geleitwort zur Einweihung sagte, »in jeder
Hinsicht den neuzeitlichen Erkenntnissen der medizinischen Wissenschaft«. Ihm sei die
Funktion eines Schwerpunktkrankenhauses II. Ordnung zugedacht und entsprechend sei es
ausgestattet worden. Da sich das Krankenhauswesen bei den raschen Fortschritten der Medizin
und Technik in einer ständigen Weiterentwicklung befindet, ist heute nach fast 20 Jahren seit der
Fertigstellung manches erneuerungs- und überholungsbedürftig. Es ist erfreulich, daß von den
zuständigen Stellen Maßnahmen in dieser Richtung eingeleitet wurden. Aber anderseits darf
doch auch festgehalten werden, daß Anfang der 60er Jahre sicher der letzte Zeitpunkt war, für
den »Altkreis« Hechingen und damit für den Hechinger Raum ein eigenes leistungsfähiges
Krankenhaus zu planen und zu bauen. Denn schon am 19. Januar 1967, drei Monate nach der
Fertigstellung, bezeichnete der neu gewählte Ministerpräsident Dr. Filbinger in seiner Regierungserklärung
»die Verwaltungsreform als eine wichtige Aufgabe« seiner Amtszeit und
kündigte an, daß in Bälde »Modelle für einen zwischengemeindlichen Verwaltungsverband im
ländlichen Raum« vorgelegt würden. Und in der Tat wurde bereits im Jahre 1969 das
»Denkmodell zur Kreisreform« veröffentlicht, das drei Jahre später zur Auflösung des Kreises
Hechingen führte. Zu diesem Zeitpunkt aber hätte sich der Bau eines Krankenhauses in
Hechingen mit Sicherheit nicht mehr verwirklichen lassen. Und nach der Kreisreform hätte der
neue »Zollernalbkreis« sicher kein drittes Krankenhaus in seinem Kreisgebiet gebaut, nachdem
er schon die Last von zwei Krankenhäusern in Balingen und Albstadt zu tragen hatte.

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