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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1985/0312
Hans Speidel

Landtagsabgeordneten (Ministerpräsident Dr. Geb. Müller und Prof. Erbe) sowie dem Innenminister
Ulrich einflußreiche Helfer. Dagegen sollte es bei der Zuteilung der Reutlinger Exklave
Mägerkingen, Bronnen und Hausen a. d. L. sowie der beiden Sigmaringer Gemeinden Trochtel-
fingen und Steinhilben an den Kreis Hechingen bleiben. Das hielt die Regierungsvorlage, wie in
den Erläuterungen gesagt wurde, im Hinblick auf den notwendigen Ausgleich für die vom Kreis
Hechingen abzutretenden Gemeinden vertretbar.

Uber den nunmehr von der Regierung eingebrachten Gesetzesentwurf wurde am 15. Mai
1955 im Landtag »vor überfüllter Tribüne und in Gewitterstimmung« (so die Stuttg. Zeitung) in
erster Lesung verhandelt. Nach einer lebhaften Debatte wurde ein Antrag der CDU, den
Entwurf zurückzuziehen und einen neuen vorzulegen, der nur die Umgliederung der Exklaven
vorsehe, abgelehnt und die Regierungsvorlage an den Verwaltungsausschuß überwiesen. In den
folgenden Wochen besuchte dieser die von der Umgliederung betroffenen Kreise und Gemeinden
. An einigen Orten hielt er auch unter seinem Vorsitzenden, dem Abgeordneten Lausen
(SPD), »Informationssitzungen« ab, ein »Novum« in der Parlamentsgeschichte, wie dieser
sagte. Bei seinem Besuch im Kreis Hechingen stießen seine Vorschläge sowohl bei der
Kreisverwaltung wie auch bei den Neckartalgemeinden auf Ablehnung. Die für beide hohen-
zollerischen Kreise vorgesehene »Informationssitzung« fand am 15.Juni 1955 im Gasthof
»Kreuz« in Gammertingen statt, zu der alle von einer Umgliederung Betroffenen geladen
waren.

Die Gammertinger Versammlung

Es war ein Riesenaufgebot, das aus ganz Hohenzollern und den Nachbarkreisen im großen
Kreuzsaal in Gammertingen zusammenkam. Neben 20 Landtagsabgeordneten waren die
Regierungspräsidenten von Freiburg und Tübingen, Dr. Wäldin und Dr. Walser, und die
Landräte von Hechingen, Horb, Reutlingen, Sigmaringen und Stockach erschienen. Die
meisten Bürgermeister der hohenzollerischen Gemeinden sowie der betroffenen Nachbargemeinden
, die Kreistagsmitglieder von Hechingen und Sigmaringen, die Mitglieder des Hohenzollerischen
Kommunallandtags und Vertreter von der Landwirtschaft und Industrie waren
anwesend. Presse und Rundfunk waren gleichfalls vertreten. Auch viele interessierte Zuhörer
waren gekommen. Nach den üblichen Begrüßungen kamen die Vertreter des Landeskommu-
nalverbandes, Oberstudienrat Emter aus Sigmaringen und Bürgermeister Bindereif aus Hechingen
, zunächst zu Wort. Diese wiesen vor allem auf die von Regierungsmitgliedern vor der
Abstimmung für den Südweststaat gegebenen Zusicherungen hin, daß die hohenzollerischen
Kreise in ihren Grenzen gesichert und die typisch hohenzollerischen Einrichtungen auch im
größeren Land erhalten blieben. Als empörend empfinde man im Kreis Hechingen, so sagte
Kreisrat Pretzl als Vertreter des Hechinger Kreistags, die ungleiche Behandlung Württemberger
und hohenzollerischer Gemeinden. Wenn man den Wünschen der Gemeinde Bodelshausen, die
nur 4 km von der Kreisstadt Hechingen entfernt sei und sogar ihr Wasser vom Kreiswasserwerk
Hechingen beziehe, Rechnung trage, müsse man das bei den hohenzollerischen Gemeinden im
Neckartal auch tun, zumal diese bei einer Umgliederung nach Horb finanzielle Nachteile in
Kauf nehmen müßten (z. B. eine um 50 % höhere Kreisumlage!). Die ablehnende Haltung der
8 Neckargemeinden begründete der Bürgermeister Hinger aus Dettingen. Er forderte eine
Abstimmung der Bevölkerung, die sich bereits mit über 90% für den Verbleib im Kreis
Hechingen ausgesprochen habe. Für sie sei das geschichtlich Gewordene noch etwas Wertvolles
, ja sogar Heiliges. Auch die Vertreter der Sigmaringer Gemeinden kamen ausgiebig zu Wort,
so daß sich die Informationssitzung über sieben Stunden hinzog. Als Ergebnis war festzustellen,
daß der Verwaltungsausschuß weder bei den hohenzollerischen noch bei den anderen Gemeinden
auf die geringste Bereitschaft traf, einer Änderung der bestehenden Verhältnisse zuzustimmen
. Eine Ausnahme machte allerdings der Horber Landrat, der die hohenzollerischen
Gemeinden im Neckartal allzugern vereinnahmt hätte.

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