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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1985/0324
Neues Schrifttum

1947 hatte die CDU ihren Anspruch als führende politische Kraft Tübingens und Württemberg-
Hohenzollerns untermauert.

Munro scheut sich nicht, den Wiederaufbau der kommunalen Verwaltung in einem eigenen Kapitel in
aller Ausführlichkeit zu behandeln, auch wenn der eine oder andere Aspekt bereits in früheren Kapiteln
angetippt wurde. Die letzten beiden Abschnitte beschreiben die Entwicklung des kulturellen Lebens in
Tübingen von 1945 bis 1947 einschließlich der Presse und der öffentlichen Meinung sowie, ebenfalls sehr
ausführlich, die Arbeit der Eberhard-Karls-Universität. Abschließend liefert der Autor auf 30 Seiten eine
äußerst nützliche Zusammenfassung der Ergebnisse. Abgerundet wird die Arbeit durch einen Anhang, in
dem einige wichtige Dokumente abgedruckt sind, und eine Bibliographie. Insgesamt muß man Munro
zubilligen, daß ihm mit seiner Untersuchung eine hervorragende Stadtgeschichte Tübingens für die Zeit von
1945 bis 1947 gelungen ist. Die große Reichweite seiner Untersuchung wird vor allem dann deutlich, wenn
man sie mit anderen spezifisch lokalhistorischen Untersuchungen dieser Zeit vergleicht, wie etwa: Otto
Dann (Hrsg.): Köln nach dem Nationalsozialismus. Der Beginn des gesellschaftlichen und politischen
Lebens in den Jahren 1945/46. Wuppertal 1981; Erich Dombrowski u.a. (Hrsg.): Wie es war. Mainzer
Schicksalsjahre 1945-1948. Berichte und Dokumente. Mainz 1965; Kurt Kühnemann: Neues Leben aus
Ruinen. Gießen in und nach der Stunde Null. Menschen und Mächte des Wiederaufbaus. Gießen 1983;
Albrecht Lein: Antifaschistische Aktion 1945. Die »Stunde Null« in Braunschweig. Göttingen 1978;
Friedrich Prinz (Hrsg.): Trümmerzeit in München. Kultur und Gesellschaft einer deutschen Großstadt im
Aufbruch 1945 bis 1949. München 1984; Herbert Schott: Die Amerikaner als Besatzungsmacht in
Würzburg (1945-1949). Würzburg 1985.

Darüber hinaus verdeutlicht Munros Arbeit wichtige Aspekte der französischen Besatzungspolitik wie
auch der Entstehung des westdeutschen Parteiensystems und der Rekonstruktion der Verwaltungsorgane.
Die ungemein sorgfältig recherchierte und ausgearbeitete Untersuchung vermag rundweg zu überzeugen.
Etwas störend wirkt lediglich die sehr häufig bei Interviews zu findende Anmerkung, daß der Befragte aus
Gründen der Diskretion bei diesem Punkt ungenannt bleiben wolle: So brisant sind diese »Enthüllungen« in
den meisten Fällen doch nicht, daß es sich lohnen würde, durch solche Anonymisierung den wissenschaftlichen
Wert dieser Aussagen mangels Nachprüfbarkeit herabzusetzen. Somit bleibt schließlich nur zu
wünschen, daß diese Dissertation möglichst bald in einer besser zugänglichen Ausgabe gedruckt wird und
hoffentlich auch in naher Zukunft eine Übersetzung ins Deutsche erfährt.

Augsburg Gerhard Hirscher

Joachim Irek: Mannheim in den Jahren 1945-1949. Geschichte einer Stadt zwischen Diktatur und Republik.
Bd. 1-2. Stuttgart: Kohlhammer 1983. 235 S. und 195 S. (Veröffentlichungen des Stadtarchivs Mannheim
, Band9: Darstellung, Band 10: Dokumente).

Die nordbadische Industriestadt Mannheim vor 40 Jahren: Am 29. März 1945 überschreiten amerikanische
Truppen den Rhein und beenden damit die 13jährige NS-Herrschaft in der Arbeitermetropole. »Der
Übergang zwischen Befreiung und Besatzung war in Mannheim fließend, von einem Machtvakuum war
wenig zu verspüren«, schreibt Joachim Irek in seiner umfassenden Darstellung der Mannheimer Nachkriegsentwicklung
(S. 221). Schon am 31.3.1945 ernannten die Amerikaner den früheren Zentrumspolitiker
Josef Braun zum kommissarischen Oberbürgermeister, der sich sogleich an den Wiederaufbau der
Verwaltung machte (S. 34 ff.). Diese Verwaltung hatte große politische Bedeutung, da die in anderen Städten
aktiven antifaschistischen Ausschüsse in Mannheim nie eine »gesamtstädtische Bewegung« wurden (S. 52).
Im wirtschafts- und sozialpolitischen Bereich trug die gute Zusammenarbeit zwischen Militärregierung und
Unternehmern zu einem organisatorischen »Vorsprung der Kapitalseite« (S. 57) bei, der vor allem in den
Aktivitäten der »fast unversehrt« weiterarbeitenden Industrie- und Handelskammer zum Ausdruck kam
(S. 218). Die Gewerkschaften wurden vom alten Funktionärskader aus der Weimarer Republik gegründet.
Betriebliche Initiativen haben in Mannheim Ireks Quellen zufolge eine geringe Rolle gespielt (S. 67 ff.). Der
enge »Kontakt zwischen Mannheimer Unternehmern und amerikanischen Militärs..., die Absorption eines
Großteils gewerkschaftlicher Energie für den Wiederaufbau der Organisation und das Fehlen einer
Massenbewegung, die einem Wollen auch die nötige Durchschlagskraft verliehen hätte«, führten zur
Nichtrealisierung der politischen Ansprüche der Gewerkschaften (S. 80). Irek kann so zeigen, daß die
Neuordnungsvorstellungen nicht am Gegensatz zwischen Führern und »Basis« scheiterten (S. 89,114,145).

In seiner ausführlichen Beschreibung der Mannheimer Parteien zeigt Irek die Dominanz der SPD, die
seit 1948 den Mannheimer Oberbürgermeister stellte (S. 176ff.). Die Mannheimer Sozialdemokraten

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