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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1985/0331
Besprechungen

Einige Beiträge sind mit Abbildungen historischer Dokumente, fast alle mit ausdrucksvollen Photographien
illustriert, von denen besonders die Aufnahmen aus dem 19. und beginnenden 20.Jahrhunden
beeindrucken. Daß man hier nicht nur auf bekanntes Material zuriickgriff, sondern bisher unveröffentlichte
Photographien publiziert hat, ist auch für den Fachhistoriker von Interesse und erhöht den Wert des
Buches, das der Verlag zu Recht als ein »Heimatbuch weitab von der Betulichkeit, die in dieser Spezies weit
verbreitet ist und das Lesen zur Mühsal macht« empfiehlt.

Sigmaringen Robert Kretzscbmar

Franz Knaupp: Langenenslingen. Aus der Geschichte einer oberschwäbischen Gemeinde. Bearb. von
Ludwig Griener. Hrsg. vom Bürgermeisteramt Langenenslingen. Riedlingen: Ulrich'sche Buchdruckerei
und Verlag 1984. 100 S., 4 Fotos.

Der vom Bürgermeisteramt Langenenslingen herausgegebene Band enthält als unveränderte Nachdruk-
ke die beiden Abhandlungen von Franz Knaupp zur Ortsgeschichte von Langenenslingen: die 1927
erschienene Schrift »Langenenslingen. Aus der Geschichte einer oberschwäbischen Gemeinde« und die
1930 erstmals veröffentlichte Arbeit »Langenenslingen vor Einhundert Jahren«. Die knappe, im wesentlichen
aus chronikalischen Notizen bestehende Ortsgeschichte, in der die Geschichte der im Zuge der
Gemeindereform eingemeindeten Ortsteile naturgemäß keine Berücksichtigung fand, entspricht sicherlich
nicht mehr den Anforderungen der modernen Ortsgeschichtsschreibung. Der Nachdruck der beiden
Arbeiten Knaupps, die übrigens schon lange nicht mehr im Buchhandel erhältlich sind, mag jedoch, wie
Bürgermeister Gebele in seinem Vorwort erhofft, »das Verständnis der Jugend um die Entwicklung ihres
Heimatortes und seiner Geschichte fördern und sie anregen, selber an der weiteren Entwicklung ihres
Dorfes mitzuarbeiten«. - Als Anhang wird ein kurzer Uberblick über die Geschichte des Dorfes (S. 99)
sowie eine Zusammenstellung der bisher hierüber erschienenen Literatur (S. 100) geboten.

Sigmaringen Otto H. Becker

Fas(t)nacht in Geschichte, Kunst und Literatur. Mit Beiträgen von Klaus Beitl, Herbert Berner, Karl-Heinz
Burmeister, Utz Jeggle, Werner Mezger, Dietz-Rüdiger Moser und Helmut Weidhase. Hrsg. von Horst
Sund. Konstanz: Universitätsverlag 1984. 216S. 56 Abb.

Wenn auch nicht sofort der Titel, so läßt doch der Erscheinungsort erahnen, daß das Buch vornehmlich
die Fastnacht im alemannischen Raum zum Gegenstand hat. Die einzelnen Beiträge zeigen, mit welch
unterschiedlichen Fragestellungen man das Thema aus den Blickwinkeln verschiedener Fächer behandeln
und was dabei alles zutage kommen kann.

Nach dem Sinn und Zweck und damit nach den historischen Wurzeln der närrischen Zeit fragt Dietz-
Rüdiger Moser (»Ein Babylon der verkehrten Welt. Über Idee, System und Gestaltung der Fastnachtsbräuche
«), indem er die jüngsten Ergebnisse der Volkskunde hierzu sehr detailreich und gleichwohl übersichtlich
mit einer Fülle an überzeugenden Belegen und mit Hilfe graphischer Skizzen zusammenfaßt: Seit dem
Mittelalter ging die Fastnacht der langen Fasten- und Bußzeit als Zeit »pervertierter Gottesherrschaft«
voraus, um »bei breiten Bevölkerungsschichten das Bewußtsein für die Geringwertigkeit einer ausschließlichen
Diesseitsorientierung, eines Lebens der >civitas terrena<, zu wecken« (S. 22). Ziel war, »auf die
Flüchtigkeit irdischer Pracht hinzuweisen« und »die Lebensalternative zwischen einer Diesseits- und einer
Jenseitsorientierung aufzuzeigen« (S. 20). Schon aus dem Vokabular geht hervor, daß Moser die Fastnacht
theologisch interpretiert, indem er ihr »im katholischen Weltbild verankertes Programm« (S. 19) mit dem
Zweistaatenmodell Augustins in Verbindung bringt, einem im Mittelalter völlig geläufigen Gedankengefü-
ge, das heute weitgehend aus dem Bewußtsein verschwunden ist. Auf dieser Basis gelingt es Moser, bei allen
wesentlichen Erscheinungen der Fastnacht die dem »aufgeklärten« modernen Menschen nicht mehr ohne
weiteres verständlichen theologischen Bedeutungen offenzulegen: Mit den typischen Figuren wurde
kurzzeitig das »teuflische Weltreich« konkret inszeniert. Der Narr ist der Gottesleugner schlechthin, seine
Schellen stehen für die fehlende »Caritas« (der Ursprung des Motivs ist in I Kor. 13 zu suchen). Die gängigen
Tiermasken symbolisieren die einzelnen Todsünden des christlichen Weltbilds, die »Hemadglonker« sind
befleckt. Die »Narrenzahl« Elf übersteigt die Zehnzahl der Gebote. Bei der Besetzung von Rats- und
Amtshäusern entstehen Narrenreiche. Und, und, und...

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