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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1985/0335
Besprechungen

wurde wegen seines hohen Phosphorgehaltes bei der Schmelze sehr dünnflüssig und war daher für den
Eisenguß besonders gut geeignet. Die schwäbischen Hütten in Wasseralfingen, Königsbronn und Ludwigsthal
haben über Jahrhunderte hinweg die süddeutschen Haushalte mit ihren Produkten versorgt - sie sind
heute begehrte Sammlerobjekte geworden.

Im späten 18. Jahrhundert begann man, die Technik des Eisengusses für andere Gegenstände des
täglichen Bedarfs einzusetzen; erstmals überhaupt konnte man das gleiche Objekt in Serie herstellen: Eine
Preisliste, beispielsweise der Gleiwitzer Hütte von 1818, umfaßt mehr als 200 Positionen von seriengefertigten
Produkten, Massenware also. Das reicht von (Tisch)Uhrgehäusen über Medaillons, Schreibtischgarnituren
, Büsten, Lampen, Vasen, Türen bis hin zu Schmuck und Möbel, man findet Kanonenöfen neben
»Casserols«.

Im Mittelpunkt der Darstellung von E. Schmidt stehen die drei staatseigenen preußischen Betriebe in
Lauchhammer, Gleiwitz und Berlin in ihrer Geschichte, ihren Leistungen, gegenseitigen Abhängigkeiten
und Einflüssen. Daneben werden die zahlreichen Berliner privaten Kunstgießereien kurz abgehandelt,
ebenso wie die bedeutenderen im übrigen Deutschland, der Tschechoslowakei und Rußland. Anhand
zeitgenössischer Berichte wird man in die verschiedenen Techniken des Eisenkunstgusses eingeführt. Man
erfährt einiges über die Arbeitsbedingungen, insbesondere des Berliner Werkes: Arbeitsverträge werden
erläutert, Verhaltensvorschriften für die Arbeit (zu) ausführlich abgedruckt und die soziale Sicherung am
Beispiel der Krankenversorgung dargestellt. Ökonomische und soziale Hintergründe, speziell dieser
Berliner Gießerei, werden damit zwar deutlicher, neue Erkenntnisse über die Arbeitsverhältnisse der Zeit
aber nicht vermittelt. Erst bei der kunstgeschichtlichen Darstellung der Leistungen des preußischen
Eisenkunstgusses gewinnen die Autorin und das Buch ihre eigentliche Stärke. Die Bildhauer des
Klassizismus, allen voran Christian Daniel Rauch, sind mit ihren Kunstwerken ebenso vertreten wie die
Modelleure, Former, Gießer und Ziselierer, ohne deren Mitarbeit der Kunstguß undenkbar ist. Drei Kapitel
sind allein Schinkel gewidmet, eines davon dem Kreuzbergdenkmal, das der preußische König in
Erinnerung an die Befreiungskriege errichten ließ. Einen breiten Raum nimmt die Darstellung der
Gegenstände des gehobenen Bedarfs ein: Vasen, Türen, Möbel finden sich neben Brunnenschalen, Tellern
und Dosen. Leider sind die liturgischen Geräte aus der Kapelle auf der Burg Hohenzollern nicht erwähnt,
die von der Berliner Kunstgießerei nach Entwürfen des Burgarchitekten F.A.Stüler (einem Schüler
Schinkels) geliefert wurden.

Als wertvolle Ergänzung enthält das Buch im Anhang ein Verzeichnis der Museen in der Bundesrepublik
und der DDR, in denen Werke des Eisenkunstgusses ausgestellt werden.

Tübingen Uwe Ziegler

Repertorium der Kirchenvisitationsakten aus dem 16. und 17. Jahrhundert in Archiven der Bundesrepublik
Deutschland. Hrsg. von Ernst Walter Zeeden in Verbindung mit Peter Thaddäus Lang, Christa
Reinhardt, Helga Schnabel-Schule. Band 2: Baden-Württemberg. Teilband 1. Der katholische Südwesten
, Grafschaften Hohenlohe und Wertheim. Hrsg. von Peter Thaddäus Lang. Stuttgart: Klett-
Cotta 1984. 567 S. (Spätmittelalter und frühe Neuzeit. Tübinger Beiträge zur Geschichtsforschung).

Entsprechend dem Forschungsansatz des Herausgebers, dessen Hauptinteressengebiet die Bildung der
Konfessionen in der frühen Neuzeit ist, werden Visitationsakten in diesem monumentalen sachthematischen
Repertorium, dessen l.Band - Hessen - 1982 erschien, vor allem als Quellen zur Geschichte der
Reformation und der katholischen Reform verstanden. Dem Verfall, aber auch der Unsicherheit im
religiösen und kirchlichen Leben zu Beginn des 16. Jahrhunderts war nur durch eine straffe Kontrolle
seitens der Ordinarien bzw. der evangelischen Territorialherren allmählich zu begegnen. Diesem Ansatz
entspricht es, wenn das Repertorium Ende des Jahres 1699 abbricht, so daß das gesamte 18. Jahrhundert, in
dem die Visitationsakten stark zunehmen, wegfällt. Zweifellos haben die Herausgeber recht, wenn sie davon
ausgehen, daß der Quellenwert, insbesondere der Visitationsberichte im 18.Jahrhundert, erheblich
nachläßt. Dies trifft freilich vor allem bei der genannten Fragestellung zu. Da aber Visitationsberichte, wie
der Herausgeber selbst bemerkt, »für nahezu alle Wissenschaften etwas hergeben - für Geographie und
Ortsnamenkunde, Archäologie und Chronologie, Literatur und Kanonistik, Volkskunde, Demographie,
Soziologie, Kollektivpsychologie, Kultur-, Sitten- und Kunstgeschichte, ja selbst für die Geschichte der
Technik« (S. 11 nach Gabriel Le Bros: Etudes des sociologie religieuse. Band 1. Paris 1955, S. 102) - wäre es
zweifellos nützlich gewesen, auch die Visitationsakten bis zum Ende der Germania Sacra im Jahre 1803 zu
erfassen.

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