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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1986/0043
HERBERT RADLE

Ein bisher unbeachteter Lebenslauf

des Veringendorfer Humanisten Simon Grynaeus

aus dem Jahr 1587

Ubersetzung und Kommentar

In einer Sammlung von Porträts literarischer Größen des 16.Jh. findet sich auch ein
Holzschnitt von Simon Grynaeus, dem eine kurze Biographie des Dargestellten und einige
Nachrufe humanistischer Freunde beigegeben sind1. Die in ihrer Stilisierung an antike
Vorbilder erinnernde Kurzbiographie wurde bisher - soweit ich sehe - noch nicht als
historische Quelle zur Biographie von Grynaeus herangezogen. Sie soll hier in deutscher
Ubersetzung wiedergegeben und kritisch ausgewertet werden.

/. Übersetzung

Simon Grynaeus wurde geboren zu Veringen in Schwaben, im Jahr 14932. In ihm
wetteiferten Bescheidenheit und ein höchst liebenswürdiger Charakter mit exakter Kenntnis
der Theologie und der übrigen Wissenschaften3. Studiengenosse des großen Melanchthon in der
Stadtschule Pforzheim4, wurde er in Wien zum Magister der Philosophie ernannt3. Er war ein
Mann, in jeder Hinsicht immerwährenden Ruhmes und Andenkens würdig wegen seiner
Vertrautheit mit der lateinischen, griechischen und hebräischen Sprache6, seiner bewundernswerten
Kenntnis der gesamten Philosophie7, sowie auch wegen seines Wissens und seiner
Erfahrung in der wahren Theologie8. Diese Wissenschaften lehrte er überall an den Universitäten
Wien , Wittenberg, Heidelberg und Basel viele Jahre lang privat und öffentlich10. Er stellte
viele lateinische und griechische Autoren vortrefflich in ihrer Reinheit und leuchtenden Klarheit
wieder her". Mag er auch in der Blüte der Jahre dahingegangen zu sein, sich selbst schien er
lange genug gelebt zu haben, da ihm nichts mehr übrig zu sein schien, das er hätte noch lernen
können. Den anderen jedoch wurde er sehr zur Unzeit entrissen; denn je mehr er gelernt hatte,
umso mehr hätte er sie noch lehren können: ein Mann, geboren, um die Studien anderer zu
fördern12. Er starb an der Pest in Basel, am 1. August 1541, im Alter von 48 Jahren13.

//. Kommentierende Anmerkungen

1 Nikolaus Reusner: Icones sive imagines virorum literis illustrium. Straßburg 1587. pag. G (Hinweis von
Josef Schülzle).

2 Am Geburtsjahr 1493 wird in der neueren Literatur fast einhellig festgehalten, trotz P. S. Allen: Opus
Epistolarum Erasmi Roterodami. Oxford 1906 ff. zu Nr. 1657, der 1494/95 vorschlägt.

3 Erasmus schreibt 1531 über Grynaeus: »Er ist ein Mann, im Lateinischen und Griechischen höchst
gelehrt (ad unguem doctus), in der Philosophie und den mathematischen Fächern wohl bewandert, ohne
Stolz, von fast übertriebener Schamhaftigkeit« (Allen, Nr. 2459, an Lord Mountjoy).

4 Ein weiterer Mitschüler neben Melanchthon war dort Berthold Haller aus Rottweil, der spätere
Reformator Berns (vgl. R. Teuteberg: Simon Grynaeus. In: Der Reformation verpflichtet. Gestalten und
Gestalter in Stadt und Landschaft Basel. Basel 1979. S. 29).

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