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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1987/0047
Gesetzgebung in der waldburgischen Grafschaft Friedberg-Scheer
2. Gerichtsordnung (ohne Datum)1

WIE MAN IN GERICHTSHANDLUNGEN3 FURFAREN SOLL

[1] Item wann der amptman oder ain anderer an seiner statt in meins gnädigen herrenb namen
das gericht besetzt' und den stab in der hand hat, soll das gericht verbannen werden wie von
alther her.

[2] Demnachd sollen die richter, so sich die partheyene in recht, wie geburt, mit fürsprechen
verfassen und bedingen, syf in clag, antwurt und allem, dem so ieder taill fürbringt, stattlich und
aigentlich hören.

[3] Und ob in der gerichtshandlung von ainem oder baiden taillen erber lewt kundschafft8 zu
verhören begert, dieselben11, so touglich seindh, sollen inen zugelaussen und erkennt und daruff
verhört1, doch soll iedem' taill sein inred nach Vollendung und verhörung der sagenk
vorbehalten sein; und sollen alweg1, iren seyenm wenig oder vil, ain ieder in abwesen der andern
mitsager verhört und darvor mit gelupt und ayd ain warhait niemands zulieb noch zulaid,
sonder allain zu fürdrung der warhait, sovil im der sach halb wissent ist, zu sagen beladenn; und0
in treffenlichen handlungen sollen die zeugen in abwesen menigelichs allain durch ain gericht
verhört, ir sagen uffgeschriben und darnach verlesen und eröffnet, daruff inred, als obstat,
bescheen und im rechten volfürt werden0.

[4] Und wann dann die sager alle gesagt und baid tail ire inred, wie obstat, und iren rechtsatz
gethon haben, so sollen dann die richter clag, antwurt, redenp, auch kundschafften und brieff
und was in recht pracht ist, under inen selbs in ierem rath aigentlich ermessen, sonder wölche
sager der person oder frundtschafft halb untogentlich oder in iren sagen nit grundt seyen, und
sich dann daruff ainer urtel verfassen, und sollen nit erkhennen oder sprechen, ob die zügen aim
oder dem andern tail wol oder übel gesagt haben oder das er ain behalten recht hab, sonder
verständlich und ußtruckenlich sprechen, was ain taill dem andern schuldig oder nit schuldig
sein soll.

[5] Item wann ainer wund oder sunst hart geschlagen und im des abtrag erkennt würt, so soll
doch kainsmals für schmertzen nichts gefordert noch gesprochen werden. Aber was costen und
schaden ainem iedem in sollichen Sachen ufflieff, auch ob der geschlagen des verwundens oder
schlahens nachtail gehabt oder hinfürter mangel, nachtail und sumbnus seiner narung haben
müst, solichs0, wie der schad und nachtaill gelitten und gestalt sey, soll er underschidlich und

a gerichts handlung CD b meins gnädigen herren] in unserm C c besitzt CD d Darnach
CD e die partheyen]/e/)/t CD f sy] fehlt D g kundschafft] zu kunfft CD h dieselben -
seind] die CD i folgt und kainr abgeschlagen werden CD j ieden CD k folgt in der zugen
person und sag CD 1 alweg] die säger allwegen CD m sig CD n folgt werden CD

0 und - werden] fehlt CD p all reden CD q sig sollichs C

1 Die Gerichtsordnung ist - ebenso wie die in Anhang 3 wiedergegebene Appellationsordnung- jeweils im
Anschluß an die Version der Statuten von 1510, die oben erwähnte Überarbeitung derselben und die Fassung
der Landesordnung von 1512 überliefert (alles StAS Rep. II K. IV F. 1 Nr. 2/3). Beide Texte dürften -
mutmaßlich zu einem früheren Zeitpunkt - unabhängig von den Statuten entstanden sein; offensichtlich
wurden sie jeweils mit den Statuten in aktualisierter Form publiziert (vgl. oben S. 23).

Den folgenden Editionen der Gerichtsordnung und der Appellationsordnung liegt im Obertext die
gemeinsame Überlieferung mit den Statuten von 1512 in der Handschrift A (vgl. oben S.33) zugrunde. Im
Apparat ist die Textgestalt der gemeinsamen Überlieferung mit den Statuten von 1510 = Sigle C und der
erwähnten Zwischenstufe = Sigle D wiedergegeben; orthographische Varianten sind unberücksichtigt.

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