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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1987/0059
Die Museumsgesellschaft und der Bürgerverein in Sigmaringen

1. EINLEITUNG""

In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts bildeten sich in Deutschland zahlreiche Lesegesellschaften1
. An ihnen demonstriert sich ein Wandel von der altständischen zur bürgerlichen
Gesellschaft2. Mit der Entwicklung eines neuen Bürgertums und im Gefolge der Aufklärung
entstand als neue gesellschaftliche Organisationsform die Assoziation, die im Gegensatz zur
Korporation auf freiem Zusammenschluß der Mitglieder beruht. Gerade die »Bürgerlichen«3
bedienten sich der neuen Form des Vereins als eines Mittels zu ihrer sozialen Emanzipation4.
Hierbei nahmen die Lesegesellschaften eine bedeutende Stellung ein, denn in ihnen wurde
Information mittels Lektüre und Diskussion geboten, woran die Bürgerlichen aufgrund ihrer
emanzipatorischen Bestrebungen besonderes Interesse hatten.

Unter dem Begriff Lesegesellschaft können sehr verschiedenartige Ausprägungen dieses
Vereinstyps verstanden werden. Als weiteste Definition und in diesem Sinne auch in der
vorliegenden Arbeit gebraucht, können als Lesegesellschaften »alle geregelten Zusammenschlüsse
von Lesern verstanden werden, die zur Beschaffung und Bereitstellung von Lesestoff
gegründet wurden und sich als Mitgliedergesellschaft selbst verwaltet haben«5. Hierunter
fallen die einfachsten und frühesten Organisationsformen des »Gemeinschaftsabonnements«6
ebenso wie jene gesellig-unterhaltenden Formen des »Clubs«7, die für ihre Mitglieder außer
der Lektüre ein oft sehr breit gefächertes Unterhaltungsangebot bereit hielten, und für die
»Geselligkeit« neben dem Lesen ein weiteres konstitutives Merkmal wurde.

Die Entwicklung der Lesegesellschaften bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts ist teilweise
sehr gut erforscht8. Dagegen sind die zahlreichen Lesegesellschaften des 19. Jahrhunderts, die
bis ins 20.Jahrhundert existierten, ja teilweise bis heute existieren, bei weitem nicht so

* Überarbeitete Fassung der wissenschaftlichen Arbeit für das 1. Staatsexamen 1983, vorgelegt bei Prof.
Dr. Volker Press, Tübingen.

1 Marlies Prüsener, Lesegesellschaften im 18. Jahrhundert. Ein Beitrag zur Lesergeschichte. In: Archiv
für Geschichte des Buchwesens 13 (1972), Sp. 369-594, hier: Sp.383f.

2 Otto Dann, Die Lesegesellschaften und die Herausbildung einer modernen bürgerlichen Gesellschaft
in Europa. Einleitung des Herausgebers. In: Ders. (Hrsg.), Lesegesellschaften und bürgerliche Emanzipation
. Ein europäischer Vergleich. München 1981, S. 9-28, S. 11 f. und S. 16.

3 Vgl. zu diesem Begriff z.B.: Jürgen Habermas, Strukturwandel der Öffentlichkeit. Untersuchungen
zu einer Kategorie der bürgerlichen Gesellschaft, Darmstadt und Neuwied 1982, S. 37. Habermas
gebraucht den Begriff »Bürgerliche« für die neue, zusammen mit dem »Apparat des modernen Staates«
entstandene Bevölkerungsschicht, deren Kern die Beamten der landesherrlichen Verwaltung bildeten.
»Hinzu kommen Ärzte, Pfarrer, Offiziere und Professoren, die >Gelehrten<«, und schließlich noch
Handelskaufleute, Bankiers etc. Dagegen stellt Habermas den Begriff des »Bürgers« für die »alten
Berufsstände der Handwerker und Krämer«.

4 Dann, Einleitung, S. 14.

5 Ebd., S. 17. Vgl. dazu auch im folgenden S.66.

6 Prüsener, Lesegesellschaften (wie Anm. 1) Sp. 383.

7 Ebd., Sp. 508.

8 Hier ist an erster Stelle auf die Dissertation von M. Prüsener, Lesegesellschaften, hinzuweisen. Einen
zusammenhängenden Überblick über die Lesegesellschaften des 18. Jahrhunderts in Europa geben die in
O.Dann, Lesegesellschaften und bürgerliche Emanzipation (wie Anm. 2), veröffentlichten Aufsätze.
Hingewiesen sei vor allem auf die Zusammenstellung der Forschungsliteratur im »Bibliographischen
Anhang«, ebd., S. 275ff.

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