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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1987/0065
Die Museumsgesellschaft und der Bürgerverein in Sigmaringen

Diese Entwicklung hatte einmal politische Ursachen. Hingewiesen sei nur auf die verstärkten
Zensurmaßnahmen in Deutschland während und nach der Französischen Revolution bis
hin zur Ära Metternich50. Weiterhin war dafür auch die zunehmende Verbürgerlichung der
Kultur verantwortlich. Die Beschäftigung mit Kultur war zu einem wesentlichen Element des
bürgerlichen Lebens geworden. Aber gleichzeitig fand eine gewisse Loslösung von der
aufklärerischen Tradition statt, die mit der Bildung einen praktischen Nutzen anstrebte. Die
Kultur bildete, vor allem in den gehobenen Schichten, losgelöst vom allgemeinen Leben, als
eine neue Art von Freizeit, allmählich einen zweckfreien Raum neben der Arbeit51.

4. DIE WIRTSCHAFTLICHE UND SOZIALE ENTWICKLUNG DES
FÜRSTENTUMS HOHENZOLLERN-SIGMARINGEN IM 19. JAHRHUNDERT

In der ersten Häfte des 19. Jahrhunderts hatte Hohenzollern-Sigmaringen eine fast
durchweg bäuerliche Bevölkerung52. Die Landwirtschaft bildete neben der Forstwirtschaft
einen der wichtigsten Wirtschaftsfaktoren im Fürstentum. Auch in Sigmaringen selbst waren
80 % der Bevölkerung in der Landwirtschaft tätig, wenn auch oft nur zum Nebenerwerb. Die
wirtschaftliche Lage zu Beginn des 19. Jahrhunderts war schlecht, sie besserte sich erst in den
Jahren nach 1828.

Das wirtschaftliche Funktionsgefüge in der Stadt Sigmaringen war gekennzeichnet durch
die Abhängigkeit der Sigmaringer Bevölkerung vom fürstlichen Hofe. Der Handel war auf
Hoflieferungen angewiesen, das Handwerk auf Hofaufträge, und die Hofhaltung bot Arbeitsplätze
. Besonders als die Fürsten nach Erhalt der vollen Souveränität (durch die Aufnahme in
den Rheinbund 1806) Sigmaringen zu einer repräsentativen Residenzstadt gestalten wollten,
verschaffte ein umfangreiches Bauprogramm den Handwerkern Arbeit. So wurde unter
anderem ein herrschaftlicher Fruchtkasten errichtet, das alte Regierungsgebäude umgebaut,
das Museums- und Theatergebäude 1827 errichtet und bis 1838 der Prinzenbau fertiggestellt53.

50 PrOsener, Lesegesellschaften im Zeitalter der Aufklärung (wie Anm.41) S. 74 f.

51 Nipperdey (wie Anm. 13) S. 193.

52 Zur politischen Geschichte des Fürstentums Hohenzollern-Sigmaringen vgl. die Arbeiten von: Fritz
Kallenberg, Die Fürstentümer Hohenzollern am Ausgang des Alten Reiches. Ein Beitrag zur politischen
und sozialen Formation des deutschen Südwestens. Diss. Tübingen 1961 (mschr.). - Rudolf
Seigel, Aus der Geschichte des Kreisgebietes. In: Der Kreis Sigmaringen. Heimat und Arbeit, Aalen,
Stuttgart 1963, S. 57-115. - Eberhard Gönner, Die Revolution von 1848/49 in den hohenzollerischen
Fürstentümern und deren Anschluß an Preußen. Arbeiten zur Landeskunde Hohenzollerns, Heft 2,
Hechingen 1952. - Sigmund Graf Adelmann von Adelmannsfelden, Die Grundlagen der Verfassung
und des Verwaltungssystems der hohenzollerischen Fürstentümer. Diss. Greifswald 1899. - Uwe Ziegler
, Verwaltungs-, Wirtschafts- und Sozialstruktur Hohenzollerns im 19. Jahrhundert. Arbeiten zur
Landeskunde Hohenzollerns, Bd. 13, Sigmaringen 1976. - Maren Kuhn-Rehfus, Die Integration
Hohenzollerns in Preußen. In: Expansion und Integration. Zur Eingliederung neugewonnener Gebiete in
den preußischen Staat, herausgegeben von Peter Baumgart, Köln, Wien 1984, S. 299-325. - Speziell zur
Geschichte der Stadt Sigmaringen vgl.: Maren Kuhn-Rehfus, Sigmaringen 1077-1977. Ein Abriß seiner
Geschichte. In: 900 Jahre Sigmaringen, herausgegeben von der Stadt Sigmaringen, Sigmaringen 1977,
S. 11-66. - Als neueste Arbeit zur wirtschaftlichen Entwicklung ist zu nennen: Wilfried Schöntag,
Vom Bauern zum Gewerbetreibenden. Die Hohenzollerische Landesbank und die wirtschaftliche Entwicklung
in Hohenzollern. Ausstellungskatalog zur Ausstellung des Staatsarchivs Sigmaringen aus Anlaß
des 150jährigen Bestehens der Hohenzollerischen Landesbank, Sigmaringen 1984. Diese Arbeit konnte
leider in dem vorliegenden Aufsatz nicht mehr ausgewertet werden.

53 Dorothea Muessle, Die räumliche und strukturelle Entwicklung der Stadt Sigmaringen in preußischer
Zeit. Zulassungsarbeit für die wiss. Prüfung im Hauptfach Geographie. Mschr., Tübingen 1975,
S.25.

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