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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1987/0066
Andreas Zekorn

Eine Wirtschaftskrise und Teuerungswelle erfaßte das Fürstentum in den 40er Jahren. Die
Wurzeln der Not lagen wohl in der raschen Bevölkerungszunahme und der Kleinheit der
bäuerlichen Betriebe. Ein vorläufiger Abschluß der Bautätigkeit kam 1847 hinzu. Obrigkeitliche
Maßnahmen zur Linderung der Not wurden ergriffen. So gab man verbilligte Brotfrucht
aus, richtete Suppenanstalten ein und gewährte Steuernachlaß und Gnadengeschenke. Weiterhin
wurde auch sofort wieder die Bautätigkeit aufgenommen54.

An sonstigen Verdienstmöglichkeiten mangelte es im Fürstentum. Die Industrialisierung
war nicht sehr weit fortgeschritten. Als wesentliche Betriebe existierten um 1840 nur die
fürstlichen Eisenwerke Laucherthal und Thiergarten und zwei Textilbetriebe in Haigerloch
und Laucherthal55. Die Ursachen der geringen Industrialisierung lagen teilweise am Mangel an
Bodenschätzen, an der geographisch ungünstigen Lage - weit entfernt von Wirtschaftszentren
- und dem agrarisch strukturierten Umland. Auch hatten die Fürsten kein großes Interesse
an einer Industrialisierung56.

Diese Wirtschaftsstruktur änderte sich auch nach dem Übergang der beiden hohenzolleri-
schen Fürstentümer an Preußen 1850 wenig. Die preußischen Behörden bemühten sich
anfänglich außerordentlich intensiv um die Besserung und Förderung der wirtschaftlichen
Verhältnisse. Besonders ist hier der Anschluß Sigmaringens an das bestehende Bahnnetz der
benachbarten Staaten zu erwähnen (1873 bis 1890). Die Entwicklung von Handel und
Gewerbe wurde hierdurch gefördert, doch gelang eine Industrialisierung Sigmaringens
nicht57.

Die sozialen Verhältnisse in Sigmaringen waren von den zahlreichen Stiftungen und
Bildungseinrichtungen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts geprägt. Der Bildungsstand
der Bevölkerung war am Anfang des 19. Jahrhunderts nicht sehr hoch gewesen, der Unterricht
in der Elementarschule ließ zu wünschen übrig58. Doch gründete Fürst Anton Alois, in
Nachfolge einer schon früher bestandenen Schule, 1818 ein fürstliches Gymnasium als
Landesanstalt59. In preußischer Zeit entfaltete sich dann das Ausbildungswesen rasch60. Die
zahlreichen Bildungsstätten prägten und beeinflußten stark das städtische Leben.

1828 entstand durch landesherrlichen Erlaß und erbprinzliche Stiftung das Fürst-Carl-
Landeskrankenhaus, das 1847 fertiggestellt war. Eine weitere fürstliche Stiftung war die Spar-
und Leihkasse für das Fürstentum Hohenzollern-Sigmaringen. An weiteren sozialen Einrichtungen
existierten das Josefinenstift - verschiedentlich Volksküche, Haushaltungsschule und
Pensionärsheim - und ein Waisenhaus61.

Sigmaringen bildete somit nicht nur als fürstliche Residenz und als Verwaltungszentrum
den Mittelpunkt des Fürstentums und später (unter Preußen) der Hohenzollernschen Lande;
vielmehr entsprachen auch die zahlreichen Bildungs- und Sozialeinrichtungen dieser Stellung.
Hinzu kam die repräsentative bauliche Ausgestaltung der Stadt.

Schon oben wurde auf die starke agrarische Prägung der Wirtschaftsstruktur Hohenzol-

54 Gönner (wie Anm. 52) S. 16f. und Muessle, S. 27. 1847 wurden an Großbauten errichtet: das
Ständehaus (bis 1849), das Hofkammer- und das Regierungsgebäude (Gönner, S. 16).

55 Ziegler (wie Anm. 52) S. 56 ff.

56 Muessle (wie Anm. 53) S. 55.

57 Kuhn-Rehfus (wie Anm. 52) S. 55 f.

58 Diesen Bericht über den schlechten Bildungsstand der jungen Leute gibt der Mediziner Franz Xaver
Mezler (Franz Xaver Mezler, Versuch einer medizinischen Topographie der Stadt Sigmaringen,
Freiburg 1822, S. 160).

59 Georg Gauggel, Sigmaringen als Schulstadt. In: 900 Jahre Sigmaringen (wie Anm. 52) S. 81-98.
S. 87. Seit 1841 bestand in den Gebäuden des Gymnasiums zusätzlich eine Realschule (S. 87).

60 Von 1854 bis 1883 wurden zehn neue Schulen gegründet: von der Handwerkerfortbildungsschule
(1854) über eine katholische und eine evangelische höhere Töchterschule bis zu der städtischen Jugendmusikschule
. Vgl. dazu: Kuhn-Rehfus (wie Anm. 52) S. 56.

61 Ebd., S. 48.

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