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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1987/0067
Die Museumsgesellschaft und der Bürgerverein in Sigmaringen

lerns und der Stadt Sigmaringen mit einer vorwiegend bäuerlichen Bevölkerung hingewiesen.
Im folgenden sei nun noch genauer auf Bevölkerungsstruktur und -entwicklung der Stadt
eingegangen.

Über die Einwohnerschaft Sigmaringens um 1806 schreibt der fürstliche Leibarzt Franz
Xaver Mezler: »Sigmaringen, wenn man den Hof und die Beamten ausnimmt, hat meistens
Einwohner, die ganz vom Feldbau leben... Von 196Familien sind '/k>, die ihre wenigen
Bedürfnisse zu bestreiten nicht vermögen, und ich glaube nicht, daß 6 Bürger hier sind, die
über 12000fl Vermögen besitzen... Ein Drittel der Bürger giebt sich neben dem Feldbau mit
der Profession ab, wovon aber nur die unentbehrlichsten genug zu tun hätten, wenn sie nicht
überbesetzt wären, z.B. die Schneider, die Schuster, Schloßer, Schmidt, Wagner, Maurer und
die Winhe... der Handel (ist) meist in den Händen der hausierenden Juden, und allgemein
fremder Kaufleute«62.

1807 hatte Sigmaringen insgesamt 1120 verbürgerte Einwohner. Die Einwohnerschaft
nahm bis 1843 auf 1804 zu63. Da genaue Zahlen und Untersuchungen fehlen, läßt sich für diese
Zeit nur eine grobe Strukturierung der Bevölkerung vornehmen64. An erster Stelle sind die
Personen zu nennen, die in der Verwaltung und im Hofstaat tätig waren. 1844 waren dort
176 Beschäftigte: insgesamt 79 in der öffentlichen Verwaltung, davon 13 bei der Landesregierung
, 9 beim Oberamt und 12 bei der Stadt. Im privaten Hofstaat des Fürsten und Erbprinzen
waren 97Personen beschäftigt65.

An der Spitze der Gesellschaft stand naturgemäß das fürstliche Haus. Die Oberschicht
wurde von den hohen Regierungs- und Verwaltungsbeamten gebildet. Weiterhin gehörten ihr
Advokaten, Professoren und weitere höhere Lehrende, Geistliche, Ärzte, Kaufleute und hohe
Militärs an66.

Den städtisch-bürgerlichen Mittelschichten sind die mittleren bis unteren Verwaltungsbeamten
, Personen aus dem Hofstaat, die gehobenen Handwerker (Handwerksmeister), Kaufleute
, Wirte und eventuell auch einige Bauern zuzurechnen. Die unteren Schichten setzten
sich wohl aus ärmeren Handwerkern, Bediensteten, Taglöhnern, kleineren Bauern, etc.
zusammen67.

In den Jahren nach 1850 nahm die Bevölkerung Sigmaringens weiter rasch zu: 1849:
2323 Einwohner, 1880: 4054, 1910: 5440. Hervorgerufen wurde diese Entwicklung durch den
Aufbau der preußischen Verwaltung, die Rückkehr des Fürsten67a und den Anschluß an das
Bahnnetz. So fällt auch die stärkste Bevölkerungszunahme um 74% in die Zeit von
1867-188068. Die hervorragende Bedeutung der öffentlichen und fürstlichen Dienststellen,

62 Mezler (wie Anm. 58) S. 150 f.

63 Kuhn-Rehfus (wie Anm. 52) S.48.

64 Insgesamt gibt es keine zusammenfassende Arbeit über die Bevölkerungsverhältnisse in Sigmaringen,
so läßt sich im Rahmen dieser Arbeit aus den verstreuten Angaben nur ein grober Uberblick über die
Bevölkerungsstruktur Sigmaringens geben.

65 Hof- und Adresshandbuch des Fürstentums Hohenzollern-Sigmaringen, Stuttgart und Sigmaringen
1844, S.9ff.

66 Auf diese Oberschicht wird im Laufe der Arbeit noch näher eingegangen werden, denn deren
Struktur kann gerade anhand der Museumsmitglieder erschlossen werden. Vgl. dazu u. S. 86 ff.

67 Diese Gliederung stützt sich auf ein Verzeichnis der im Jahre 1830 in Sigmaringen ausgeübten Berufe
in: Franz Keller, Ein Beitrag zur Sigmaringer Familien- und Handwerkergeschichte aus den Jahren 1830
und 1833. In: HVZ, 1924, Nr. 200 (das Verzeichnis ist abgedruckt, unten S. 94, Anm. 295). Vgl. dazu auch
Mitglieder des Bürgervereins, 1844, unten, S. 95 ff.

67a Karl Anton, durch den Thronverzicht seines Vaters seit 1848 regierender Fürst, trat sein Land unter
dem Eindruck der revolutionären Erschütterungen 1848/49 Ende 1849 an Preußen ab. 1852-58 war er
preußischer Divisionskommandeur in Düsseldorf, 1858-62 preußischer Ministerpräsident, 1863 Militärgouverneur
für Westfalen und die Rheinprovinz. 1871 kehrte er nach Sigmaringen zurück.

68 Muessle (wie Anm. 53) S. 59.

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