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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1987/0069
Die Museumsgesellschaft und der Bürgerverein in Sigmaringen

ben« führten: »Ein ewiger, einförmiger Schlaf liegt darauf... Beten, arbeiten, ins Wirtshaus
gehen, jährlich ein Kind machen und die Obrigkeit walten lassen: dies ist das Sinnbild des
Kleinstädters«74.

Falls diese Beschreibung Mezlers stimmt, ist es da verwunderlich, daß sich einige gebildete
Bürger, vor allem wohl fürstliche Beamte75, zusammenfanden und zunächst eine Lesegesellschaft
gründeten? Hierbei wird als Gründungsmotiv auch die geeignete Beschaffung von
Lektüre eine wichtige Rolle gespielt haben, denn die Versorgung mit Zeitschriften und
Büchern war in Sigmaringen zu dieser Zeit wohl noch sehr schlecht. Ein Artikel im
»Schwäbischen Humoristen« klagt darüber noch 1839: »Es besteht zwar schon seit geraumer
Zeit eine Buchhandlung dahier, die aber keineswegs dem Bedürfnisse entsprach, so zwar, daß
beinahe Jedermann es vorzog, die Bücher selbst von auswärtigen Orten zu beziehen«76.

Die Lesegesellschaft war eine Vorläuferin der späteren Museumsgesellschaft. Anfang 1803
hatte der eben zitierte fürstliche Leibarzt diese Lesegesellschaft gegründet77. Ihre Gesellschaftsräume
waren im Gasthof Adler untergebracht. Als die Museumsgesellschaft gegründet
wurde, löste sich die Lesegesellschaft am 1. Januar 1826 auf und ging in die Museumsgesellschaft
über. Einige Vereinsbestimmungen wurden in die Statuten der Museumsgesellschaft
übernommen78, ebenso wurden vorhandene Zeitschriften der Museumsgesellschaft zur freien
Verfügung gestellt79.

Die Gründung der Museumsgesellschaft wurde im Laufe des Jahres 1825 vorbereitet.
Forstmeister von Kleiser arbeitete einen schriftlichen Vorschlag zu einem Museum*0 aus, der
vom 2. November 1825 datiert. Dieser Vorschlag wurde bei einer Anzahl von Herren in
Umlauf gebracht, von denen angenommen wurde, daß sie an der Gründung einer Vereinigung
interessiert wären.

Der Vorschlag enthielt eine Beschreibung des zukünftigen Vereinslokals »Bären«, eine
Kostenberechnung der zu erwartenden Einnahmen und Ausgaben des Vereins und einen
Statutenentwurf. In der Einleitung hieß es: Bereits überall, wo auch nur wenige Menschen, die
auf einen gewissen Grad an Bildung Anspruch machen, beisammen wohnen, haben sich nach
und nach gesellige Vereine gebildet, um das alltägliche Leben zu verannehmlichen. Da auch
hier von mehreren Kreisen der nehmliche Wunsch rege wurde, und hier so viele Menschen
versammelt sind, die Freunde eines geselligen Lebens wären, so wagt man es, folgenden
Vorschlag zu einem gesellschaftlichen Vereine zur Einsicht und Beurteilung vorzulegen, und

74 Mezler (wie Anm. 58) S. 178 f.

75 Da die Lesegesellschaft in die Museumsgesellschaft überging, wird es auch eine gewisse Kontinuität in
den Mitgliederkreisen gegeben haben. Zu den Gründungsmitgliedern der Museumsgesellschaft vgl. unten
genauer S. 91 ff.

76 »Der schwäbische Humorist«, Nr. 13 vom 30.1.1839, S.50. »Der schwäbische Humorist«, Nr. 13,14,
15. 1839 findet sich im FAS Sa 467. Gleichzeitig hoffte der Autor des genannten Artikels, daß sich der
Zustand mit »eine(r) hier neu errichtete(n) Buchhandlung« verbessere (ebd., Nr. 13, S.50).

77 Kallenberg (wie Anm. 52) S. 171. Vgl. auch den Statutenentwurf für die Museumsgesellschaft, in
welchem die früher bestandene besondere Lesegesellschaft erwähnt wird (Statuten für das Museum zu
Sigmaringen, 1825, §2, abgedruckt in: Paeffgen [wie Anm. 17] S. 7ff.). Zum anderen erwähnt ein
Zeitungsartikel zum 50jährigen Jubiläum der Museumsgesellschaft die Lesegesellschaft (HVZ, 1875,
Nr. 173).

78 Statuten, Museum 1825, §2. Die ersten Statuten der Museumsgesellschaft von 1825 lagen mir nur in
Form der bei Paeffgen (wie Anm. 17) S. 7ff. abgedruckten »Statuten für das Museum zu Sigmaringen«,
die den Statutenentwurf bildeten, und eines Nachtrags (Paeffgen, S.27ff.) hierzu vor. Dieser Nachtrag
wurde in der ersten Plenarversammlung beschlossen, und der auf diese Weise ergänzte Statutenentwurf
war bis 1840 gültig. Eine Originalstatutenausgabe aus dem Jahr 1825 scheint es nicht mehr zu geben. Im
folgenden sind die Statuten unter Angabe des betreffenden Paragraphen zitiert als: Statuten, Museum,
1825, §..., bzw. Statuten, Museum (Nachtrag), 1825, §...

79 Paeffgen (wie Anm. 17) S. 34.

80 Vorschlag zu einem Museum vom 2.11.1825, zit. n. Paeffgen (wie Anm. 17) S.4ff.

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