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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1987/0082
Andreas Zekorn

Nach dieser Zeit trat der Verein nicht mehr mit Forderungen und Auseinandersetzungen
in Erscheinung. Die weitere Geschichte des Bürgervereins nahm einen eher ruhigen Verlauf,
wie auch sonst in Sigmaringen eine Beruhigung der politischen Lage eintrat.

6.3. Die Entwicklung des Bürgervereins nach 1860

In der Zeit nach 1860 fand ein Wechsel des Vereinslokals statt. Im Nebenzimmer des
Gasthofs »Krone« richtete der Bürgerverein sein Lese- und Unterhaltungszimmer ein. Billard
und Bibliothek wurden im gleichen Raum untergebracht191. Dies ist kennzeichnend für die
weitere Entwicklung des Bürgervereins.

Die Bibliothek wurde mehr und mehr zur Leihbücherei. Die Bücher und Zeitschriften
wurden nach Hause verliehen, das Lesezimmer nicht mehr als solches genutzt, sondern nur
noch zum Leihverkehr an dem festgesetzten Vereinsabend (Samstag)m. Um 1925 wurden
dann auch keine Zeitschriften mehr angeschafft, sondern nur noch Bücher193. »Die Bibliothek
des Vereins, die im Laufe der vielen Jahre auf mehr als 1500Bände anwuchs und heute [d.h.
1927] noch mit den neuesten gediegenen Werken ergänzt wird, erfreute sich von jeher der
größten Beliebtheit und ist in der Jetztzeit wohl eines der Hauptmittel, das die Mitglieder
zusammenhält«194.

Mit der Herausbildung der Leihbücherei wurde der eine Entwicklungsstrang aufgezeigt,
der andere verweist auf die Tradition des geselligen Lebens. Ein eigenes Heim besaß der
Bürgerverein nie. So konnten die regelmäßigen Vereinsabende mit Unterhaltung und Spielen
immer nur in Lokalen stattfinden. Größere Veranstaltungen wie Bälle wurden in wechselnden
Sälen abgehalten, so z.B. 1868 im Museumssaal195, später vor allem im Saal des »Deutschen
Hauses«196. Jährlich fand auch eine Generalversammlung des Vereins statt mit Rechenschaftsbericht
, Neuwahlen zum Ausschuß und der Aufstellung des Etats für das folgende Jahr197.
Beim Bürgerverein scheint allgemein die Blütezeit des geselligen Lebens vor der Jahrhundertwende
gelegen zu haben, danach verblaßte es immer mehr198. Insgesamt läßt sich beim
Bürgerverein eine gewisse Trennung der Funktionen feststellen: Einerseits nahm die Bücherei
im Laufe der Zeit die Stellung einer reinen Leihbibliothek ein, andererseits fand trotzdem
noch ein geselliges Leben statt. Beide Komponenten standen im Vereinsleben gleichberechtigt
nebeneinander, waren aber nicht mehr so eng wie in der Anfangszeit des Vereins miteinander
verbunden.

6.4. Die Auflösung

Im Januar 1935 löste sich der Bürgerverein - wie die Museumsgesellschaft - ebenfalls im
Zuge der nationalsozialistischen Gleichschaltungsmaßnahmen auf199. Im Dezember desselben
Jahres wurde folgendes über die Auflösung berichtet: Der Bürgerverein Sigmaringen, der sich
bekanntlich aus der Erkenntnis heraus, daß im Staate der nationalsozialistischen Gemeinschaft

191 StAS, Dep. 1, NAK, Nr. 139 und 161. Genauere Angaben, wann der Bürgerverein in das Lokal
einzog, waren nicht zu finden.

192 Katalog der Bibliothek des Bürgervereins zu Sigmaringen, Sigmaringen 1898 (HBHO 15), Bestimmungen
.

193 StAS, Dep. 1, NAK, Nr. 139.

194 Pfaff, Die Vereine (wie Anm. 168) S. 135.

195 StAS, Dep. 1, NAK, Nr. 116 (Programm vom 15.2.1868).

196 StAS, Dep. 1, NAK, Nr. 117.

197 Berichte über Plenarversammlungen, z.B.: HVZ, 1900, Nr. 17, und StAS, Dep. I, NAK, Nr. 139.

198 Dies berichtet Rektor Keller in seinen Aufzeichnungen über den Bürgerverein (StAS, Dep. 1, NAK,
Nr. 117) und ähnlich Pfaff, Die Vereine (wie Anm. 168) S. 135.

199 Verbo. HVZ, 1935, Nr. 13. Hier berichtet der Kreisreferent der NS-Kulturgemeinde: Ferner haben
wir die Bibliothek des ehemaligen Bürgervereins übernommen.

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