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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1987/0093
Die Museumsgesellschaft und der Bürgerverein in Sigmaringen

8.1.5. Auswertung der Tabellen

Die Gründungsmitglieder der Museumsgesellschaft waren hauptsächlich Beamte, Militärs,
Lehrende und Kleriker. Sie hatten alle hohe bis höchste Ämter im Dienste des Fürsten bzw.
Landes oder der Kirche inne. Ihre hohen beruflichen Funktionen und die damit verbundene
Bildung erweisen sich als Charakteristikum der Museumsmitglieder. Diese rang- und bildungsmäßig
auf gleicher Ebene stehenden Personen spiegeln die Struktur der Sigmaringer
Oberschicht wider. Eine weitere städtisch-bürgerliche Elite aus freiberuflichen Akademikern
oder Besitzbürgern, die in keinem Dienstverhältnis standen, erscheint 1825 nur in geringfügigen
Ansätzen in den Mitgliederverzeichnissen. Und von der ganzen Wirtschafts- und Sozialstruktur
Sigmaringens her gab es auch keine solche Schicht in größerem Ausmaß278. So bildet
der einzige Kaufmann 1825 eine Ausnahme, und seine Mitgliedschaft gründete sich wohl auf
Bildung, Vermögen und der Zugehörigkeit zu einer alteingesessenen Sigmaringer Familie279.
Die Ärzte und der Apotheker sind nur eingeschränkt zu der Gruppe der »freiberuflichen«
Akademiker zu rechnen, da sie zusätzlich offizielle Ämter bei Hofe, bzw. der Stadt bekleideten
.

In ihrer Anfangszeit bildete die Museumsgesellschaft somit hauptsächlich einen Treffpunkt
des hohen Beamtenbürgertums, und es gab zu dieser Zeit wohl nur wenige Personen
der Oberschicht, die nicht Mitglied der Gesellschaft waren. Die Honoratioren der Stadt
Sigmaringen und der Nachbarschaft, wie sich die Museumsmitglieder selbst bezeichneten280,
waren hier versammelt.

Die von Beamten geprägte Mitgliederstruktur änderte sich auch bis 1831 nicht grundlegend
, wie aus dem Mitgliedsverzeichnis dieses Jahres hervorgeht. Eine Zunahme freier bzw.
akademischer Berufe unter den Museumsmitgliedern ist erst 1845 festzustellen. Apotheker,
Advokaten, Kaufleute, Fabrikbesitzer etc. erscheinen hier erstmals in größerer Zahl281. Dies
bedeutet eine leichte Veränderung der Mitgliederstruktur der Museumsgesellschaft und drückt
damit auch eine Veränderung innerhalb der bürgerlichen Oberschicht Sigmaringens aus. Die
neuen Mitglieder konnten sich durch ihre Bildung282 und ihren »Stand«, d.h. Besitz und
Beruf, für die Museumsgesellschaft qualifizieren und stießen zu dem »Beamtenkern«. Diese
Personengruppe aus Freiberuflichen ohne offizielle Funktionen machte 1925 dann immerhin
ein Drittel der Mitglieder aus.

Interessant ist auch die Mitgliedschaft vieler auswärtiger Personen, die ihren Wohnsitz
nicht in Sigmaringen hatten. Dies verdeutlicht das große Interesse, das an einer geselligen
Vereinigung im Fürstentum Hohenzollern-Sigmaringen bestand, vor allem zur Gründungszeit
des Museums283. Die auswärtigen Mitglieder waren u.a. Beamte des Oberamts und des
Amtsgerichts Scheer, Pfarrer, ein Arzt und andere Personen aus der Nachbarschaft Sigmaringens
, die den vom Museum gebotenen gesellschaftlichen Anschluß und die Bildungsmöglichkeiten
suchten.

Insgesamt weisen die Mitgliederverzeichnisse des Museums eine relativ starke Kontinuität

278 Vgl. dazu: Muessle (wie Anm. 53) S. 25; Kuhn-Rehfus (wie Anm. 52) S. 30; Hof- und Adresshandbuch
des Fürstentums Hohenz.-Sigmaringen 1844 - Stuttgart, Sigm. 1844, S. 9 ff.

279 Gerade der Name dieser Familie Frick erscheint bis 1845 in den Mitgliedslisten des Museums. Vgl.
dazu auch: Aus der Geschichte einer alten Sigmaringer Familie. In: HVZ, 1933, Nr.234.

280 Mietvertrag mit dem Bärenwirt, 1825, zit. n. Paeffgen (wie Anm. 17) S. 34.

281 Fabrikant Stölker und Kaufmann Delisle waren die Besitzer der 1838 gegründeten Baumwollspinnerei
in Laucherthal, eine der zwei Spinnereien in Hohenzollern-Sigmaringen (Ziegler [wie Anm. 52]
S. 59). Diese Personen waren somit die einzigen »richtigen« Kapitalisten in der Museumsgesellschaft.

282 So hatte z.B. auch der Bräumeister Münzer in Tübingen Kameralwissenschaften studiert (FAS,
»Dienerkartei«).

283 Wie stark das Bedürfnis nach geselligen Vereinigungen war, zeigt sich auch an der Gründung von 3
Museumsgesellschaften und einem Bürgerverein in der Umgebung Sigmaringens in den 40er Jahren (StAS,
Ho 235, VIII, F. 4., No.943). Vgl. auch unten, S. 123 f.

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