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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1987/0094
Andreas Zekorn

der Mitgliederkreise auf. Sie sind wohl auch repräsentativ für die Struktur und Entwicklung
der Sigmaringer oberen Mittel- bis Oberschicht, deren Kern immer die Beamten bildeten.
Doch trotz dieser Kontinuität spiegeln Veränderungen gerade innerhalb dieser Beamtenschaft
die Geschichte Sigmaringens wider.

Es läßt sich genau ein allmählicher Ausbau der Verwaltung erkennen, dessen Höhepunkt
1845 erreicht ist, nachdem 1833 die Verfassung eingeführt worden war284. Die Verfassung
hatte eine Steigerung der Dienststellen innerhalb des Beamtenapparates zur Folge, was sich an
der sprunghaften Zunahme der Museumsmitglieder aus dem gehobenen Verwaltungsdienst
eindrucksvoll verdeutlicht. Außer den Verwaltungsbeamten, die den größten Teil der neuen
Mitglieder bis 1845 stellten, ist eine überdurchschnittliche Zunahme der Lehrenden und der
Militärs zu verzeichnen. Dies ist einmal auf die bessere Versorgung des fürstlichen Gymnasiums
mit Lehrern zurückzuführen. In den Gebäuden des Gymnasiums war 1841 auch eine
Realschule eingerichtet worden285, was die Anwesenheit der Reallehrer in der Museumsgesellschaft
erklärt. Zum anderen macht sich bemerkbar, daß Sigmaringen seit 1830 Garnisonsstadt
war und der gesamte Bataillonsstab des leichten Infanteriebataillons neben 3 Kompanien im
ehemaligen Kloster Gorheim stationiert war286. Auf diese Weise kamen sehr viele hohe
Offiziere nach Sigmaringen, von denen zwölf Mitglieder in der Museumsgesellschaft wurden.

Insgesamt bestimmte schon vor 1850 die von Verwaltung und Schulen geprägte Struktur
Sigmaringens auch die Zusammensetzung der Museumsgesellschaft. Leider läßt sich die
personelle Entwicklung des Museums nach dem Ubergang Hohenzollern-Sigmaringens an
Preußen 1850 nicht genau weiterverfolgen. Doch kann das Mitgliederverzeichnis von 1925
exemplarisch für die Zeit nach der Rückverlegung der fürstlichen Residenz 187 1 286a untersucht
werden. Hier ist einmal festzustellen, daß sich die Zahl der in der fürstlichen Hofhaltung
beschäftigten Personen nur wenig geändert hatte. Die Verwaltung des fürstlichen Privateigentums
und die Hofhaltung erforderten weiterhin Personal; so blieb der eine Mitgliederkern des
Museums aus fürstlichen Bediensteten bestehen. Der andere Mitgliederkern aus Regierungsund
Verwaltungsbeamten erfuhr durch den Ubergang an Preußen weniger eine quantitative als
eine qualitative Veränderung. Der Regierungssitz blieb erhalten, und es gab weiterhin ähnliche
Verwaltungsdienststellen wie in vorpreußischer Zeit287. Bemerkbar macht sich die Veränderung
in der Museumsgesellschaft hauptsächlich durch die Herkunft vieler Personen aus
Preußen, die in der Regierung oder Verwaltung beschäftigt waren. Dem entspricht auch, daß
der größte Teil der Lehrenden aus dem Rheinland kam, da Sigmaringen in Schulangelegenheiten
dem Provinzialschulkollegium in Koblenz unterstellt war.

An dieser Stelle ist nun noch auf die wichtige Funktion der Museumsgesellschaft als
Integrationsfaktor hinzuweisen. Neu nach Sigmaringen kommende »Ausländer« konnten mit
Hilfe des Museums wohl leichter in die Sigmaringer Gesellschaft integriert werden. Diese
Funktion besaß die Museumsgesellschaft nicht erst in preußischer Zeit. Schon vor 1850 kam
ein Großteil der Beamtenschaft nicht aus Sigmaringen oder Hohenzollern selbst, sondern aus
anderen deutschen Staaten288. Mit dem Zustrom preußischer Beamter wurde die Museumsge-

284 Vgl. Ziegler (wie Anm. 52) S. 41.

285 Vgl. Gauggel (wie Anm. 59) S. 87, und oben S. 64 sowie Anm. 60.

286 Vgl. Kurt Gerber, Sigmaringen als Garnison, Sigmaringer Soldaten. In: 900 Jahre Sigmaringen (wie
Anm. 52) S. 99-104, S. 100.

286a Vgl. Anm. 67a.

287 Vgl. dazu auch im folgenden: Gönner (wie Anm. 52) S. 161 ff. u. 192 ff., Seigel (wie Anm. 52) S. 110
und Muessle (wie Anm. 53) S. 33 f.

288 Vgl. dazu Gönner (wie Anm. 52) S.42: »Die kleinen Verhältnisse des Zwergstaates Sigmaringen
hatten es stets notwendig gemacht, auch Beamte aus anderen deutschen Staaten ins Land zu rufen«. So
stammte z.B. der Regierungschef von Schenck (1840-1848) aus Kurhessen (ebd., S. 42). Gleichfalls kamen
viele hohenzollerische Offiziere Anfang der 40er Jahre aus der bayrischen Armee nach Sigmaringen, wie
z.B. Oberstleutnant Niedermayr und Oberleutnant Hoffstetter (ebd., S.48).

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