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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1987/0151
Die hohenzollerischen Exklaven im Landkreis Biberach

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lieh komplizierte Gemengelage der Höfe und Grundstücke, so daß bis zum Zweiten Weltkrieg
sich an die Exklavenfrage Burgau kein Politiker heranwagen mochte.

Langenenslingen und Billafingen (Abb. 2 + 3), die beiden anderen einstigen Exklaven im
Landkreis Biberach, teilten in ihrer politisch-administrativen Entwicklung das Schicksal der
Grafen von Veringen und deren Nachfolger. 1409 werden sie zur Grafschaft Veringen
gerechnet und gelangen mit dieser als österreichisches Lehen an die Grafen von Werdenberg,
1535 an jene von Zollern. Seit der Erbteilung von 1576 sind sie hohenzollern-sigmaringisch4.
Mit Hohenzollern-Sigmaringen gehen beide Dörfer den Weg der territorialen Geschichte bis
ins 19. Jahrhundert. Als 1850 die Fürstentümer Hohenzollern-Hechingen und Hohenzollern-
Sigmaringen ein Teil Preußens werden, bilden sie eine der exponiertesten Exklaven inmitten
württembergischen Gebiets. Sie blieben selbständige Gemeinden des Oberamtes, seit 1925 des
Landkreises Sigmaringen, bis zur Kreisreform vom 1. Januar 1973.

Der Siedlungsplatz Warmtal zwischen Emerfeld und Langenenslingen bestand im 16. und
17. Jahrhundert aus zwei Höfen, die ursprünglich wohl der Grundherrschaft der Herren von
Gundelfingen unterworfen waren. Von den Grafen von Landau kam einer der beiden Höfe
über Habsburg-Österreich an die Grafen von Zollern (1535) und schließlich 1576 an die Linie
Hohenzollern-Sigmaringen. Der zweite Hof Warmtal war 1360 württembergisches Lehen und
gelangte zu einem nicht geklärten Zeitpunkt an die Herren von Hornstein-Neufra5. 1806
erwarb Württemberg mit dem Amt Neufra auch die Landeshoheit über den zu Emerfeld
zählenden Hof. Seitdem bildeten die beiden Höfe ein hohenzollern-sigmaringisches bzw.
preußisches-württembergisches Kondominat im Umfang von 135 ha mit ca. 25 Einwohnern.
Davon gehörten ca. 71ha und 10 Einwohner zu Preußen. Beendet wurde das Kondominat
endgültig erst mit der Eingemeindung des württembergischen Anteils nach Emerfeld 1969 und
der Gemeinde Emerfeld nach Langenenslingen am 1. Januar 1975.

2. Bevölkerung

2.1 Bevölkerungsentwicklung

Die Bevölkerungsentwicklung der drei hohenzollerischen Ortschaften im Landkreis
Biberach verlief seit ca. 1820 weitgehend analog, d.h. die Phasen der Zunahme, der Stagnation
und des Rückgangs sind in den drei Gemeinden weitgehend deckungsgleich, wenn auch das
Ausmaß von Ort zu Ort verschieden hoch ausfällt. Erst in der Nachkriegszeit nach 1945
gestaltet sich die Demographie gegensätzlich, ein Faktum, das zunächst auf die Anwesenheit
unterschiedlich mobiler Bevölkerungsgruppen hindeutet.

Im einzelnen betrachtet weist Burgaus demographische Kurve (Abb. 4) im Vergleich zu
den anderen Gemeinden noch den unstetesten Verlauf auf, was aber letztlich auf den niedrigen
Ausgangswert von 29 Personen5a im Jahr 1834 zurückzuführen ist. Den höchsten Einwohnerstand
erreicht der kleine hohenzollerische Kondominatsort 1895 mit 42 Einwohnern. Zwischen
1867 und 1890 pendelt die Bevölkerungszahl geringfügig zwischen 40 und 34 Personen.
Im Ersten Weltkrieg sinkt dann der Bevölkerungsstand auf 28 Einwohner, um danach bis 1933
noch einmal auf 35 anzuwachsen. Der Zweite Weltkrieg scheint auf die kleine Gemeinde keine
allzu negativen Folgen ausgeübt zu haben, da die Einwohnerzahl sich gegenüber 1939 nur
unwesentlich um 2 Personen verändert, nämlich von 26 auf 28 Einwohner steigt.

Demgegenüber zeigt Billafingens Bevölkerungsentwicklung im 19. Jahrhundert zunächst

4 Mayer, 1959, S.202.

5 Mayer, 1959, S. 203/4.

5a 1807 hatte der fürstenbergische Anteil 22 Einwohner, 4 Wohnhauser, 3 Scheuern und 1 gemeinschaftliche
Kapelle (Pfarrarchiv Emerfeld, in DiözArchiv Rottenburg, Dep. M 50). Die 3 ehemaligen salemisch-
fürstenbergischen Fallehengüter hießen um 1810 noch St. Adolf, St. Albert und St.Alphons (vgl. Senn,
Ernst, Inventar d. hohenzollerschen Bestände d. Fürstl. Thum u. Taxisschen Archive in Regensburg und
Obermarchtal, Sigmaringen 1940, n. 1380).

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