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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1987/0156
Rainer Loose

chen, jedoch bestehen in Langenenslingen und Billafingen noch deutliche Frauenüberschüsse
(1950: + 17,1 bzw. + 14,1 %). Sie dauern bis 1970 fort.

Für die bäuerliche Welt bedeuten die genannten Frauenüberschüsse in erster Linie, daß die
Feld- und Stallarbeit auf ihren Schultern ruht, weshalb die Umgestaltung der Landwirtschaft
mit boden- und besitzrechtlichen Konsequenzen nur langsam vonstatten gehen kann, zumal
Frauen als Hofinhaber selten sind und weil Frauen etwa bei der Kreditaufnahme noch vielfach
einen männlichen Bürgen benötigen. Außerdem sind sie im Geschäftsverkehr benachteiligt
und weitgehend von der Mitwirkung am politischen Leben im Dorf ausgeschlossen, was
insofern wichtig ist, da die Gemeinderäte beispielsweise über die Verteilung der Allmenden,
den Bau von Wasserleitungen, Straßen und Schulen u. a. entscheiden, d. h. über die Interessen
der Daheimgebliebenen, vor allem der Frauen und Kinder befinden.

Ein weiteres Kriterium der Bevölkerungsstruktur - die Altersgliederung - kann wegen
fehlender Angaben lediglich in Momentaufnahmen geschildert werden. Für 1834 weist die
Bevölkerungsliste des Fürstentums Hohenzollern für den Zollverein7 in zwei Rubriken
Zahlen aus, die für eine grobe Einteilung der Bevölkerung in aktive und nicht-aktive
Erwerbsgruppen dienen können, da die Schwelle bei »14Jahre alt« gezogen wurde. Danach
gab es in Billafingen und Langenenslingen relativ kleine Gruppen von bis zu 14jährigen
Kindern. Beide Siedlungen bleiben mit 23,6 % - bzw. 27,8 % - Anteilen unter dem Durchschnitt
des Amtes Sigmaringen mit 28,6%. Lediglich Burgau liegt mit 37,9% darüber. Ins
Bild der Alterspyramide umgesetzt heißt das: Burgau hat den breitesten Sockel, auf dem die
oberen Altersgruppen aufbauen. Da wir die anderen Anteile der Altersgruppen nicht kennen,
muß man sich hüten, diesen breiten Sockel als Hinweis auf eine homogen wachsende
Bevölkerung aufzufassen. 1871 sind in Burgau dann 36,1 % der Bevölkerung jünger als
lOJahre, in Billafingen und Langenenslingen sind es 21,5 bzw. 21,7%. Zum Vergleich die
entsprechenden Werte für 1950 und 1961: Billafingen hat 1950 fast ein Drittel Jugendliche
(32,2% in den Klassen der bis zu 14Jahre alten Personen), Burgau 1 Person (3,5%), und in
Langenenslingen sind ein Viertel der Bevölkerung Jugendliche; 1961 sind in Billafingen gut ein
Viertel der Bevölkerung bis zu 14Jahre alt, in Burgau sind es 6 Personen (=20,7%) und in
Langenenslingen ein Viertel (25,2 %). Bezogen auf die Angaben der Bevölkerungsentwicklung
zeigt sich, daß sich in Billafingen zwischen 1950 und 1961 in den Altersklassen der bis zu
14Jahre alten Kinder bereits die Wende zu einer negativen, d.h. rückläufigen demographischen
Entwicklung anbahnt, in Burgau und Langenenslingen kann diese Trendumkehr noch
nicht beobachtet werden.

Zur Erwerbs- und Sozialstruktur bleiben die Angaben ebenfalls spärlich. Erst die preußische
Statistik vermittelt einen Uberblick über die sozioökonomischen Verhältnisse. Wir
begnügen uns hier mit den Daten von 1852, die in den Gewerbetabellen der Oberämter
enthalten sind. Wie nicht anders zu erwarten ist, dominiert in den drei Siedlungen die
agrarische Erwerbstätigkeit. Während in Burgau in drei hohenzollern-sigmaringischen Höfen
alle die Landwirtschaft als Haupteinnahmequelle nennen, sind es in Billafingen 15 Grundeigentümer
mit zusammen 81 Personen, die von der Landwirtschaft ausschließlich leben;
46 Personen gaben an, sie betrieben die Landwirtschaft im Nebengewerbe, gehen also im
Haupterwerb einer nicht-agrarischen, handwerklichen Tätigkeit nach oder suchen als
Tagelöhner Gelegenheitsarbeiten, z.B. als Bohnerzgräber. Die handwerklichen Tätigkeiten
betreffen die Schuhmacherei, die Räder- und Stellmacherei sowie das Schmiedehandwerk.
Außerdem ergänzen das Bauhandwerk (6 Maurergehilfen, die ihren Beruf vermutlich auf
Wanderschaft ausüben) und eine Gastwirtschaft die Verdienstmöglichkeiten. Einzig zwei
Personen fristen ihren Lebensunterhalt anderweitig, nämlich mit Almosen, oder beziehen ein

7 Handschriftliches Exemplar in der Fürstl. Hohenzollerischen Hofbibliothek Sigmaringen vorhanden
(Signatur Hs 197). - Herrn Bibliothekar Kempf danke ich für die Überlassung einer Kopie.

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