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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1987/0166
Rainer Loose

bende, die die Rohstoffe der Landwirtschaft verarbeiteten. Nach der Gewerbetabelle31 von
1852, die die Königlich Preußische Regierung für alle hohenzollerischen Ämter anfertigen
ließ, ersehen wir, daß es in Burgau keine Handwerker gab, sondern nur vollbäuerliche
Familien. In Billafingen werden dann 2 Schuhmacher, 2 Räder- und Stellmacher mit 1 Gehilfen
, 1 Schmied, 6 Maurergehilfen und 1 Gastwirt genannt. Als größte Ortschaft wies Langen-
enslingen 1852 65 Handwerker und 12 Händler bzw. sonstige Gewerbetreibende auf. Zahlenmäßig
am stärksten vertreten waren hier Schuhmacher (12 Meister + 7 Gehilfen), Leinenweber
(5), Schneider (4 + 1), Schmiede (4 + 1), Räder- und Stellmacher (4 + 1), Tischler (4 + 2),
Maurer (4), Böttcher (3 +1), Metzger (3 +1), Zimmerleute (3), Bäcker (2), Putzmacher
(2 + 1), Gerber (2 + 1), Schlosser (2+1) usw. An selteneren Gewerben nennt die Tabelle
Glaser (2), Sattler (1), Färber (1), Steinmetz (1 + IGehilfe), Bürstenbinder (1), Mühlenbauer
(1) und Wollkämmer/Strumpfwirker (1). An Händlern werden aufgeführt 4 Krämer und
2 Gewürzhändler. Außerdem versorgten 2 Schankwirte und 3 Gasthöfe für die »gebildeten
Stände« Einwohnerschaft und Durchreisende. Ferner bot ein Frächter Transportdienste an,
und 26 Rentiers oder selbständige Personen lebten von verschiedenen Einkünften.

Unschwer erkennt man in dieser Aufzählung, daß Langenenslingen gegenüber anderen
Orten ein vergleichsweise vielfältigeres nichtagrarisches Gewerbe besaß, das seine Existenz auf
eine größere Bevölkerungszahl gründete und darüber hinaus Versorgungsaufgaben für das
unmittelbare Umland wahrnahm, wie etwa bei den Handwerken des Glasers und des Putzmachers
sichtbar wird. Dennoch sind auch in Langenenslingen die Anzeichen und Ansätze einer
industriell-gewerblichen Erwerbstätigkeit kaum zu erkennen, da keine Angaben über den
Einsatz von Wasser- oder Dampfkraft zur Mechanisierung und Steigerung der Produktion
gemacht werden. In dieser Hinsicht ist die Tabelle lückenhaft, denn immerhin existierten am
Biberbach und an der Langwatte wasserkraftgebundene Gewerbe, wie Säge- und Mahlmühlen
sowie Gerbereien, u. .a. die Feldmühle12, die schon 1303 erwähnt und 1409 im Besitz der Herren
von Hornstein zu Schatzberg bezeugt ist. Sie ist eine von vier Langenenslinger Mühlen, deren
Besitzer zu Anfang des 19. Jahrhunderts zugleich auch als Getreidehändler und -aufkäufer tätig
sind. Sie verkaufen das Getreide, u.a. Veesen (Dinkel), weiter nach Überlingen am Bodensee, wo
es Schweizer Händler übernehmen und über den See in die Nordschweiz weiterleiten33.
Allerdings bahnen sich mit dem Bau der Eisenbahnen (1850 Fertigstellung der württembergischen
Südbahn von Stuttgart über Ulm, Biberach nach Friedrichshafen) neue Leitlinien des
Getreidehandels an, die letztlich die Landwirtschaft unserer Dörfer in die gründerzeitliche
Agrarkrise von 1880 ff. und zur Umstellung der Produktion führen33*.

Um die Mitte des 19. Jahrhunderts erlangt für einen kleinen Personenkreis die Bohnerzgrä-
berei vorübergehend wirtschaftliche Bedeutung34. Gegraben wird auf der Gemarkung Billafingen
im Flurort Mauerhau am Weg von Billafingen nach Bingen seit ca. 1820. Kurze Zeit
später (1834) grub man dann nach Bohnerzen in den Markungen von Hitzkofen und

31 StA Sigmaringen, Ho235 I -1J242 Bd. 2 (Gewerbetabelle für das Kgl. Oberamt Sigmaringen 1852).

32 Becker, Urkundenregesten Wilflingen Nr. (8), S.28 von 1409 Juni 18; vermutlich ist die Feldmühle
mit jener identisch, die bei Leibgedingverleihung an die Nonne Irmela Färberin 1383 erwähnt wird; vgl.
Urkundenbuch des Klosters Heiligkreuztal Bd. 1 Württembergische Geschichtsquellen9) 1910, Nr. 808;
Urbar der Burg Veringen von 1303 (Abschrift 17.Jh., in StA Sigmaringen, Ho 170 A21).

33 Vgl. die Notizen in den Katastereinschätzungsprotokollen von 1829 für Billafingen und Langenenslingen
(StA Sig. Ho 235 I-K, Nr. 83 und Nr. 134). - Über den Kornhandel Oberschwabens vgl. Flad, 1982.
33a Vgl. Borcherdt, 1985.

34 Vgl. die Begutachtung der Bohnerzgräberei in den Hohenzollernschen Landen durch den Oberberg-
amtsreferendar Achenbach 1855 (Manuskript im StA Sig. Ho 235 I-VI 983); allgemein zum Bergbau und
zur Eisengewinnung in Hohenzollern vgl. Maier, 1958; Zillenbiller, 1975.

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