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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1987/0168
Rainer Loose

Im Falle der Eisenhütte Laucherthal erweist sich ferner, daß frühindustrielle Unternehmungen
ein relativ kleines räumliches Bezugsfeld haben, das um 1850 noch mit den administrativen
Grenzen, ganz wie im Zeitalter des Merkantilismus, zu erfassen ist, dafür aber
andererseits einen vergleichsweise großen Absatzraum benötigen, der über die eigenen
Territoriengrenzen hinausgeht. Die Zahl der Berg- und Hüttenwerksarbeiter sowie die Menge
der verhütteten Erze erlauben es, die in herrschaftlicher Regie geführte Hütte Laucherthal als
Typ der kleinen, von Grenzen gesicherten und von fremden Markteinflüssen abgeschotteten
Hochofenanlagen einzustufen, deren Bestand wesentlich auf das reichliche Vorkommen von
Erzen und ein großes Arbeitskräftepotenzial sowie auf die Wasserkraft gegründet ist, nicht
jedoch auf freie Konkurrenz, Kapitalzufuhr oder auf Kaufkraft der Bevölkerung und technischem
knowhow, das von den königlich württembergischen Hüttenwerken, u. a. aus Wasseralfingen
, kommt40. Als diese Schranken in der Gründerzeit fallen, endet auch die Eisenerzeugung
in Laucherthal (1879) und damit die Bohnerzgräberei auf der Alb.

An andere vergangene bergwirtschaftliche Gewerbe erinnern Flurnamen, wie z.B. Kalkofen
in Billafingen, der in Anrainerangaben wiederholt genannt wird41. Doch bleibt ungewiß,
ob der Billafinger Kalkofen noch nach 1850 im Betrieb und damit Kern für ein ständig
betriebenes Gewerbe oder doch nur ein bescheidener, gelegentlich abgebrannter Kalkofen
war, den die Gemeinde in Betrieb nahm, wenn jemand gebrannten, ungelöschten Kalk zum
Bauen benötigte.

Schließlich sind unter den Gewerbebetrieben Billafingens und Langenenslingens die Genossenschaftsmolkereien
zu erwähnen, deren Existenz um 1878 Stehle (1884, S. 68) bezeugt. Sie
werden von Kessler (1893, S.44) als vorbildlich und für nachahmenswert gehalten, da sie bis
dahin die einzigen in Hohenzollern geblieben sind. Die Herstellung von Butter und Käse verließ
damit den engen hauswirtschaftlichen Rahmen und gewann für die milchviehhaltenden Bauern
wirtschaftliches Gewicht, das auf eine marktwirtschaftliche Orientierung der Betriebe schließen
läßt, aber zugleich auf gewachsene Viehbestände hindeutet.

Langenenslingen hatte darüberhinaus 2 Bierbrauereien, die ebenfalls von Stehle (S. 148)
für die Zeit um 1880 erwähnt werden. Vielleicht stehen mit ihnen die Hopfengärten in
Langenenslingen in Verbindung, die 1879 hier und in Ortschaften des Donautals (Laiz,
Inzigkofen) angelegt wurden42.

In den Handelsbeziehungen orientierten sich die hohenzollerischen Exklaven stets am
Wirtschaftsgeschehen der übergeordneten Zentren, wie Buchau für Burgau und Riedlingen für
Billafingen und Langenenslingen. Den beiden einst veringischen Siedlungen hatte der Innsbrucker
Vertrag von 1605 ausdrücklich den Marktbesuch in Riedlingen gestattet. Nach 1806
wird es kaum anders gewesen sein. Jedoch gibt es Bemühungen der neuen Obrigkeit, durch
Verleihungen von Marktrechten den örtlichen Handel zu stärken und zu beleben. Im
Grenzbereich von Hohenzollern und Württemberg wird damit auch beabsichtigt, keine
Kaufkraft in den jeweils anderen Herrschaftsbereich abfließen zu lassen. Nicht zuletzt
deswegen erhält Langenenslingen 1843 das Recht, jährlich zwei Vieh- und Krämermärkte43
abhalten zu dürfen, nachdem zuvor schon den Nachbarorten Heiligkreuztal 1810 und
Andelfingen 1836 dieses Privileg verliehen worden war. Doch scheinen diese Märkte nicht

40 Vgl. Maier, 1958 und Plumpe, 1982. - Am Rande soll vermerkt werden, daß auch in den
Nachbarorten Bohnerz gegraben wurde, das zur Wilhelmshütte in Schussenried gebracht wurde; zu
Thiergarten vgl. Bader, 1965.

41 U.a. im Urbar von 1748 (Renovation des Dorfes Billafingen, StA Sig., Ho 170, Cb. 1), f. 185v.

42 Stehle, 1884, S.60.

43 Die erste Erwähnung des Marktrechtes stammt nach Knaupp, 1927/30, S. 10 aus dem Jahr 1625, aber
schon 1535 wird Langenenslingen statt genannt; vgl. Urkundenbuch des Klosters Heiligkreuztal Bd. 2
(Württembergische Geschichtsquellen 14) 1913, Nr. 1253; eine Marktrechtsurkunde ist aber in den
Archiven nicht auffindbar.

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