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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1987/0169
Die hohenzollerischen Exklaven im Landkreis Biberach

recht floriert zu haben bzw. bald der Konkurrenz der Riedlinger Märkte erlegen zu sein. Denn
schon ca. 1870 finden sie keine entsprechende Würdigung mehr.

Ebenso wie das Marktrecht zielt die Einrichtung einer Salzfaktorei 1855 letztlich auf die
Stärkung staatlich verordneter zentralörtlicher Funktionen. Jedoch darf man bezweifeln, ob dies
von der preußischen Regierung in Sigmaringen von Anfang an beabsichtigt war. Denn die
erhaltenen Akten zeigen klar das Bemühen, für das in Stetten bei Haigerloch seit 1853 bekannte
und ab 1858 gewonnene Steinsalz einen Markt in Hohenzollern zu finden. Stettener Salz sollte
mit dem Mittel des Monopols Rottweiler, d. i. württembergisches Salz, verdrängen. Zu diesem
Zweck wird bei den Bürgermeistereien der alten Amtsorte angefragt, wer wieviel Salz verkaufe
und woher er es beziehe. In Langenenslingen waren der Kaufmann Miller und die Krämerin
Johanna Sauter im Salzverschleiß tätig. Sie bezogen Rottweiler Salz über den Hundersinger
Fuhrmann Stöckle zum Preis von 4fl 42 kr je 100 Pfund (incl. Fracht). Der Salzverbrauch belief
sich auf ca. 180-200 Zentner pro Jahr, wobei darunter auch der Salzbedarf der Billafinger und der
Hitzkofener Bevölkerung begriffen war. 1855 wurden als Ortsverschleißer der Kaufmann
Miller, der Konditor Adolf Haberbosch und die Krämer Clemens Sauter und Johanna Sauter
zugelassen. An die Stelle des Kaufmanns Miller tritt 1880 ein gewisser Guide. Verkauft wurden
jährlich rd. 190 Zentner, darunter der größte Teil als Viehsalz43".

4. Anmerkungen zum Armenwesen und zur Sozialfürsorge

Zum Bild der Wirtschaft und der Bevölkerung einer Siedlung gehören Angaben zum
öffentlichen und kulturellen Leben, insbesondere aber zur Wohlfahrt und zum Gesundheitswesen
. Da diese Begriffe teilweise erst in jüngerer Zeit ihre heutige Ausprägung erfahren
haben, ist es schwierig, in den Quellen geeignete Indikatoren zu finden, die diese Seite des
dörflichen Lebens beschreiben. Wir müssen uns mit eher unsystematischen Daten begnügen
und nennen an vorrangiger Stelle die Zahl der Ortsarmen, die auf Unterstützung durch
Mitbewohner und besondere Stiftungen angewiesen waren. Ihre Zahl war trotz schlechter
wirtschaftlicher Verhältnisse gering. 1852 gab es in Billafingen einen, in Langenenslingen fünf
Ortsarme44. Zum Verständnis sei hinzugefügt, daß es sich bei den Zahlen nur um amtlich
registrierte Arme handelt, die vor anderen, vor allem herumziehenden Armen, das Recht auf
Almosen hatten und hauptsächlich aus dem Vermögen der Kirchenpflegen und aus eigenen
Armenfonds Geldzuweisungen und Nahrungsmittelspenden erhielten45. Armenrechner und
Armendiener, die in Langenenslingen gleichsam im amtlichen Auftrag die Versorgung der
Ortsarmen garantierten, erhielten aus der Kasse des Fonds eine geringe Besoldung. 1845/4646
betrug das Vermögen des Ortsarmenfonds in Langenenslingen 4550fl 42x, d.h. im Vergleich
zu 1830 war der Fond trotz gestiegener Ausgaben durch Spenden und Stiftungen real weiter
gewachsen. Burgau und Billafingen hatten hingegen keinen Armenfonds.

Neben den Ortsarmenfonds existierten weitere private Stiftungen, in Langenenslingen
beispielsweise die Kaplan Stehle'sche Stiftung, die 1875 über knapp 2000 Mark verfügte und
hauptsächlich der Unterstützung armer Verwandter des Stifters diente47. Zur Armenpflege

43a Gemeindearchiv Langenenslingen, Akten Nr. 308; Schulz, Günter, Die Geschichte des Salzwerks
Stetten bei Haigerloch (Arb. Landeskunde Hohenzollerns H.7) Sigmaringen 1967; Demel, Werner und
Günter Schulz, Das Salzwerk Stetten bei Haigerloch 1854-1974. Hechingen 1976.

44 StASig. Ho235 I-IJ 242 Bd.2, 1 849.

45 Vgl. Knaupp, 1927/30, S. 88; Langenenslingen hatte im Fürstentum Hohenzollern-Sigmaringen das
reichste Kirchenpflegevermögen, das 1845/46 die Höhe von über 130 000 fl hatte (Quelle vgl. folgende
Anm.); während der 1848/49er Revolution weckte die reiche Kirchenpflege die Begehrlichkeit der
Politiker, denn der Bürgermeister Guide wollte aus ihren Mitteln 40 Musketen für die Bürgerwehr
anschaffen; vgl. Gönner, 1952, S. 151.

46 Bericht über die Verwaltungsergebnisse der Jahre 1843-46 erstattet vom dirigierenden Geheimen Rat
Dr. Schenk zu Schweinsberg, S. 118.

47 Vgl. Knaupp, 1927/30, S. 88/89.

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