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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1987/0204
Stefan Uhl

Südlich unterhalb des Felsklotzes der Hauptburg liegen die Spuren der Vorburg (8). Es
handelt sich dabei um die Reste eines in die Südwestecke einer ebenen, terrassenartigen Fläche
am Fuße des Burgfelsens eingestellten Gebäudes, das wahrscheinlich mit der Hauptburg durch
zwei Schenkelmauern in der Flucht seiner beiden Schmalseiten verbunden war. Von diesen
Schenkelmauern - evtl. handelte es sich auch nur um einfache Palisaden - lassen sich allerdings
keine eindeutigen Reste mehr erkennen, während von dem Gebäude selber noch Schuttwälle
und Kernmauerwerk der Außenseiten sowie an der Südseite noch ein bis drei Steinlagen der
äußeren Mauerschale auf beträchtliche Länge erhalten sind.

Da die Bergkuppe, auf der die Burg liegt, gegen Westen nicht unmittelbar abfällt, sondern
ihre Höhe ein ganzes Stück weit beibehält, waren hier Vorbefestigungen für notwendig
erachtet worden. So quert direkt unterhalb der Längsseite des Palas ein künstlicher Felsgraben
(9) den Bergkamm. Er besitzt eine Breite von knapp 10 m und läuft im Norden im Gelände
aus, während er im Süden durch stehengelassene, natürliche Felsformationen begrenzt wird.
Vor ihm erhebt sich quasi wallartig eine z.T. felsige Barre von ca. 8m Breite, vor der ein
weiterer, hakenförmiger Graben (10) liegt. Bei einer Breite von bis zu 12 m ist er bis zu 5 m tief
in den Felsen des Bergkammes eingeschnitten - er folgt dabei evtl. einer natürlichen Vorgabe -
und zieht sich noch weit im Süden den Hang hinab, auf der Außenseite von einem mäßig
hohen Wall gefolgt. Spuren eines seitlichen Grabenabschlusses fehlen auf beiden Seiten.

Schon der Umfang der Trümmer des Hinterlichtensteines zeigt uns, daß es sich bei ihm
keineswegs nur um ein Vorwerk zum Vorderlichtenstein - wie Zingeler/Buck dies darstellen26
-, sondern um eine selbständige Burganlage handelte. Der Burghof war an drei Seiten
von Gebäuden umgeben, im Westen als größtes wohl der Palas, im Nordosten der Bergfried -
mit dem Palas durch einen Zwischenbau verbunden - und im Südosten des Berings ein
weiteres Nebengebäude. Bemerkenswert ist die aufwendige Gestaltung des Zuganges mit
Rampe und Torturm vor der Südseite. Die Vorburg am Fuße des Felsens nahm Wirtschaftsbauten
, Stallungen u. a. auf und vervollständigte so zusammen mit den Vorbefestigungen im
Westen das durchaus nicht anspruchslose Bauprogramm der Burg.

Eine genauere Datierung der Burganlage gestaltet sich schwierig, da konkrete geschichtliche
Daten fehlen. Durch die Auswertung von keramischen Lesefunden aus dem Burgbereich
ist jedoch der zeitliche Rahmen abgesteckt27: Die Gründung kann frühestens in der zweiten
Hälfte des 12. Jahrhunderts stattgefunden haben, der Abgang den geschichtlichen Daten
zufolge spätestens in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts (vgl. oben). Der Baubestand selber
läßt zunächst einmal zwei verschiedene Bauphasen erkennen, denn der Bergfried wurde
offensichtlich nachträglich in die Nordostecke des Mauerringes eingestellt. Für eine Datierung
dieses Mauerringes bietet der einzelne Eckbuckelquader an der Nordwestecke einen vagen
Hinweis, indem er nämlich als solcher - allen Unsicherheiten eingedenk28 - in das zweite
Drittel des 13. Jahrhunderts deutet, während Keramikfunde eher in die Zeit kurz nach 1200 zu
weisen scheinen29. Vielleicht war einer der drei im Jahre 1243 genannten Brüder der Bauherr
dieser Anlage, die somit mit der Ausbauphase des Vorderlichtensteines ungefähr gleichzeitig
wäre. Die gerundete Südostecke scheint zwar auf eine spätere Entstehungszeit hinzuweisen,
doch ist ihre Zugehörigkeit zum Bestand der Gründungsanlage nicht evident, zumal sie auch
aus der Zeit der vermutlich ebenfalls später anzusetzenden Neugestaltung des Zuganges
entlang der Südseite stammen könnte, der wiederum zeitlich etwa mit dem Bau des Bergfriedes
übereinstimmen dürfte. Auch dessen Datierung kann nur wieder über die Art des
Mauerwerkes versucht werden. Es handelt sich dabei zwar um kein ausgesprochenes Buckel-

26 Zingeler/Buck, S. 111.

27 Bizer 1985, S.225.

28 Ein einziger Eckbuckelquader kann natürlich nicht für die Festlegung einer Datierung hinreichen,
vermag jedoch immerhin gelegentlich einen wichtigen Hinweis zu geben.

29 Mitteilung Bizer.

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