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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1987/0219
LEOPOLD STIERLE

Bartholomäus Pirzschelin, der umstrittene
Augustiner-Chorherr von Beuron und Pfarrherr
in Egesheim

Vor 30 Jahren ist in der Festschrift zum 70. Geburtstag von Adolf Hofmeister1 ein Aufsatz
aus der Feder von Franz Herberhold erschienen, der sich mit der Bestätigungsurkunde Karls
des Großen von 786 für Kloster Beuron beschäftigt. Nach Herberhold ist diese Urkunde im
Druck zuerst im Liber Documentorum (= Dokumentenbuch) erschienen, das der 1771
herausgekommenen Commentatio inauguralis über die Freiheit und Reichsunmittelbarkeit
des Stifts Beuron beigegeben war. Als eigentlicher Verfasser der Commentatio kommt sicher
Gottfried Daniel Hoffmann infrage, nicht der junge Sohn des damaligen Kanzleiverwalters
Bartholomäus Pizenberger, namens Franz Anton.

Wiederholt wurde die Urkunde später nachgedruckt und auf ihre Echtheit untersucht.
Übereinstimmend kamen die Historiker zu dem Ergebnis, - Herberhold erwähnt ihre Namen
und Werke2 - daß alle Nachrichten über das alte Beuron, die sogenannte Stiftung des Grafen
Gerold, einschließlich der Urkunde Karls des Großen von 786, ein Machwerk der Neuzeit
sind. Die Fälschung soll nicht über das 18.Jahrhundert hinausgehen, also zur Zeit der
Entstehung der Commentatio aufgekommen sein. Pizenberger selbst wird als Fälscher oder
zumindest als Mitwisser verdächtigt. Uneingeschränkt schließt sich Herberhold den Argumentationen
Zingelers an.

Von dieser vorgefaßten Ansicht geht Herberhold bei seinen weiteren Erörterungen als
feststehende Tatsache aus. Sein Ziel ist die Ein- und Unterordnung aller überlieferten
Nachrichten über die frühe Gründung des Klosters Alt-Beuron in dieses Gefüge. Als frühe
schriftliche Überlieferung läßt er nur den Liber fundationum gelten, den die Enzberger, die
Vögte des Klosters, 1571 zusammen mit anderen Archivalien aus dem Kloster geraubt hatten.
Von diesem Liber konnte Vitus Hainzmann, der spätere Propst des Klosters, nur noch das
erste Blatt retten, das heute im Fürstlichen Archiv Sigmaringen aufbewahrt wird. Auf diese
Quelle, die um 1550 entstanden sein soll, sollen alle späteren schriftlichen Zeugnisse zurückgehen
.

Diese späteren Zeugnisse sollen nach 1750 in Beuron entstanden sein. Sie sind als
selbständige Schriftstücke, wie etwa die bereits erwähnte Karls-Urkunde, auf uns gekommen,
oder auszugsweise in einige Beuroner Anniversarbücher aufgenommen worden.

Als einziges Kriterium für deren Entstehung in der Zeit um 1750 verweist Herberhold auf
die Schriftzüge dieser Unterlagen. Nun läßt sich aber über das Alter von Schriftzügen trefflich
streiten, weshalb Vorbehalte, wie sich zeigen wird zu Recht, angebracht sind.

1 Franz Herberhold: Die auf den Namen Karls des Großen gefälschte Urkunde für Beuron, in:
Festschrift Adolf Hofmeister zum 70. Geburtstage am 9.8.1953. 1955. S. 80-112.

2 Karl Th.Zingeler: Geschichte des Klosters Beuron im Donautal. 1890; Karl Ochs: Wirtschaftsund
Rechtsgeschichte des Klosters Beuron bis 1515, in: Hohenz. Jahreshefte 1-3 (1934/36); Ders.:
2 Beuroner AnniversarienI und II, in: Hohenz. Jahreshefte4 (1937). Die Originale im Hauptstaatsarchiv
Stuttgart (HStAS) B371 Bül5; Eugen Schnell: Die Anniversarbücher der Klöster Beuron III und
Gorheim, in: Freiburger Diözesanarchiv 15 (1882).

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