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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1987/0220
Leopold Stierle

Ziel der nachfolgenden Ausführungen ist es daher, auf anderem Wege etwas mehr Licht
und Klarheit in diese Angelegenheit zu bringen.

Eng verknüpft mit diesem Fragenkomplex ist eine andere Quelle, die Pizenberger ebenfalls
in seinem Dokumentenbuch abdruckt, der Catalogus Praepositorum von Alt-Beuron. Der
Verfasser soll nach einem Schreiben des Abts Rudolf von 1788 an Herzog Karl Eugen von
Württemberg Bartholomäus Pirtschelin, Pfarrer in Egesheim, gewesen sein. Seine Quelle
sollen die Monumente der alten Propstei im Kapitelhause gewesen sein, die 1788 jedoch wegen
Umbau des Gebäudes nicht mehr zu sehen waren.

Herberhold führt dazu aus: »Der Catalogus soll in einem Urbar über die Gefälle des Stifts
Beuron gestanden haben. Dieses Urbar soll ein Beuroner Kanoniker namens Pirzschelin, der
in der ersten Periode des 16.Jahrhunderts in Egesheim Pfarrer gewesen wäre, geschrieben
haben. Das Egesheimer Urbar, und damit die Urschrift, hat sich weder in einem der
Sigmaringer Archive noch in Stuttgart bzw. Ludwigsburg ermitteln lassen. Die einzige noch
vorhandene Aufzeichnung unter dem Titel Catalogus praepositorum, aber ohne die obige
Vorbemerkung, stammt... von Vater Pizenbergers Hand3. Hat der Abt wirklich etwas über
Pirzschelin gewußt? Oder verbirgt sich dahinter eine ihm ahnungslos beigebrachte Mystifikation
und Verballhornung des Namens Pizenberger?«

Diese Ausführungen Herberholds beruhen auf einem verhängnisvollen Irrtum, denn den
Pfarrer Pirzschelin hat es tatsächlich gegeben. Das erwähnte Urbar, kurz »Stiftungsurbar von
1551« genannt, befindet sich im Hauptstaatsarchiv Stuttgart und ist überschrieben: Ernewe-
rung Rodel Unser Lieben Frawen Patronin ze Egißhain Lehen, Zinß und aigen Guetter.
Dergleichen des Liechtzehennden der Gotzhäuser zu Egißhain, Bupshain und Allennspach*.

Das Urbar wurde 1551 von Notar Lorenz Hängst, Beisitzer am kaiserlichen Hofgericht
Rottweil aufgestellt unter Mitwirkung des Dorfvogts Auberlin Denckinger und der namentlich
aufgeführten Richter zu Egesheim, in Anwesenheit des in Egesheim wohnhaften Herrn
Hans Schwaiger, Obervogt der oberen Herrschaft Hohenberg, sowie des ersamen, gaistlichen
Herrn Bartlome Pirtschelin, Pfarrherr zu Egesheim.

Auf Blatt 46a des Urbars ist eine Urkunde von 1559 nachgetragen, in der Pirzschelin noch
einmal als Pfarrer erwähnt wird. Die Urkunde berichtet vom Tausch eines Waldes in
Egesheim, den der Propst Wilhelm im Beisein, mit Hilf und Zuthun meiner Hannses
Schwaigers, in der Zeit Obervogt der oberen Herrschaft Hohenberg, sammt des ehrsamen
geistlichen Herrn Bartholomeum Pirtschelin des Gottshaus Beuren gemain Capitels und
Pfarrherrn zu Egesheim, und der Heiligenpfleger daselbst vorgenommen hat.

Und anschließend daran ist auf den Blättern 46b—48a die umstrittene Liste der Beuroner
Pröpste eingetragen, beginnend mit Johans de Tierstein, der als erster Propst vom Gründer
Gerold eingesetzt wurde, und endend mit dem 30. Propst Gabriel ab Eggenstein, der 1350
gewählt wurde und 8 Jahre regiert hat.

Es folgen zwei weitere geschichtliche Einträge und das Epitaph für Peregrin, den Gründer
von Beuron im Tal, sowie zwei kurze Notizen über die Einweihung der Kapelle in
Königsheim im Jahre 1448, und der Pfarrkirche in Egesheim von 1467. Diese beiden Notizen
stehen ausführlich im Seelbuch der Pfarre Egesheim. Pirzschelin bestätigt am Schluß, daß diese
Einträge durch ihn eigenhändig erfolgt sind: Conscripta sunt haec per me Bartholomaeum
Pirzschelin (so schreibt er selbst seinen Namen) CRB Parochus in Egeshain manu propria,
eigenhändig.

Eines weiteren Beweises für die Existenz des Beuroner Chorherrn und Pfarrers Pirzschelin
bedarf es wohl nicht. Sein Name findet sich jedoch in keiner der einschlägigen zeitgenössischen
Aufzeichnungen, weder in den Investiturprotokollen der Diözese Konstanz aus dem
15. Jahrhundert, die nur bis ca. 1490 reichen, noch in den Annatenregistern und den Subsi-

3 StA Sigmaringen Dep. 39 Beuron 83/12.

4 HStA Stuttgart H237 Bd. 160.

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