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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1987/0227
Bartholomäus Pirzschelin, der umstrittene Augustiner-Chorherr

Der Schreiber des Anniversars muß demnach beide »Quellen« gekannt haben. Von den
Annalen ist heute nur ein Extractus, ein Auszug erhalten, der im Liber Documentorum als Beil. A
und E überliefert ist. Der Text der Gedenkeinträge für die Klostergründer in den Anniversarien I
und III ist wörtlich dem Extractus entnommen. Dieser Extractus hat uns aber auch den Text der
Karls-Urkunde überliefert. Diese kann daher nicht erst 200Jahre später entstanden sein.
Unbeantwortet bleibt hier immer noch die Frage, wo die Originalschrift der Annalen nach 1750
geblieben ist, denn zu dieser Zeit muß sie ja noch vorhanden gewesen sein.

Unbeantwortet bleibt ferner die Frage, warum in den Beuroner Unterlagen, den Repertorien,
den Kopialbüchern und den beiden Chroniken, die alle um 1750 entstanden sind, die erste
Gründung durch Graf Gerold nicht erwähnt wird, obwohl entsprechende Unterlagen bestanden
haben. Immer mehr drängt sich die Vermutung auf, daß die fraglichen Unterlagen zunächst gar
nicht in Beuron aufbewahrt wurden, sondern lange, sehr lange Zeit am Ort ihres Entstehens, in
der auswärtigen Schreiberwerkstätte verblieben sind.

d) Das Beuroner Urbar von 133615 enthält ebenfalls eine Abschrift der ersten Gründungsgeschichte
des Klosters. Der Text ist dem Liber fundationum entnommen, dessen noch erhaltene
erste Seite mit dem Wort Mestetten aufhört. Das Urbar bringt aber auch die Fortsetzung des
Textes, der auf dem 2. Blatt des Liber fundationum gestanden haben muß und die weiteren Güter
und Rechte des Klosters aufzählt, so in Königsheim, Böttingen, Aggenhausen, Kolbingen... Der
Schreiber muß demzufolge seinen Auszug aus dem Liber gemacht haben, bevor dieser 1571 von
den Enzbergern geraubt wurde. Diese Aufzählung von Besitzungen des Klosters, ja sogar
ungefähr in der gleichen Reihenfolge, findet sich schon mehr als 200 Jahre früher in Urkunden, die
das Kloster betreffen, 1253 in lateinischer Sprache und 1303 in deutscher Sprache16.

Einige Merkmale sprechen dafür, daß die Niederschrift um 1550 erfolgt sein muß, keinesfalls
aber erst im 18. Jahrhundert in der Ära Pizenberger. Das Urbar ist ein Sammelband von
Aufzeichnungen über Güter und Gefälle des Klosters Beuron an verschiedenen Orten, die zu
verschiedenen Zeiten entstanden sind und später zu einem Band gebunden wurden. Die 2 ältesten
Bestandteile sind auf Pergament geschrieben, die jüngeren auf Papier. Als Einband wurde eine
Pergamenturkunde von Propst Vitus verwendet, die auf der Innenseite durch ein aufgeklebtes
Papierblatt verstärkt ist. Man kann davon ausgehen, daß keine Einträge mehr in den fertig
gebundenen Band geschrieben worden sind. Der Einband weist demnach auf die Zeit um 1600,
denn Propst Vitus hat 1614 resigniert. Auf dieselbe Zeit weist auch die Stelle selbst, an der die
Gründungsgeschichte im Urbar steht. Auf den Blättern davor steht eine Aufzeichnung vom 27.
und 28. Oktober 1537 über den Grenzverlauf des Klosterbesitzes17 und daran anschließend folgt
die Gründungsgeschichte. Nach Württembergisches Urkundenbuch Bd. 6 S. 430 und Zingeler
gehört die Niederschrift ins 17. Jahrhundert, Herberhold nennt das 18. Jahrhundert.

Zum Schluß werden noch 6 Pröpste von Alt-Beuron aufgeführt, deren Namen und Jahr ihrer
Wahl aus Epitaphien, Denkmälern und einem Nekrolog entnommen sein sollen. Der Gründer
Graf Gerold wird nicht genannt. Mit der Verlegung des Klosters nach Beuron im Tal endet der
Bericht. Als Quelle für seine Angaben beruft sich der Schreiber auch auf einen Nekrolog. Im
Kloster muß demnach ein Nekrolog vorhanden gewesen sein. Keines der erhaltenen Anniversarien
führt die oben erwähnten 6 Pröpste auf. Wir finden ihre Namen nur im Catalogus des
Pfarrers Pirzschelin, dessen Liste der Pröpste von Alt-Beuron 16 Namen umfaßt.

Mit anderer Schrift geschrieben stehen auf dem 2. Blatt nach der Gründungsgeschichte
einige Nachrichten über die Klostervogtei, beginnend mit dem Verkauf der Vogtei durch Graf

15 Generallandesarchiv Karlsruhe 66/A 84. Karl Ochs beschreibt das Urbar in seiner Wirtschaftsgeschichte
des Klosters Beuron (wie Anm.2) S. 6—12. Auszug von 1554 über Güter in Bärental StA
Sigmaringen Dep.39 Beuron 75/7. Kopie des ganzen Urbars aus dem Ende des 16. Jahrhunderts ebenda
137/2. Druck in Auszügen: Birlinger, in: Alemannia8 (1880), S. 185ff.

16 22.4.1253: Monumenta Zollerana Bd. 1. Nr. 179; 12.4.1303: ebenda Nr.247.

17 Kopie der Grenzbeschreibung von 1537, StA Sigmaringen Dep.39 Rep. Weinemmer, S.65; Druck:
Mitteilungen des Vereins für Geschichte und Altumskunde in Hohenzollern 15 (1881) S. 75.

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