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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1987/0261
Besprechungen

Dennoch ist das Buch verdienstvoll, weil hier die ältesten Kulturepochen baden-württembergischer
Geschichte, die allzu leicht als spröde oder unergiebig gelten, in großem Zusammenhang allgemeinverständlich
dargestellt werden.

Mannheim Margot Klee

Zwischen Schwarzwald und Schwäbischer Alb. Das Land am oberen Neckar. Hrsg von Franz Quarthai.
Sigmaringen: Jan Thorbecke 1984. 568S., 125 Abb. (Veröffentlichungen des Alemannischen Instituts
Freiburg i. Br. 52).

Der Sammelband mit insgesamt 19 Beiträgen geht zurück auf eine von der Tübinger Arbeitsgruppe des
Alemannischen Instituts veranstaltete zweisemestrige öffentliche Vortragsreihe in den Jahren 1979 und
1980. Damals hieß der Arbeitstitel noch »Der obere Neckarraum«, woraus jetzt das »Land am oberen
Neckar« wurde, allerdings nur im Untertitel, denn im Haupttitel wurde auf die werbewirksameren
Landschaftsnamen Schwarzwald und Schwäbische Alb rekurriert. Die relative Unattraktivität des oberen
Neckar hat übrigens schon der in der Einführung des Herausgebers zitierte Dichter Berthold Auerbach
erkannt, der seine in und um Nordstetten bei Horb spielenden Geschichten als »Schwarzwälder
Dorfgeschichten« ausgab. Man könnte in diesem Zusammenhang auch noch auf den 1835 in Sulz a.N.
gegründeten und seit 1837 in Oberndorf erscheinenden »Schwarzwälder Boten« hinweisen.

Im ersten Beitrag klärt Karl-Heinz Schröder die geographische Zugehörigkeit des Untersuchungsraumes
, der sich weitgehend mit dem oberen Neckargäu deckt, im Osten aber noch das Albvorland
mitnimmt, allerdings nur zum Teil, da beispielsweise Hechingen und Balingen nicht einbegriffen sind.
Schröder beschreibt das »natürliche Raumpotential« dieser Altsiedellandschaft in Bezug auf Böden,
Klima, Bodenschätze und Gewässer. Die Bodenschätze haben die Kulturlandschaft insgesamt zwar kaum
nachhaltig beeinflußt, wohl aber bemerkenswerte örtliche Entwicklungen hervorgerufen, so der Salzabbau
früher in Sulz und heute noch in Stetten bei Haigerloch. Nach wie vor sind die Heilquellen von
Bedeutung, denen zwei Orte (Niedernau, Imnau) das Prädikat »Bad« verdanken. Der Neckar hat zwar bis
ins vorige Jahrhundert hinein der Holzflößerei gedient, doch spielte sich der Verkehr hauptsächlich auf
den benachbarten Hochflächen ab. Für die Entwicklung von Siedlung und Wirtschaft in der Neuzeit ist
die Realteilung prägend gewesen mit ihren bekannten Auswirkungen, die ihrerseits wiederum Voraussetzungen
waren für die Industrialisierung. Von dem u. a. von Huttenlocher festgestellten Kontrast zwischen
den ehemals vorderösterreichischen katholischen Städten mit schwacher und den altwürttembergischen
evangelischen Städten mit weit stärkerer Industrialisierung hält der Verf. nicht viel, wie auch von einer
»territorial gebundenen« Industrialisierung in dem Gebiet nur bedingt die Rede sein könne.

Obwohl das Untersuchungsgebiet z. T. respektable Zeugnisse der Keltenzeit aufweist, beschränkt sich
die Vorgeschichte auf die römische und alemannische Zeit, die von Alfred Rüsch dargestellt wird. Der
Verf. gibt zunächst einen exakten Überblick über die 73/74 einsetzende römische Okkupation des Gebiets
und behandelt dann die beiden großen Stadtzentren Rottweil (Arae Flaviae) und Rottenburg (Sumelo-
cenna), die Kastelldörfer und die Gutshöfe. Eine Karte bietet den neuesten Stand der römischen Fund-
und Siedlungsplätze wie auch der Römerstraßen. Nur sehr knapp behandelt wird dagegen die Alemannenzeit
, wobei mangels früher Funde allzu weit in die Ferne geschweift wird. In einer Karte sind zwar die
alemannischen Grabfunde eingezeichnet, jedoch erfährt man im Text beispielsweise nichts über die
bedeutenden Friedhöfe in Hailfingen und Beffendorf. Auch andere Aspekte der alemannischen Besiedlung
, wie etwa die Verbreitung der Ortsnamentypen, bleiben unberücksichtigt.

Das frühe Mittelalter wird durch den Beitrag von Michael Borgolte über das Königtum vom 8. bis
11. Jahrhundert abgedeckt. Der Verf. geht zunächst auf die drei in Rottweil bezeugten Herrscheraufenthalte
ein (887, 906, 1040) und erörtert dann die Probleme, die sich bei der Erfassung des Reichsguts und
dessen Kartierung ergeben. Als Hilfskonstruktion wird der Begriff der »königlichen Orte« eingeführt, der
sowohl die eigentlichen Fiskalorte als auch die sonstigen Orte, die in irgendeiner Weise mit Königsgut in
Verbindung gebracht werden können, umfaßt. Die urkundlich faßbare Massierung königlicher Orte um
und südlich von Rottweil repräsentiert seiner Meinung nach tatsächlich die Schwerpunkte königlicher
Herrschaft am oberen Neckar, die darauf ausgerichtet war, die über Rottweil führenden Straßenverbindungen
zwischen Oberrhein und Bodenseegebiet bzw. Donau zu kontrollieren. Das Gegenstück dazu
sieht er im massiven Adelsbesitz nördlich, östlich und südöstlich von Rottweil. In einem Anhang werden
sämtliche Belege für die königlichen Orte und die Adelsgüter aufgelistet und mit sehr ausführlichem
Kommentar versehen. Leider finden sich schon im Textteil Anmerkungen zuhauf, und wenn diese auf

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