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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1987/0263
Besprechungen

nicht berücksichtigt wurden. Daß man in dem Beitrag nur wenig über die Beschwerden und Motive der
Bauern erfährt, ist dagegen nicht dem Verf. zuzuschreiben, sondern den einseitigen Quellen.

Die Serie von fünf Aufsätzen, die der Reichsritterschaft gewidmet ist, wird von zwei deskriptiven
eingeleitet über das Siedlungsbild von Siegfried Kullert und über die Schlösser von Volker Himmelein,

Der Beitrag Küttens stützt sich im wesentlichen auf sein 1967 erschienenes Buch, doch hat sich der Verf.
erfreulicherweise auf das Untersuchungsgebiet beschränkt und noch eine Ergänzung über die Judensiedlungen
angehängt. Als Hauptmerkmale der ritterschaftlichen Dörfer werden naturgemäß zuerst die Schlösser
beschrieben und zwar hinsichtlich Grundriß, Aufriß und Lage. Was die Dorfformen und Flurformen betrifft,
so habe die Ritterschaft keine eigenständige Gestaltung entwickelt, abgesehen von den Großblockfluren des
Herrschaftslandes, die anhand von Flurkarten auch anschaulich gemacht werden. Nicht viel anfangen kann
man dagegen mit den wenigen statistischen oder historischen Angaben, etwa wenn es heißt, daß um die Mitte
des 19. Jahrhunderts die südwestdeutschen Rittergüter eine Wirtschaftsfläche von rund 100 ha bzw. 130 ha
mit Wald gehabt hätten, oder daß die südwestdeutschen Adligen vorzugsweise von den Erbzinsen und
Gefällen ihrer Untertanen gelebt hätten. Ausführlich werden die jüdischen Wohnquartiere und Synagogen in
den Dörfern Mühringen, Baisingen und Mühlen beschrieben, wohingegen Nordstetten, Dettensee und
Rexingen fehlen, obgleich diese ihrer Struktur nach ebenfalls zu den ritterschaftlichen Dörfern gezählt
werden müssen, auch wenn sie nicht zum Ritterkanton steuerten.

Volker Himmelein beschreibt die meisten der etwa 40 zwischen Tübingen und Rottweil bestehenden
oder noch nachweisbaren Schloßanlagen. Dabei erfahren wir nicht nur interessante architektonische und
kunstgeschichtliche Details, sondern auch etwas über die Erbauer bzw. die späteren Schloßbesitzer.
Leider endet der neckaraufwärts führende Gang bereits im Glattal, wie auch die Stadtschlösser von Horb
und Haigerloch übergangen werden. Bei der großzügigen Bebilderung hätte man sich statt mancher
Postkartenfotos mehr historische Ansichten von verschwundenen Schlössern gewünscht.

Der Beitrag von Gert Kollmer über die wirtschaftliche und soziale Lage der Reichsritterschaft im
Ritterkanton Neckar-Schwarzwald 1648-1805 besteht aus Auszügen aus dem 1979 erschienenen Buch des
Verfassers. Leider hat sich Kollmer nicht der Mühe unterzogen, seine Ausführungen auf den Untersuchungsraum
zuzuschneiden oder wenigstens mit Beispielen aus diesem Raum anzureichern. So hätte man
doch gerne etwas über den Umfang der hiesigen Rittergüter erfahren, über das Verhältnis von Eigenbau
zu Gefällen, die Frondienstverpflichtungen der Untertanen, die gewerblichen Betriebe der Ritter.
Interessant wäre auch gewesen, welche Rittergüter hier zwangsverkauft wurden, welche alten Ritterfamilien
sich gehalten haben und welche nicht.

Auch die beiden Aufsätze von Werner Kundert über »Reichsritterschaft und Reichskirche vornehmlich
in Schwaben 1555-1803« und von Volker Press über den »Württembergischen Angriff auf die
Reichsritterschaft 1749-1754« haben, wie aus dem Titel hervorgeht, mit der Ritterschaft zu tun, aber
leider gar nichts mit dem oberen Neckar.

Dem weiten Feld der Kirchen und Klöster ist nur der Beitrag von Rudolf Reinhardt gewidmet. In drei
Abschnitten behandelt der Verf. die Klöster, das (katholische) Pfarreisystem und schließlich noch die
Gründung des Bistums Rottenburg. Bei den Klöstern wird auf die älteren und jüngeren auswärtigen
Benediktinerklöster zurückgegriffen, ohne jedoch auf deren kirchlichen Einfluß einzugehen. Die im
13. Jahrhundert entstandenen Frauenklöster (Rottenmünster, Kirchberg, Oberndorf) sowie die Mannsklöster
der Bettelorden werden nur flüchtig gestreift und auf weniger Platz abgehandelt als die zugegebenermaßen
auffallend zahlreichen Sammlungen, Klausen und Einsiedeleien. Ausführlicher dargestellt
werden auch die von den Orden getragenen Lyzeen und Gymnasien in Rottweil und Rottenburg. Wenn
dann auf drei Seiten das Pfarreisystem vom frühen Mittelalter bis zum Beginn des 19.Jahrhunderts
zusammengedrängt wird, kann man sich vorstellen, was alles nicht zur Sprache gekommen ist. So erfährt
man nichts über die Veränderungen des Pfarreisystems im Zuge der Stadtgründungen, über die zahlreichen
spätmittelalterlichen Kaplaneistiftungen in den Städten und Filialdörfern, über die Patrozinien, die
Patronatsrechte, Inkorporationen, Dekanate, Pfründen oder Kirchenbauten. Fast nichts liest man auch
über die Bruderschaften, während sich das Wallfahrtswesen auf das Weggental beschränkt. Ziemlich
ausführlich wird dagegen die Vorgeschichte der Rottenburger Bistumsgründung geschildert. Als Beilage
wird noch ein Verzeichnis der Sammlungen und Klausen am oberen Neckar geboten, das aber anstatt
Daten lediglich Literaturhinweise enthält.

Paul Sauer behandelt auf der Grundlage seines 1966 erschienenen Buches die jüdischen Gemeinden,
die am oberen Neckar besonders zahlreich waren. Die Darstellung befaßt sich zunächst mit den im
Spätmittelalter entstandenen Judensiedlungen in den Städten Rottweil, Rottenburg, Oberndorf, Horb und
Haigerloch, die aber alle bis auf Haigerloch im 15. Jahrhundert wieder eingegangen sind. Im 16. Jahrhun-

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